SPOX: Herr Manassero, Sie haben Ihre erste US Open auf Rang 54 abgeschlossen. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Matteo Manassero: Das waren vier Tage voller Leiden auf den Greens. Meine Putts sind nicht gefallen und das hat sich im Ergebnis niedergeschlagen. Das einzig Positive, das ich mitnehme, ist die Erfahrung. Ansonsten trauere ich vielem nach.
SPOX-Par-10 zur US Open: Tiger, ich bin dein Freund!
SPOX: Trotz Ihrer erst 18 Jahre haben Sie bereits zwei European-Tour-Turniere gewonnen und gelten als Golf-Wunderkind. Kein Spieler hat je mit 16 Jahren ein European-Tour-Turnier gewonnen. Wie wird man zum Wunderkind?
Manassero: Ich stand bereits mit drei Jahren auf dem Golfplatz. Sobald es reglementtechnisch möglich war, habe ich an Jugendturnieren teilgenommen. Mit 14 wurde ich dann zum Nationalspieler.
SPOX: Der Durchbruch gelang Ihnen mit dem Sieg beim British Amateur im Jahr 2009.
Manassero: Der Sieg bei der British Amateur Championship hat mir die Tür zu einer unglaublichen Welt und großartigen Erfahrungen geöffnet, die es mir ermöglicht haben, den Schritt zu den Profis schneller als erwartet zu machen.
SPOX: Trotz Ihres jungen Alters wirken Sie auf dem Platz extrem abgezockt und ruhig. Normalerweise kommen diese Eigenschaften erst mit der Erfahrung. Wieso haben Sie sie jetzt schon?
Manassero: Ich habe sehr stark an diesen Aspekten gearbeitet. Ganz einfach.
SPOX: Nichts scheint Sie aus der Ruhe zu bringen. Gibt es eigentlich keine Dinge, die Sie aufregen?
Manassero: Doch, es gibt viele Dinge und Situationen, die mich aufregen. Das Wichtige ist, dass man die Ruhe behält und man sich von diesen Umständen nicht negativ beeinflussen lässt.
SPOX: Was sind Ihre Stärken?
Manassero: Meine Präzision vom Abschlag und zum Grün - und das Spiel um die Grüns herum gehören zu meinen Stärken.
SPOX: Und woran müssen Sie noch vermehrt arbeiten?
Manassero: Mir fehlt es noch etwas an Länge und an der Kontinuität beim Putten.
SPOX: Ihr golferisches Idol ist etwas überraschend nicht Tiger Woods. Wer ist es dann?
Manassero: Severiano Ballesteros.
SPOX: Wieso Ballesteros?
Manassero: Seve war genial, nur er konnte sich unmöglich scheinende Schläge vorstellen und auch umsetzen. Er hat ein anderes Golf gespielt.
SPOX: Sie hatten eine enge Beziehung zu Ballesteros, der vor kurzem nach schwerer Krankheit verstorben ist. Schon als kleines Kind haben Sie ihn getroffen und zu Ihrem ersten Titel bei den Profis hat er Ihnen sogar einen Brief geschrieben.
Manassero: Ich kann mich noch ganz genau an das Treffen mit meinem Idol erinnern. Den Brief, den er mir nach meinem Sieg in Castello geschrieben hat, war das schönste Geschenk, das ich erhalten habe.
SPOX: Trotz Ihrer Erfolge bestreiten Sie auch weiterhin per Fernschule Ihre schulische Laufbahn. Klappt das?
Manassero: Es ist nicht einfach, neben dem Golfen auch die schulischen Aufgaben zu bewältigen. Das braucht Zeit, aber ich möchte unbedingt den Abschluss machen.
SPOX: Mit wem verstehen Sie sich auf der Tour besonders gut?
Manassero: Martin (Kaymer, Anm. d. Red.) und Rory (McIlroy, Anm. d. Red.) sind zwei große Freunde. Wenn ich mit ihnen Zeit verbringe, haben wir immer sehr viel Spaß.
SPOX: Ihre große Liebe ist aber der AC Milan.
Manassero: Ja, ich liebe den Fußball und bin ein großer Milan-Fan. Meine Lieblingsspieler auf der Welt sind Lionel Messi und Zlatan Ibrahimovic.
SPOX: Kevin-Prince Boateng hat Milans Meistertitel mit einem äußerst beeindruckenden Moonwalk gefeiert. Wäre das auch etwas für Sie?
Manassero: So tanzen wie Kevin-Prince Boateng? Nein, ich bin kein guter Tänzer. (lacht)