Jonas Boldt arbeitete zwölf Jahre lang in verschiedenen Funktionen bei Bayer Leverkusen, ehe er den Verein im Dezember 2018 als Sportdirektor überraschend verließ. Seit der neuen Saison ist der 37-Jährige Sportvorstand beim Hamburger SV.
Im Interview mit SPOX und Goal spricht Boldt ausführlich über Meinungsverschiedenheiten in Leverkusen, Gespräche mit dem FC Schalke 04, die Gründe für die Entscheidung zugunsten des Hamburger SV und sein Bild von HSV-Investor Klaus-Michael Kühne.
Herr Boldt, Sie begannen 2007, für Bayer Leverkusen zu arbeiten und haben dort nach und nach immer weitere Stufen der Karriereleiter erklommen. Am 1. Juli 2018 haben Sie Ihren Vertrag verlängert und wurden zum Sportdirektor ernannt. Rund ein halbes Jahr später verließen Sie den Verein jedoch überraschend. Das hätten Sie sich so sicher auch nicht träumen lassen, oder?
Jonas Boldt: Ich träume eigentlich ohnehin selten. (lacht) Aber nein, damit war nicht zu rechnen. Bayer hatte sich im letzten Jahr sehr stark bemüht, mir eine Perspektive aufzuzeigen. Ich habe auch immer das nötige Vertrauen gespürt. Der genaue Titel war für mich absolut nicht entscheidend, sondern vielmehr, was man inhaltlich umsetzen kann. Dazu hatten wir mit Julian Brandt, Jonathan Tah und Lars Bender verlängert, so dass nicht nur für mich, sondern auch für die Spieler klar war: Ich kann hier jetzt nicht gehen, der Weg ist noch nicht zu Ende.
Bereits im Dezember war dies dann aber dennoch der Fall. Was ist in der Zwischenzeit geschehen?
Boldt: Im Sommer ist einiges passiert und wir sind dann auch schlecht in die Saison gestartet. Irgendwann kam ich zu dem Punkt, dass ich meine Ideen nicht mehr so umsetzen konnte, wie wir es zum Zeitpunkt meiner Verlängerung besprochen hatten. Und dann gibt es eben zwei Möglichkeiten: Das Ganze aussitzen und sich der Verantwortung entziehen oder die Dinge offen ansprechen.
spoxSie haben sich für Letzteres entschieden.
Boldt: Ich habe daraufhin meinen Weg noch einmal klar gekennzeichnet. Ich bin nicht der Typ, der die Schuld auf andere schiebt oder sich wegduckt. Wenn eine solche Situation entsteht, hat jeder seinen Teil dazu beigetragen. Ich habe einige offene Gespräche mit Rudi Völler und Werner Wenning geführt. Wir hatten uns das alle anders vorgestellt. Danach war aber klar, dass es in eine andere Richtung gehen soll und es daher sinnvoller für alle Beteiligten ist, wenn ich etwas anderes mache.
Wie haben Sie denn genau gemerkt, dass sich etwas verändert hatte?
Boldt: Es hatte mit der schwierigen sportlichen Situation zu tun. Meiner Meinung nach gab es dafür Gründe, die ich intern auch immer klar geäußert habe. Da kam es auch mal zu Meinungsverschiedenheiten, was ja aber völlig legitim ist. Ich war jedoch von meiner Meinung überzeugt und habe nichts einfach so dahergesagt.
Waren Sie überrascht, dass Ihre Meinung keine Unterstützung fand?
Boldt: Ich respektiere natürlich auch andere Ansichten. Wenn ich Verantwortung trage und von meiner Ansicht überzeugt bin, dann möchte ich sie durchsetzen und keine internen Querelen anfangen. Der Verein steht immer über allem. In dem Moment gab es für mich einfach keine zwei Meinungen - und deshalb habe ich daraus die Konsequenzen gezogen.
Wie sehr hat denn Rudi Völler als Ihr langjähriger Förderer mit Ihrer Entscheidung gerungen?
Boldt: Sehr stark, er wollte mich nicht verlieren. Wir hatten sicherlich auch einige Reibungen, das kam im Laufe der Jahre aber immer mal wieder vor. Es wurde in dieser Situation etwas extremer, möglicherweise auch von mir unbewusst provoziert. Er hat letztlich über einen langen Zeitraum alles versucht, um mich von seiner Meinung zu überzeugen. Er kennt mich aber natürlich auch und merkte, dass ihm das nicht gelingen wird.
Der Abschied dürfte Ihnen nach all den Jahren dennoch schwergefallen sein, oder?
Boldt: Definitiv. Es war keine Nacht-und-Nebel-Entscheidung, sondern über einen langen Zeitraum sehr gut überlegt. Ich habe gemerkt, dass ich aufgrund der Situation in eine Rolle geraten bin, in der ich mir selbst nicht gefallen habe. Ich habe mit Sicherheit auch Fehler und nicht alles richtig gemacht. Letztlich möchte ich aber in den Spiegel gucken können und sagen: Ich stehe für etwas und verstelle mich nicht. Ich wusste allerdings, dass das in dieser Konstellation irgendwann nicht mehr der Fall sein wird.
Dennoch standen Sie dem Verein noch bis Saisonende in beratender Funktion zur Verfügung.
Boldt: Das war eine bewusste Entscheidung von mir und das hat mit sehr vielen Menschen wunderbar geklappt. Unter anderem auch mit dem neuen Trainerteam um Peter Bosz, mit dem ich schon zu einem früheren Zeitpunkt Kontakt gehabt hatte. Man hat bei Peter ja auch deutlich gesehen, dass er sehr gut zu dieser Mannschaft passt. Für mich stand zu diesem Zeitpunkt über allem, dass wir das Ziel Champions League erreichen. Ich habe diese Mannschaft schließlich zusammengebaut und diesen Trainer für sie in Erwägung gezogen. Es gab in der Rückrunde intern wie extern zwar zwischenzeitliche Zweifel am Erreichen der Champions League, aber es hat sich gelohnt, dafür zu kämpfen. Nach dem letzten Spieltag war es ein schönes Gefühl, dass es geklappt hat.
Es hieß, Sie haben auch Ihren Nachfolger Simon Rolfes noch eingearbeitet.
Boldt: Nein, das ist medial mal falsch dargestellt worden. Das war so auch gar nicht besprochen. Ich habe gesagt, dass ich allen im Klub beratend zur Verfügung stehe, natürlich auch Simon. Jeder hat das für sich so genutzt, wie er es für richtig hielt.
Es wurde kolportiert, dass Sie mit dem ebenfalls zum 1. Juli angestellten neuen Geschäftsführer Fernando Carro über Kreuz lagen. Wussten Sie von dessen Anstellung, als Sie Ihren Vertrag damals verlängert haben?
Boldt: Nein. Es stand fest, dass ein Nachfolger von Michael Schade kommen würde. Wer das sein würde, war mir damals aber noch nicht klar.
Carro war 24 Jahre in verschiedenen Funktionen bei Bertelsmann und zuvor noch nie in der Fußballbranche tätig. Was für eine Art Typ ist er?
Boldt: Das muss jeder, der ihn kennenlernt, für sich selbst entscheiden.
Sie dagegen waren zwölf Jahre in Leverkusen. Konnten Sie sich anfangs denn davon lösen?
Boldt: Wenn man so lange in einem Verein ist, hat man einen guten Draht zu vielen Menschen. Es ist mir erst im Nachhinein klar geworden, wie viele das sind. Auch insbesondere aufgrund der Vision, die ich für diesen Klub hatte. Mir ist es schwer gefallen, mich sofort zu lösen. Die Leute haben es mir nicht leicht gemacht, weil sie den Kontakt zu mir suchten.
Sie haben bei Bayer lange daran gearbeitet, mit den bereits angesprochenen Spielern wie Brandt, Tah oder Bender zu verlängern. Kaum sind Sie nun aus Leverkusen weg, wechselt Brandt zum BVB. Ärgert das einen auch im Nachhinein noch?
Boldt: Nein, das hätte schließlich auch mit mir passieren können. Es ging damals darum, dass er mindestens die vergangene Saison noch bleibt. Das haben wir geschafft, auch wenn es nicht einfach war - wie man ja jetzt an seinem Wechsel sieht. Denn er ist nun trotzdem gegangen, obwohl sich Bayer für die Champions League qualifiziert hat. Wir konnten immerhin seine Ausstiegsklausel signifikant erhöhen und somit einen Mehrwert schaffen. Der Verein profitiert auch aktuell davon, dass uns das bei Spielern wie Bailey, Havertz oder Tah ebenfalls gelang. Auch deshalb konnte ich Bayer meiner Ansicht nach erhobenen Hauptes verlassen.
Was haben Sie denn unmittelbar nach dem Aus gemacht?
Boldt: Ich hatte das Glück, dass mein Bruder mit einem Kumpel eine Reise nach Kanada zum Skifahren gebucht hatte, in die ich mich eingeklinkt habe. Damit habe ich mir einen kleinen Lebenstraum erfüllt.
Und danach?
Boldt: Ich stand bei Bayer und auch außerhalb des Klubs für Gespräche zur Verfügung, die viele auch gesucht haben. Ich war für Leverkusen dazu beratend im Scouting tätig, habe deshalb sehr viele Reisen gemacht und mir viele Spiele von der Regionalliga bis zur Champions League angeschaut. Ich wollte mir einfach viel Zeit nehmen, um mich neu aufzustellen, zu reflektieren oder mit Experten über Themen wie Ernährung oder Psychologie auszutauschen. Die Kombination war klasse: Ich war im Tagesgeschäft im Fußball dabei, aber ganz ohne Alltagsdruck.
Wie oft hat denn das Telefon geklingelt mit interessierten Vereinen am anderen Ende?
Boldt: Anfangs sehr intensiv, es kam dann auch gleich zu einigen Gesprächen. Ich war also ständig involviert und wusste nie, was morgen kommen würde.
Sie waren zu dieser Zeit bei vielen Klubs ein Kandidat, einige der Gespräche wie beispielweise mit dem FC Schalke 04 sind auch öffentlich geworden. Hat es Sie überrascht, dass Sie sich trotz der Fülle an Interessenten erst einmal nicht mit einem Verein einigen konnten?
Boldt: Nein. Ich bin ein sehr direkter Typ. Ich wollte unbedingt vermeiden, irgendwo anzufangen, nur um später schnell festzustellen, dass es doch nicht passt. Ich habe meine Vorstellungen und weiß, wie ich mich am besten einbringen kann, aber ich mache nicht alles mit. Es war mir wichtig, das von vornherein so anzusprechen. Irgendwann habe ich mich zwar schon gefragt, wie es denn nun konkret weitergehen würde. Es hätte aber aus freier Entscheidung durchaus sein können, dass ich zur neuen Saison erst einmal ohne Tätigkeit im Fußballmanagement bin.
Dann aber kam der HSV und es ging ziemlich schnell?
Boldt: Genau. Gerade im Verhältnis zu anderen Klubs, mit denen es mal nur ein Gespräch gab oder auch über Wochen und Monate ging. (lacht) Das hing natürlich auch damit zusammen, dass der HSV nicht mehr viel Zeit für eine Entscheidung hatte, weil der Trainingsstart vor der Tür stand.
Haben Sie sich auch deshalb zügig entschieden, weil Sie 2018 bereits in Gesprächen mit Hamburg waren, bevor Sie sich für die Verlängerung in Leverkusen entschieden?
Boldt: Ja. Rudi Völler hat zu mir später gesagt: Hätte ich gewusst, wie es sich letztlich in Leverkusen entwickelt, dann hätte ich dich damals gehen lassen. Der HSV blieb in meinem Hinterkopf - und plötzlich kam dieselbe Situation wie vor einem Jahr noch einmal. Wir haben dann ein längeres Gespräch geführt. Natürlich hätte ich noch weitere Male sprechen können, aber ein Risiko wird letztlich immer dabei sein. Mir war viel eher frühzeitig klar: Das ist es jetzt. Die Herausforderung HSV hat mich enorm gereizt. Auch wenn ich weiß, dass das viele Menschen verwundert hat.
War es denn Ihre Ambition, nach den zahlreichen Jahren in der hinteren Reihe auch mal Hauptverantwortlicher zu sein?
Boldt: Nein. Mir ging es nie darum, in erster Reihe zu stehen oder gar die Kameras zu suchen. Ich will einer Verantwortung gerecht werden. Das ist mir in Leverkusen gelungen, auch wenn ich dort in Bezug auf die öffentliche Wahrnehmung in zweiter oder dritter Reihe gearbeitet habe. Irgendwann merkte ich: Wenn du etwas verantworten willst, was du für richtig hältst, musst du es auch verantworten können. Das war bei Bayer am Ende nicht mehr gegeben. Es ist aber immer auch eine Frage der Konstellation. Auf Schalke hatte ich ein sehr gutes Gespräch mit Christian Heidel und hätte mich unter ihm eingeordnet. In Hamburg war es wiederum so, dass ein Sportvorstand gesucht wurde und ich mich dieser Aufgabe mit allem Drum und Dran stellen wollte.
Woran ist es mit Schalke letztlich gescheitert?
Boldt: Ich habe mich mit Christian Heidel und Clemens Tönnies wirklich toll ausgetauscht, aber auch unterschiedliche Ansichten festgestellt. Zudem war der Zeitpunkt vielleicht nicht so ideal, da sie sehr früh auf mich zukamen, Christian Heidel dann aber bereits Anfang des Jahres gegangen ist. Ich dagegen wollte mir bewusst Zeit für die Reflektion nehmen und nicht direkt wieder ins Hamsterrad einsteigen.
Kürzlich haben Sie über Ihren Entscheidungsprozess gesagt: "Selbst wenn ich alle Vereine nun zum gleichen Zeitpunkt nebeneinander legen würde, es wäre immer der HSV gewesen." Warum?
Boldt: Ich war nach allen Gesprächen, die konkreter geworden sind, von der Aufgabe und Herausforderung beim HSV am meisten überzeugt. Ich habe mich nicht gegen etwas entschieden oder etwas für schlecht befunden. Es kommt auch mal auf das Timing an, dazu ist es ja auch nie meine alleinige Entscheidung. Beim HSV hatte ich bei allem Risiko sehr schnell ein gutes Bauchgefühl und richtig Bock.
Der HSV hat in den letzten Jahren im ganzen Land viel Hohn und Spott ertragen müssen. Wie haben Sie das bislang beobachtet?
Boldt: Man kann natürlich nicht alles direkt nachvollziehen und aufarbeiten. Es ist wichtig, dass man grobe Szenarien versteht, man darf sich aber nicht zu sehr mit der Vergangenheit aufhalten. Ich habe den HSV schon eher als Klub wahrgenommen, in dem nicht unbedingt eine gemeinsame Sprache gesprochen wird. Es ist das große Ziel, künftig wieder eine Einheit als Klub darzustellen, damit sich auch die Menschen als Einheit mit der Mannschaft und dem Verein sehen. Nur so kann es funktionieren. Dass der HSV teilweise als Lachnummer bezeichnet wurde, zeigt aber auch, dass man auf ihn schaut. Wir wollen das künftig wieder in die richtige Richtung lenken, doch dafür müssen wir erst einmal liefern.
Gerade das Image des Klubs hat zuletzt sehr gelitten. Sehen Sie es auch als eine Ihrer Aufgaben an, dieses deutschlandweit zu verbessern?
Boldt: Ich trete nicht an, um das Image des HSV zu verändern. Wenn du jedoch Werte vorlebst und für Vertrauen sorgst, wirst du erfolgreich arbeiten - und dadurch verändert sich das Image doppelt. Erstens, weil du erfolgreich bist und zweitens, weil du für etwas stehst. Das habe ich mir schon immer auf die Fahne geschrieben, auch wenn ich so wie jeder Mensch meine Fehler machen werde. Die Wahrscheinlichkeit auf Siege ist höher, wenn man an einem Strang zieht.
Bei SPOX und DAZN sagten Sie kürzlich, dass Sie bislang noch kein Gespräch mit Investor Klaus-Michael Kühne geführt haben. Weshalb nicht?
Boldt: Wenn er mit mir sprechen will, dann werde ich mit ihm sprechen. Diese Situation wird bestimmt auch noch kommen. Ich sehe dazu aktuell jedoch keine Eile. Meine erste Aufgabe war es, ein Trainerteam zu finden, Strukturen um- und eine Mannschaft aufzubauen. Ich bin in der Pflicht, zu liefern und nicht zu fordern. Ich denke, dass es unabhängig von Herrn Kühne genug Menschen gibt, denen der HSV am Herzen liegt. Deren Meinung möchte ich einholen und erklären, was wir vorhaben. Ich will in die Stadt hineinhören. Deshalb habe ich mich beispielsweise auch bereits mit Uwe Seeler getroffen und werde bald mit Horst Hrubesch sprechen.
Besteht denn noch eine Art Abhängigkeit von Kühne?
Boldt: Nein, warum? Die Thematiken, die mit dem Aufsichtsrat besprochen wurden, haben mit ihm erst einmal nichts zu tun. Wir haben ein abgesegnetes Budget, in dessen Rahmen ich mich in Absprache mit dem Aufsichtsrat bewege. Wenn wir zeigen, dass wir damit umgehen können, haben wir vielleicht die Chance, das Vertrauen der Menschen, die dem HSV wohlgesonnen sind, zurück zu gewinnen. Ich bin gefragt, Lösungen zu finden.
Finden Sie es aber nicht merkwürdig, dass Kühne selbst noch nicht den Kontakt gesucht hat? Schließlich gibt es beim HSV eine neue sportliche Führung.
Boldt: Ich habe ja nicht gesagt, dass es keinen Kontakt gab. Ich habe nur gesagt, dass ich noch nicht mit ihm gesprochen habe und mein Fokus momentan auf den Aufgaben rund um die Mannschaft liegt.
Welches Bild hatten Sie denn bislang als Außenstehender von Kühne?
Boldt: Er hat etwas geleistet, wovor man riesigen Respekt haben muss. Er ist durch und durch HSV-Fan und liebt den Verein. Mehr weiß ich nicht über ihn. Wie gesagt, mein vordringliches Thema ist derzeit nicht die Beziehung Boldt/Kühne, sondern Boldt beim HSV.
Worauf ich Sie noch ansprechen möchte, ist die Veröffentlichung des Spiegel im Rahmen seiner Arbeit mit Football Leaks. Demnach sollen Sie 2015 den Beratern des damaligen Swansea-Torhüters Lukasz Fabianski mit Hilfe eines Scheinangebots zu einem siebenstelligen Honorar verholfen haben, nachdem dessen Vertrag verlängert wurde. Wie sehr hat Sie diese Veröffentlichung getroffen?
Boldt: Ich war schon sehr stark verwundert, auch über den Zeitpunkt. Ich habe bereits gesagt, dass ich die Email mit der Interessensbekundung nicht hätte vorformulieren lassen sollen, auch wenn sie von mir initiiert wurde und es meine Worte waren. Inhaltlich lief das immer im Sinne von Bayer Leverkusen ab. Jeder, der mich kennt, weiß das auch. Man hat ja letztlich gesehen, dass diese Geschichte aufgrund von inhaltlicher Substanzlosigkeit keine Nachwirkungen hatte. Mich beschäftigt das Thema nicht mehr.
Inwiefern sind Sie denn froh, in der neuen Saison womöglich erst einmal nicht auf Ihren alten Klub zu treffen?
Boldt: Auch wenn es nicht geplant war, macht es das sicherlich leichter, dass der HSV derzeit kein unmittelbarer Konkurrent ist. Im Anschluss an das letzte Heimspiel haben mich viele Fans darauf angesprochen, dass sie es begrüßen würden, wenn ich nicht zu einem direkten Konkurrenten gehe. Ich wusste zwar zu dem Zeitpunkt nichts vom Interesse des HSV, aber ich freue mich, dass ich ihnen diesen Wunsch unbewusst erfüllen kann. Mir war es wichtig, dass ich immer eine besondere Beziehung zum Verein, den Mitarbeitern und vor allem auch den Fans hatte. Was sich dort mittlerweile entwickelt hat, ist angesichts der Größe der Stadt Leverkusen beachtlich. Was mir aber sogar ein bisschen leidtut ist, dass ich eigentlich vorhatte, mich in Leverkusen noch einmal vernünftig zu verabschieden. Am Saisonende ging das nur etwas überstürzt, auch wenn ich mit vielen einzelnen Personen gesprochen habe. Ich werde Leverkusen immer die Daumen drücken, weil sie bis auf die Möglichkeit im Pokal kein Konkurrent sind - zumindest noch in dieser Saison! (lacht)