SPOX/Goal: Ursprünglich wollten Sie in der Nacht vor Ihrem ersten Training in Ostwestfalen noch einen Rückzieher machen. Sie riefen Ihre Frau an und äußerten Bedenken, dass Sie es nicht schaffen würden.
Saibene: Ich kam aus einer komplett anderen Region, einem anderen Land und kannte hier keinen Menschen. Auch kaum Spieler aus dem Kader. Das war eine Panikreaktion kurz vor dem Ziel. Ich hatte extreme Bedenken, wusste aber auch, dass ich nicht mehr zurückziehen konnte. Als ich mit meiner Frau telefonierte sagte ich ihr, dass ich mich sehr unwohl fühle und gar nicht weiß, was auf mich zukommt.
SPOX/Goal: Wie haben Sie diese Sachlage gelöst bekommen?
Saibene: Ich dachte mir dann, dass ich ja nur gewinnen könne. Als vierter Trainer nach Interimscoach Carsten Rump war klar: Wenn wir absteigen, wird es sowieso heißen, die Mannschaft war zu schlecht. Ich sah also einfach das Positive, denn wenn mir die Rettung gelingt, ist das ein großer Sprung für mich. Das war meine Motivation.
SPOX/Goal: Wenn man kaum einen Spieler im Kader kennt, wie läuft so etwas dann in den ersten Trainingstagen ab?
Saibene: Es war extrem schwer am Anfang. Ich kannte Fabian Klos und Florian Dick - das war's. Ich brauchte zwei Wochen, bis ich alle Namen draufhatte. Manche Spieler habe ich dreimal täglich begrüßt. (lacht) Rumpi meinte häufig: ‚Hey Jeff, den hast du doch schon begrüßt.' Und ich dachte nur: Scheiße, bei Arminia sehen alle gleich aus. (lacht) Das Trainerteam hat mir dabei viel geholfen. Bis heute unterstützen mich alle sehr.
Jeff Saibene: "Ich bin der geborene Ostwestfale"
SPOX/Goal: Sie gelten als Mann der ruhigen Töne. Das passt ja eigentlich optimal nach Ostwestfalen, oder?
Saibene: Absolut. Ich habe erst kürzlich gesagt: Ich bin der geborene Ostwestfale. (lacht) Aber ernsthaft: Deshalb fühle ich mich auch so wohl hier, ich passe einfach hier hin. Ich bin eher ein zurückhaltender Typ. Mit der Zeit, wenn mich die Leute kennen, kann ich aber sehr aufgeschlossen und lustig sein. Eben wie ein Ostwestfale.
SPOX/Goal: Gibt es einen besonderen Einfluss, der Ihren Stil als Trainer geprägt hat?
Saibene: Mein erster Trainer in der Schweiz war Wolfgang Frank. Er hatte ja auch auf Jürgen Klopp großen Einfluss. Gespräche mit ihm waren sehr angenehm, er war sehr positiv und musste nie herumschreien. Das ist für mich auch ein Zeichen von Schwäche, wenn man sich nur darüber Anerkennung oder Akzeptanz holt. Ich kann auch mal laut werden, aber das muss nicht unbedingt sein. Man muss kompetent sein, so dass die Jungs merken, was sie besser machen müssen und dass der Trainer etwas von seinem Beruf versteht. Nichts anderes zählt.
Jeff Saibene über die Aufstiegschancen von Arminia Bielefeld
SPOX/Goal: Sie sagten bereits, langfristig in der 1. Liga trainieren zu wollen. Ist das mit Arminia möglich?
Saibene: Die sportlichen und finanziellen Perspektiven sind in den letzten eineinhalb Jahren schon deutlich besser geworden. Daher kann ich mir mittelfristig schon vorstellen, auch mit Arminia aufzusteigen. Natürlich habe ich als Trainer den Traum, eines Tages in der Bundesliga zu trainieren. Ich würde lügen, wenn ich etwas anderes behaupten würde. Im Moment ist das aber kein Thema, denn es müsste schon einiges passieren, damit ich hier weggehe.
SPOX/Goal: Vielleicht wird ja eines Tages ein Platz beim Hamburger SV frei. Das ist ja Ihre Lieblingsmannschaft in Deutschland.
Saibene: Die sind ja aber gar nicht in der 1. Liga. (lacht) Der HSV war schon als Kind mein Traumverein, das ist auch bis heute so geblieben. Aber wie gesagt, das ist aktuell sehr weit weg.
SPOX/Goal: Wie sieht es denn dann in Sachen Tischtennis aus? Sie haben in Bielefeld zu Ihrem Einstand eine Tischtennisplatte mitgebracht und behauptet, Sie seien unschlagbar.
Saibene: Das hat sich ein bisschen geändert, weil die anderen so viel spielen und ich etwas weniger. Rumpi hat schon getönt, dass ich ihn nicht mehr schlagen würde. Das werde ich in den nächsten Tagen jetzt mal wieder begradigen müssen und ihn auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Dann ist er auch wieder für ein paar Wochen ruhig.