Rückblick: Im August 2008 wird die PGA Championship im Oakland Hills Country Club in Bloomfield/Michigan ausgetragen und es kommt zum Tippduell zwischen SPOX-Redakteur Florian Regelmann und Alex Cejka.
Cejkas Tipps: Choi, Mickelson, Perry, Harrington, Kim
Regelmanns Tipps: DiMarco, Singh, Trahan, Jimenez, Clarke
Dank Harringtons Sieg und Mickelsons Top-10-Resultat ging Cejka als klarer Sieger aus dem Tippspiel hervor. Von Regelmanns Mannen schaffte es keiner in die Top 30. Peinlich.
Nun kommt es zwei Jahre später zur Revanche. Im Bunker-Paradies von Whistling Straits (967 Bunker!) in Kohler/Wisconsin findet das letzte Major des Jahres statt.
Cejka hat wieder fünf Namen für SPOX auf den Zettel geschrieben (siehe Faktenbox).
Aber der Konter kommt. Unter erschwerten Bedingungen.
Denn die selbst gestellte Vorgabe lautet: Cejka schlagen, aber niemanden aus seinen Top-5 dafür auswählen, sondern es mit ganz anderen Tipps probieren.
Eine gewagte Strategie, die es sogar erfordert, Hoffnungen in den krisengeschüttelten Tiger Woods zu setzen...
Die SPOX-Top-5
5. Tiger Woods
Kollege Cejka hat sich für Phil Mickelson an der Spitze seines Rankings entschieden, weil er glaubt, dass Lefty seine Chance endlich nutzen wird, um Tiger Woods an Position eins der Weltrangliste abzulösen. Nun ja, Mickelsons miserable 78 am Finaltag in Akron sollte dem Phil-Lager nicht gerade Mut machen.
Der Herr Cejka macht es sich da ohnehin ein bisschen einfach, wenn er Tiger Woods komplett aus seinen Top 5 raus lässt. Zugegeben, es ist einem noch nie so schwer gefallen, eine Begründung dafür zu finden, warum Tiger vor einem Major in einem Favoritencheck zu finden sein sollte.
Was Woods in der letzten Woche in Akron ablieferte, was so bodenlos schlecht, dass man sich langsam echt zu fragen beginnt, ob der alte Tiger jemals wieder zum Vorschein kommt. Auf einem Platz, auf dem er schon sieben Mal triumphierte, zerlegte es ihn komplett.
Vorletzter beim Bridgestone Invitational, +18! 22 Bogeys! 30 Schläge hinter Sieger Hunter Mahan. Er war so schlecht wie noch nie in seiner Profi-Karriere. Man fragt sich nicht, ob er den Major-Rekord von Jack Nicklaus bricht bzw. wann, man fragt sich, wann er überhaupt mal wieder anständig Golf spielt und ein Turnier gewinnt.Er wirkt total verloren auf dem Platz, man hat den Eindruck, dass er im Moment überhaupt keine Lust auf Golf empfindet. Der mental so starke Tiger, die Aura, alles weg. Es ist offensichtlich, dass ihn die privaten Probleme belasten.
Woods machte am letzten Wochenende auch keinen Hehl daraus, wie schwer das Jahr für ihn bislang war. Er sagte sogar, dass er selbst gar nicht überrascht ist von seinen katastrophalen Leistungen.
Und diese sind in der Tat katastrophal. Er trifft keine Fairways, schlägt grottige Eisen und versagte reihenweise auf den Grüns. Früher hätte man sein Leben auf gelochte Tiger-Putts gewettet, heute würde man nicht mal 5 Euro aufs Spiel setzen.
Warum SPOX dennoch an ihn glaubt? Wir lassen Padraig Harrington sprechen: "Jemand, der Tiger Woods abschreiben würde, wäre ein sehr naiver und dummer Mann." Irgendwann wird Tiger wieder wie Tiger spielen. In der Vorbereitung auf die PGA Championship holte er sich am Dienstag den Rat vom renommierten Schwung-Coach Sean Foley ein.
Vielleicht hilft's. Sollte er an Tag eins einen guten Start erwischen, kann sich das Blatt durchaus diese Woche schon wenden. Deshalb bekommt er einen Platz in den Top 5.
4. Geoff Ogilvy
2009, PGA Championship: Y.E. Yang. Asiate. 2010, Masters: Phil Mickelson. Ami. 2010, US Open: Graeme McDowell. Europäer. 2010, British Open, Louis Oosthuizen. Afrikaner.
Wir stellen fest: Es ist absolut logisch, dass die PGA Championship 2010 jetzt von einem Südamerikaner (Camilo Villegas?) oder noch eher von einem Australier gewonnen werden muss. Aber von wem? Adam Scott? Never ever. Bevor der ein Major gewinnt, gewinnt Sergio Garcia eins. Genug gesagt.
Stuart Appleby? Wenn man an seine unfassbare 59 denkt, mit der er vor zwei Wochen die Greenbrier Classic gewonnen hat, wäre er eigentlich ein Kandidat für den Sieg, aber wer eine 59 geschossen hat, gewinnt nicht kurze Zeit später sein erstes Major. So viel Gutes kann einem Golfer nicht in kürzester Zeit widerfahren.Es bleiben zwei australische Kandidaten übrig: Jason Day und Geoff Ogilvy. Jungstar Day gehört vom Potenzial ohne Zweifel in die Kim-McIlroy-Liga, aber im Endeffekt kommt ein Major-Sieg noch zu früh. Also muss es Ogilvy für die Australier richten.
Der hat zwar schon länger nichts mehr groß gerissen, aber erstens ist er viel zu gut, als dass sein US-Open-Sieg in Winged Foot 2006 sein einziger großer Titel bleibt. Und zweitens ist sein Spiel zuletzt immer besser geworden. Beim Bridgestone Invitational landete Ogilvy in den Top 25 - die Tendenz ist klar aufsteigend.
3. Martin Kaymer
Meister Cejka hat sich in der Kategorie "junger Europäer, der jetzt bald mal sein erstes Major gewinnen sollte/müsste/könnte" für den Engländer Ross Fisher entschieden. Auf der einen Seite eine absolut nachzuvollziehende Wahl, aber auf der anderen Seite gibt es ehrlich gesagt überhaupt keinen Grund, in dieser Kategorie nicht auf Martin Kaymer zu setzen.
Sein Finish auf den letzten Löchern in St. Andrews, als er einen möglichen zweiten Rang weggeschmissen hat, war sehr ärgerlich, aber am Ende war es Kaymers dritte Top-10-Platzierung in den letzten vier Major-Turnieren (T6. PGA Championship 2009, T8. US Open 2010, T7. British Open 2010).
Es gibt nur zwei andere Spieler, die in diesem Zeitraum ebenfalls so konstant vorne mit dabei waren: Tiger Woods und Lee Westwood. Beim Bridgestone Invitational hat Kaymer mit einem Top-25-Finish außerdem seine ansprechende Form unter Beweis gestellt.Das lange Spiel des 25-Jährigen ist absolut reif für einen Major-Sieg - es geht im nächsten Schritt jetzt nur noch darum, dass sich Kaymer einmal wirklich für die zweiten neun Löcher der Finalrunde in Position bringt, um den ganz großen Coup zu landen. Das muss der nächste Schritt sein - und das wird auch eher früher als später der nächste Schritt sein.
Ob es in dieser Woche bei der PGA Championship schon soweit ist? Möglich. Warum nicht? Es hängt einzig und allein von der Kooperation des tendenziell launischen Putters des Deutschen ab. Kaymer wird hier Fisher ganz klar vorgezogen, Mr. Cejka.
2. Matt Kuchar
Auch wenn Europa unglaublich stark ist und man noch viel mehr Caseys oder Poulters in die Top 5 aufnehmen könnte, geht noch ein zweiter Spot an einen US-Boy. Bei der PGA Championship sind die US-Stars einfach traditionell geschlossen stark, daran kommt man nicht vorbei. Da gewinnt ja auch gern mal ein Nobody wie Rich Beem oder Shaun Micheel.
Als Außenseiter-Tipps kamen in erster Linie Matt Kuchar und Jeff Overton in Frage. Die Nummern neun und zwei der aktuellen US-Geldrangliste. Der 27-jährige Overton hat in dieser Saison fünf Top-3-Resultate auf seinem Konto, Kuchar steht bei acht Top-10-Ergebnissen und ist damit gemeinsam mit Retief Goosen die Nummer eins auf der Tour.
Die Wahl ist letztlich auf Kuchar gefallen. Reines Bauchgefühl. Der 32-jährige US-Amateur-Champion von 1997 galt mal als "The next big thing" im Golf, er war eine echte Teenage-Sensation. Aber erst seit ein paar Jahren hat er sich im Stillen so weiterentwickelt, dass er inzwischen zurecht als Star bezeichnet werden darf.Trifft das Fairway, trifft das Grün, puttet rein, geht stoisch weiter, trifft das Fairway, trifft das Grün... so ein Typ ist Kuchar. Die Konstanz in Person. Er führt die Tour sogar im All-Around-Ranking an, die Schlüssel-Statistik schlechthin, die die acht wichtigsten Stats zusammenfasst.
Er ist ein Star. Definitiv. Nur eben ein recht langweiliger, der nach der Runde nach Hause zu Frau und Kindern geht und sich um halb acht schlafen legt.
"Ich habe das coolste Mädchen der Welt geheiratet und wir haben zwei tolle Kinder zusammen. Mein Leben ist toll. Ich bin ein großer Fan von Schlaf, ich genieße meinen Schlaf, deshalb ist es für mich auch kein Problem, früh ins Bett zu gehen", sagt Kuchar. Vielleicht bleibt er nach seinem PGA-Championship-Triumph am Sonntag ja mal länger auf. Bis 21 Uhr oder so. Komm, sei mal frech, Matt!
1. Padraig Harrington
Bevor ich Henrik Stenson vertraue, der im Übrigen in Akron der einzige Spieler war, der es schaffte, noch schlechter als Tiger zu sein, setze ich als zweiten Europäer auf Paddy Harrington.
Der Ire ist aktuell nicht für das europäische Ryder-Cup-Team qualifiziert und braucht noch ein gutes Ergebnis, um sich seinen Platz zu sichern. Ein europäisches Team ohne Harrington ist absolut unvorstellbar.
Sollte er es nicht automatisch schaffen, würde er zu 99,99 Prozent von Captain Colin Montgomerie eine Wildcard bekommen, aber der Schotte wäre sicher froh, wenn er einen von seinen drei Picks nicht für einen erfahrenen Superstar wie Harrington vergeuden müsste.Denn Monty hat das Problem, dass aktuell fünf Europäer aus den Top 26 der Welt nicht im Team sind: Paul Casey (9), Harrington (16), Justin Rose (20), Edoardo Molinari (21) und Stenson (26).
Dass Harrington noch nicht im Team ist, heißt im Übrigen nicht, dass er nicht in Form ist. Der 39-Jährige hat in den letzten zwölf Monaten 16 Top-10-Ergebnisse zu Buche stehen. Eine bemerkenswerte Statistik, die viel mehr aussagt als es ein "zufälliger" Sieg in einer Top-Woche könnte.
Harrington ist in Form. Sogar überragend in Form, wie die letzten beiden Wochen gezeigt haben. Und seinen letzten Titel hat er ja übrigens bei der PGA Championship gewonnen. Kurzum: Harrington is the man.