Der kriselnde VfB Stuttgart hat in letzter Minute einen Befreiungsschlag im Rennen um den Aufstieg gefeiert - und den HSV tiefer in die Misere bugsiert.
Pellegrino Matarazzo herzte seine Schützlinge sichtlich erleichtert, HSV-Trainer Dieter Hecking stand wenige Meter entfernt mit düsterer Miene und verschränkten Armen am Spielfeldrand: Der zuletzt kriselnde VfB Stuttgart darf im Rennen um den Bundesliga-Aufstieg nach dem dramatischen 3:2 (0:2) in letzter Minute etwas durchatmen, der Hamburger SV dagegen gerät wieder stärker unter Druck.
"Das tut uns gut", sagte VfB-Coach Matarazzo nach dem erhofften Erfolgserlebnis: "Das Schönste sind immer die Emotionen. Zum Schluss ist es ein Gefühl, das dich ein Leben lang begleiten wird." Der geglückte Lucky Punch kurz vor Spielende sei "tabellenmäßig und für die Psychologie der kommenden Spiele" sehr wichtig gewesen, fügte er hinzu.
Gonzalo Castro verschafft Pellegrino Matarazzo Luft
Matarazzo hatte allen Grund zur Freude. Die Schwaben waren mit zwei unerwarteten Auswärtsniederlagen denkbar schlecht aus der Coronapause gekommen, der 42-jährige Amerikaner mit italienischen Wurzeln geriet nach dem verkorksten Restart zunehmend in die Kritik. Die Vereinsführung um Vorstandschef Thomas Hitzlsperger und Sportdirektor Sven Mislintat stärkte ihrem Trainer aber mit einer vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2022 den Rücken - und wurde direkt belohnt.
Sechs Spiele vor dem Saisonende stehen die Stuttgarter wieder auf Aufstiegsplatz zwei, zwei Punkte vor dem HSV auf dem Relegationsrang. "Wir gehen gestärkter als Hamburg in die nächsten Spiele", sagte Siegtorschütze Gonzalo Castro bei Sky. Der 32-Jährige hatte den Ball in der Nachspielzeit (90.+2) zum viel umjubelten Sieg über die Linie gedrückt - und damit die Stuttgarter schlagartig in Ekstase versetzt.
imago images"Mentale Belastung": HSV-Coach Dieter Hecking enttäuscht
Zuvor hatten Wataru Endo (47.) und Nicolas Gonzalez (60./Foulelfmeter) ein Comeback nach einer "katastrophalen ersten Hälfte" (Castro) eingeleitet. Die Hamburger konnten nach den Treffern von Joel Pohjanpalo (16.) und Aaron Hunt (45.+2/Handelfmeter) nichts Zählbares mitnehmen.
"Dieser Sieg ist sehr wichtig für den Kopf", unterstrich Castro, die Schwaben fahren nun mit Rückenwind zu Dynamo Dresden. Das Tabellenschlusslicht wird am Sonntag (13.30 Uhr) erstmals nach dem Neustart auflaufen.
Auf Hecking und den HSV wartet hingegen viel Kopfarbeit. Die Verarbeitung des Spiels werde "ganz sicher nicht einfach", sagte der 55-Jährige, neben der "athletischen Belastung" müsse sein Team auch die "mentale Belastung und Enttäuschung" abschütteln.
1. FC Heidenheim sitzt dem HSV im Nacken
Erschwerend kommt hinzu, dass das Drama in Stuttgart nicht die einzige Enttäuschung in den vergangenen Wochen war. Im ersten Geisterspiel bei der SpVgg Greuther Fürth (2:2) gab die Hecking-Elf in der 94. Minute den Sieg aus der Hand, gegen Spitzenreiter Arminia Bielefeld (0:0) fehlte vor dem Tor die nötige Kaltschnäuzigkeit.
Nur zwei Punkte aus drei Spielen - im Kampf um den Aufstieg wahrlich nicht zufriedenstellend. Zusätzlich sitzt dem HSV der 1. FC Heidenheim als Vierter mit nur einem Punkt Rückstand im Nacken. "Jetzt gilt es, die Ruhe beizubehalten und gegen Wehen Wiesbaden egal wie wieder zu gewinnen", gab Hecking die Marschroute vor: "Das ist die einzige Maßnahme, die jetzt hilft."
Die Tabelle der 2. Bundesliga
Platz | Team | Sp. | Tore | Diff | Pkt. |
1. | Arminia Bielefeld | 27 | 51:25 | 26 | 53 |
2. | VfB Stuttgart | 28 | 47:35 | 12 | 48 |
3. | Hamburger SV | 28 | 52:33 | 19 | 46 |
4. | 1. FC Heidenheim | 28 | 35:29 | 6 | 45 |
5. | SV Darmstadt 98 | 28 | 38:34 | 4 | 42 |
6. | Holstein Kiel | 28 | 44:44 | 0 | 38 |
7. | FC Erzgebirge Aue | 28 | 39:39 | 0 | 38 |
8. | SpVgg Greuther Fürth | 27 | 39:37 | 2 | 37 |
9. | Hannover 96 | 27 | 39:40 | -1 | 36 |
10. | VfL Bochum | 28 | 45:46 | -1 | 35 |
11. | SSV Jahn Regensburg | 28 | 40:46 | -6 | 35 |
12. | FC Sankt Pauli | 28 | 34:36 | -2 | 34 |
13. | VfL Osnabrück | 28 | 37:40 | -3 | 33 |
14. | SV Sandhausen | 28 | 32:36 | -4 | 33 |
15. | 1. FC Nürnberg | 28 | 37:49 | -12 | 31 |
16. | Karlsruher SC | 28 | 36:47 | -11 | 29 |
17. | SV Wehen Wiesbaden | 28 | 33:46 | -13 | 28 |
18. | SG Dynamo Dresden | 25 | 25:41 | -16 | 24 |