Relegation erreicht, der Aufstiegstraum lebt: Nach einem Drama-Sieg in Rostock hat der Hamburger SV die Relegation gegen Hertha BSC erreicht.
Trainer Tim Walter hüpfte wie von Sinnen über den Rostocker Rasen, die Hamburger Spieler um Torjäger Robert Glatzel feierten glückselig Arm in Arm vor ihren Fans: Dank eines furiosen Comeback-Siegs bei Hansa Rostock hat der Hamburger SV die ersehnte Bundesliga-Rückkehr ganz dicht vor Augen.
"Unglaublich, das ist echt unbeschreiblich, aber symptomatisch für unsere Saison", jubelte Glatzel nach dem verrückten 3:2 (0:1)-Erfolg an der Ostsee am Sky-Mikrofon: "Alle haben uns abgeschrieben. Wir haben nie aufgegeben und sind zurückgekommen." In die Relegation gegen Hertha BSC mit Trainer Felix Magath gehe sein Team mit der Erwartung, "dass wir aufstiegen werden, ganz klar. Wir glauben fest dran."
Vier Jahre nach dem ersten Bundesliga-Abstieg seiner Vereinsgeschichte darf der HSV, der die letzten drei Zweitliga-Spielzeiten jeweils auf dem vierten Platz beendet hatte, nun tatsächlich auf eine Rückkehr ins deutsche Fußball-Oberhaus hoffen. "Jetzt haben wir zwei Bonusspiele, da wollen wir uns noch mehr belohnen", sagte Walter und genehmigte seinen Spielern "ein Bier".
Das Relegationshinspiel steigt am kommenden Donnerstag in Berlin, die Entscheidung fällt am darauf folgenden Montag (beide 20.30 Uhr) in Hamburg. "Ich habe gehört, Relegation ist wie Pokal", sagte HSV-Kapitän Sebastian Schonlau und fügte mit einem breiten Grinsen an: "Und im Pokal haben wir ganz ordentlich gespielt." Während die Berliner zuletzt einen Negativlauf hinlegten, gelang dem HSV in Rostock dank einer spektakulären zweiten Hälfte der fünfte Ligasieg hintereinander. "Wir gehen mit breiter Brust da rein", frohlockte HSV-Sportvorstand Jonas Boldt.
gettyHSV dreht frühen Rückstand in Rostock
Natürlich bemühte der HSV auch auf den letzten Metern des heiß umkämpften Aufstiegsrennens ganz großes Drama. Denn durch ein Tor von Nico Neidhart (13.) lagen die Rothosen an der Ostsee lange zurück und es deutete bereits Vieles auf den vierten vierten Platz hintereinander hin, ehe Torjäger Robert Glatzel (50.), Kapitän Sebastian Schonlau (75.) und Joker Mikkel Kaufmann (85.) die Partie drehten. Der Treffer von Lukas Fröde (90.+1) kam für Hansa zu spät.
"Das ist phänomenal. Es gibt nichts Schöneres als so ein Spiel zu gewinnen", sagte Schonlau: "Heute freuen wir uns über den dritten Platz, und dann geht es Vollgas nach Berlin. Wir wollen auch da gewinnen, keine Frage."
Sieben Punkte Rückstand auf den dritten Rang hatten die Norddeutschen fünf Spieltage vor Saisonschluss, noch nie hatte ein Klub in der 2. Liga einen solchen Rückstand aufgeholt - bis Sonntagnachmittag.
Doch in Rostock wirkte die komfortable Ausgangslage mit dem Relegationsmatchball zunächst einmal lähmend. Während der frühere Bundesliga-Dino seltsam verkrampft und ideenlos zu Werke gingen, diktierte Hansa Tempo und Rhythmus der Partie. Bereits nach 77 Sekunden hatten die Gäste Glück, dass ein Kopfball von Rostocks Mittelfeldspieler Lukas Fröde an die Latte klatschte.
Und Hamburg? Dem fiel lange Zeit nicht viel ein. Bis auf einen Kopfball von Verteidiger Mario Vuskovic, der haarscharf am linken Pfosten vorbei rauschte, und eine Bogenlampe von Sebastian Schonlau, die Hansa-Keeper Markus Kolke zum einzigen Einschreiten im ersten Abschnitt zwang, war vom Walter-Team nach vorne nichts zu sehen.
Walter sei in der Kabine deshalb dann etwas lauter geworden. "Der Trainer ist in der Halbzeit ein, zwei Sekunden lauter geworden. Aber das gehört dazu. Er weiß, wie er uns anpacken muss. Wenn ich sehe, wie wir aus der Halbzeit kommen, hat er alles richtig gemacht", meinte Schonlau gegenüber der Bild-Zeitung.
Die zweite Hälfte begann dann aber mit einem Hamburger Paukenschlag. Nach einer mustergültigen Vuskovic-Flanke traf Glatzel mit dem Kopf. Der HSV machte anschließend mächtig Dampf - und wurde belohnt. Erst scheiterte Sonny Kittel nach einer tollen Kombination noch freistehend - dann trafen Schonlau und Kaufmann.
2. Bundesliga: Die Abschlusstabelle
Platz | Team | Sp. | Tore | Diff | Pkt. |
1. | Schalke 04 | 34 | 72:44 | 28 | 65 |
2. | Werder Bremen | 34 | 65:43 | 22 | 63 |
3. | Hamburger SV | 34 | 67:35 | 32 | 60 |
4. | Darmstadt 98 | 34 | 71:46 | 25 | 60 |
5. | St. Pauli | 34 | 61:46 | 15 | 57 |
6. | Heidenheim | 34 | 43:45 | -2 | 52 |
7. | Paderborn | 34 | 56:44 | 12 | 51 |
8. | Nürnberg | 34 | 49:49 | 0 | 51 |
9. | Holstein Kiel | 34 | 46:54 | -8 | 45 |
10. | Fortuna Düsseldorf | 34 | 45:42 | 3 | 44 |
11. | Hannover 96 | 34 | 35:49 | -14 | 42 |
12. | Karlsruher SC | 34 | 54:55 | -1 | 41 |
13. | Hansa Rostock | 34 | 41:52 | -11 | 41 |
14. | Sandhausen | 34 | 42:54 | -12 | 41 |
15. | Jahn Regensburg | 34 | 50:51 | -1 | 40 |
16. | Dynamo Dresden | 34 | 33:46 | -13 | 32 |
17. | Erzgebirge Aue | 34 | 32:72 | -40 | 26 |
18. | Ingolstadt | 34 | 30:65 | -35 | 21 |