Wie in der jüngeren Vergangenheit üblich startet die 2. Bundesliga auch in der Spielzeit 2022/23 drei Wochen vor dem deutschen Oberhaus. Los geht's direkt mit Balsam für das Fußballromantiker-Herz. Endlich bebt der legendäre Betzenberg wieder, wenn Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern zum Auftakt auf Hannover 96 trifft (alle Informationen zum 1. Spieltag und den Anstoßzeiten findet Ihr hier).
2. Bundesliga: Wird auch diese Spielzeit sehenswert?
Kurz gesagt: Ja. Mit Schalke 04 und Werder Bremen sind zwar die beiden Zugpferde der vergangenen Saison wieder zurück in der Bundesliga, weshalb das Niveau auf dem Papier ein bisschen gesunken ist und auch von "der besten 2. Liga aller Zeiten" darf - wenn überhaupt - nicht mehr gesprochen werden. Der Reiz und der Charme der Liga sind aber zweifelsohne weiterhin vorhanden.
Die stärkste wird voraussichtlich zur ausgeglichensten Liga. Es könnte noch enger als in den ohnehin schon nervenaufreibenden Jahren zuvor werden. Neun der 18 Teams dürfen sich Hoffnungen auf den Aufstieg machen. "Es wird ein riesiges Mittelfeld geben, aus dem alle Ambitionen haben vorne mitzuspielen", sagte Greuther Fürths neuer Trainer Marc Schneider im kicker und bestätigte die allgemeine Expertenmeinung.
Dazu kommen wieder jede Menge Tradition, interessante Projekte und natürlich Blut, Schweiß und Tränen. Was will man mehr?
2. Bundesliga: Packt der HSV endlich den Aufstieg?
Wieder einmal ist der Hamburger SV der absolute Topfavorit auf den Aufstieg. Trotz interner Streitigkeiten - Sportdirektor Michael Mutzel wurde kurz vor Saisonstart von allen Tätigkeiten freigestellt - hat der einstige Dino von allen 18 Teams die besten Chancen, endlich wieder in die Bundesliga zurückzukehren. In der abgelaufenen Spielzeit scheiterte auch der vierte Anlauf der Rothosen, nachdem nach furiosem Saisonendspurt in der Relegation gegen Hertha BSC die Hoffnungen auf die Rückkehr erneut zerstört wurden.
Der Kader von Coach Tim Walter ist mit Abstand der beste der Liga. Die Anpassungsschwierigkeiten an den Spielstil des Trainers, die wohl den Aufstieg gekostet haben, dürften der Vergangenheit angehören. "Tiefstapeln wäre unglaubwürdig", sagte Kapitän Sebastian Schonlau entsprechend.
Mit Josha Vagnoman (VfB Stuttgart) und Faride Alidou (Eintracht Frankfurt) haben den Verein zwar zwei talentierte Spieler verlassen, eine Fülle an Leistungsträgern wie Torjäger Robert Glatzel, Ludovit Reis, Sonny Kittel und Schonlau wurden aber gehalten. Zudem hat man sich mit Innenverteidiger Mario Vuskovic (für drei Millionen Euro von Hajduk Split) und Laszlo Benes (1,5 Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach) entscheidend verstärkt. Mit Ransford Königsdörffer (1,2 Millionen Euro von Dynamo Dresden) und Filip Bilbija (ablösefrei vom FC Ingolstadt) holte Hamburg zwei Spieler, die das Zeug zu Stammkräften haben.
2. Bundesliga: Wer gehört zu den Aufstiegskandidaten?
Hinter dem HSV lauern allerdings zahlreiche Vereine, die dem von etlichen Rückschlägen gebeutelten Verein auch den fünften Versuch vermasseln wollen. An erste Stelle sind die beiden Absteiger Arminia Bielefeld und Greuther Fürth zu nennen. Mit ihren neuen Trainern Marc Schneider und Uli Forte (Arminia Bielefeld) wollen sie auf frische Akzente setzen. Ein Umbruch wurde eingeleitet. Die Abgänge, die ein Abstieg mit sich bringt, lassen sich in der 2. Liga nur schwer kompensieren.
Transfers wie Ragnar Ache, der von Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt kommt, oder Armindo Sieb, der aus dem Nachwuchs des FC Bayern stammt, machen den Kleeblättern Hoffnung. Bielefeld schnappte sich Abwehrchef Oliver Hüsing von Liga-Konkurrent Heidenheim. Etwas an Qualität verloren haben beide Teams jedoch trotzdem, weshalb sie eher dem erweiterten Kreis der Aufstiegsanwärter zuzuordnen sind.
Fortuna Düsseldorf und HSV die Topfavoriten
Eine Stufe weiter oben ist Fortuna Düsseldorf anzusiedeln. Unter Trainer Daniel Thioune gelang in der vergangenen Rückrunde eine 180-Grad-Wende. In den zwölf Spielen unter seiner Leitung blieb F95 bei jeweils sechs Siegen und Remis ungeschlagen, der drohende Abstieg wurde souverän verhindert. Von den Stammspielern ging lediglich Linksverteidiger Florian Hartherz, der harte Kern des Tabellenfünften in der Jahrestabelle 2022 ist noch da. Außerdem kehrten die Angreifer Dawid Kownacki und Nana Ampomah von ihren Leihen zurück.
Als weitere Favoriten gelten Hannover 96, die mit dem ehemaligen Fürth-Trainer Stefan Leitl und einem völlig anderen Kader (elf Abgänge, elf Zugänge plus drei Leih-Rückkehrer) einen Neuanfang starten, und der 1. FC Nürnberg. Der Club will mit dem ehemaligen Co-Trainer von Julian Nagelsmann, Robert Klauß, den nächsten Schritt gehen. Jan Gyamerah (HSV) und der bereits im Winter aus Köln geliehene Jens Castrop sollen die schmerzhaften Abgänge von Kilian Fischer (VfL Wolfsburg) und RB-Leipzig-Leihgabe Tom Krauß (Schalke 04) kompensieren. Mit Kwadwo Duah (St. Gallen), Christoph Daferner (Dynamo Dresden) und Manuel Wintzheimer (HSV) wurden gleich drei Stürmer verpflichtet, die alle schon ihre Klasse unter Beweis gestellt haben.
Außerdem dürfen der FC St. Pauli, Darmstadt 98 und der SC Paderborn nicht unterschätzt werden. Besonders die Kiezkicker haben nach dem enttäuschenden Saisonabschluss noch eine Rechnung offen. Zur Winterpause hatte St. Pauli noch die Herbstmeisterschaft bejubelt, in der Endabrechnung musste man sich aber mit Platz fünf zufriedengeben. Auf Guido Burgstaller (18 Treffer) können die Hamburger nicht mehr zählen, mit Johannes Eggestein (Royal Antwerpen) und David Otto (TSG Hoffenheim) holten sie dafür zwei Angreifer mit Bundesliga-Erfahrung.