Tiger Woods, Martin Kaymer und US-Masterssieger Phil Mickelson blasen ab Donnerstag bei der World Golf Championship in Shanghai zur Attacke auf den Golf-Thron. Für Westwood kein Grund zur Panik: "Die Nummer eins zu verteidigen, gibt mir einen besonderen Antrieb."
Es gibt in der Szene wohl kaum einen, der Lee Westwood die Führungsposition nicht gönnen würde, der 37-Jährige genießt viele Sympathien und Respekt.
So schwärmt auch Martin Kaymer, der am vergangenen Wochenende in Valderrama selbst den Sprung an die Spitze verpasst hatte, von seinem Konkurrenten: "Lee ist derzeit der beste Spieler der Welt. Er verdient es, die Nummer eins zu sein."
Westwood kriegt SMS von Kaymer
Unmittelbar nach seinem letzten Putt in Valderrama schickte Kaymer eine SMS an Westwood. Diese Geste kam gut an. "Das war sehr nett von ihm. Er hat sie geschickt, als er gerade seine letzte Runde beendet hatte. Das bedeutet eine Menge", erklärte Westwood.
Beim europäischen Ryder-Cup-Triumph Anfang Oktober in Wales war Routinier Westwood Seite an Seite mit Debütant Kaymer für den Alten Kontinent auf Punktejagd gegangen. "Lee ist ein netter und freundlicher Kerl. Er hat mir einiges gezeigt", berichtete Kaymer.
So sehr er den Platz an der Sonne auch genießt, Lee Westwood hat die harten Zeiten in seinem Sportler-Leben nicht vergessen.
"Ich habe Höhen und Tiefen erlebt. Als ich ganz unten war, musste ich mein Spiel ganz neu aufbauen", sagte der 37-Jährige. Nachdem er im Jahr 2000 die Nummer eins der europäischen Geldrangliste und auch erstmals Vater geworden war, war er auf Platz 266 der Weltrangliste abgerutscht, in der Versenkung verschwunden.
Butch Harmon: "Kaymer sollte die Rangliste anführen"
Doch Westwood gab nicht auf, baute sein Spiel komplett um und arbeitete sich allmählich wieder nach vorne. Spätestens seit dem Vorjahr, als er wieder Europas Nummer eins war, ist Westwood wieder oben angekommen.
Die aktuellen Ergebnisse belegen das: Bei den vergangenen fünf Major-Turnieren landete er viermal unter den Top 3. Nur der ganz große Triumph fehlt noch, vielleicht sein einziger Makel.
Den Finger in diese Wunde legt Butch Harmon, der ehemalige Schwung-Trainer von Tiger Woods, der eine klare Vorstellung von der aktuellen Nummer eins hat: "Martin Kaymer sollte die Weltrangliste anführen."
Harmons Argument: "Hat Westwood in diesem Jahr ein Major-Turnier gewonnen, oder in einem anderen Jahr? Ich glaube nicht." Kaymer war dies im August bei der US-PGA-Championship erstmals geglückt.
Struktur spricht für Woods
Die Struktur der Weltrangliste spricht für die kommenden Monate aber dafür, dass Tiger Woods den Thron, der er nach 281 Wochen in Folge räumen musste, zurückerobern wird.
Durch seine monatelange Pause hat er im Jahresverlauf lediglich 90,531 Punkte gesammelt. Im Vergleich: Kaymer erzielte als weltweit erfolgreichster Spieler 330,023 Zähler, Westwood 279,107 und Mickelson 243,784. Während Woods also mit guten Resultaten wieder kräftig zulegen kann, müssen die Rivalen viele Zähler verteidigen.
Tiger Woods will in den letzten Saisonturnieren auf jeden Fall noch einmal Gas geben. "Die vier Wochen Pause nach dem Ryder Cup haben mir gut getan. Ich habe hart gearbeitet, mein Spiel ist auf dem richtigen Weg", so Woods. Mit dem Tiger rechnet auch Lee Westwood: "Ich würde ihn niemals abschreiben."