SPOX: Herr Wiesberger, wie gut ist der Schwung von Bayern-Star David Alaba?
Bernd Wiesberger: Angeblich hat er schon mal Golf gespielt. (lacht) Als Sportler ist er natürlich koordinativ sehr gut, er hatte die Bewegung relativ schnell raus, als ich mit ihm anlässlich der Lyoness Open in Österreich ein kleines Showtraining machte. Wenn er ein bisschen übt, könnte aus ihm schon ein Golfer werden. Er ist auf jeden Fall ein lässiger Typ. Er redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.
SPOX: Alaba gewann bekanntlich mit den Bayern die Champions League - und Sie waren sogar live im Stadion dabei.
Wiesberger: Richtig. Ich hatte Franz Beckenbauer bei einem Charity-Event in Kitzbühel kennengelernt, er hat mir dann eine Karte besorgt. Ich bin niemand, der Fußball sehr intensiv und regelmäßig verfolgt. Aber ich saß im Bayern-Sektor und war schon für Alaba und die Bayern. Ich weiß gar nicht, ob Sie das schreiben sollten, sonst sind die Dortmunder vielleicht angefressen. (lacht) Na ja. Es war auf jeden Fall ein cooles Erlebnis, die Atmosphäre im Wembley Stadium war genial.
SPOX: Am Donnerstag startet die Open Championship in Muirfield, Sie sind zum ersten Mal am Start und kennen den Platz also gar nicht, wie gut vorbereitet sind Sie?
Wiesberger: Ich habe mir teilweise YouTube-Clips angeschaut. Das Problem ist, dass man relativ schnell Tigers 81 findet bei der Suche. Das ist wohl nicht so die beste Vorbereitung. Aber ich bin jemand, der sich normalerweise relativ schnell auf einen Platz einstellen kann. Ich freue mich extrem auf die Open Championship. Es ist das einzige Major-Turnier in Europa, es ist das älteste und traditionsreichste - wenn ich mir ein Major aussuchen dürfte, das ich gewinne, wäre die Open Championship meine Nummer eins.
SPOX: Sie haben sich inzwischen als absoluter Topspieler auf der European Tour etabliert. Aber der Weg dahin war durchaus steinig. Als Sie es das erste Mal auf die Tour schafften, konnten Sie sich noch nicht dort halten und mussten zurück auf die zweitklassige Challenge Tour. Eine gute, aber harte Schule?
Wiesberger: Das kann man so sagen. Ich hatte in meinem ersten Jahr noch nicht die Reife und das Spielverständnis, um mich auf der Tour festzukrallen. Meine Schwächen wurden mir klar aufgezeigt. Ich wusste dann aber, wo ich mich verbessern muss. Ich hatte den Biss, um auf die Tour zurückzukommen. Wenn du einmal im Schlaraffenland bist, willst du nicht mehr in der 2. Liga spielen. Das alles hat mich motiviert. Es war teilweise eine schwierige Zeit, aber es hat mich in die richtige Richtung gelenkt.
SPOX: Ihren ersten großen Sieg feierten Sie dann bei der Ballantine's Championship, das war sicher ein Meilenstein. Was hat sich durch diesen Erfolg alles geändert?
Wiesberger: Der Sieg hat mir vor allem viele Türen geöffnet. Ich hatte davor schon ein paar Chancen, um Turniere zu gewinnen, in Gleneagles verlor ich zum Beispiel erst im Stechen. Der Sieg war dann auch eine Art letzte Bestätigung, dass ich auf der Tour angekommen bin. Und er hat natürlich das Selbstvertrauen enorm gesteigert. Ich konnte danach auch in Österreich gewinnen. Jetzt will ich so weitermachen. Ich versuche, jedes Turnier mit der bestmöglichen Einstellung zu spielen und so oft es geht um den Sieg zu kämpfen, auch bei den großen Events und vor allem den Majors. Wenn mir das gelingt, erledigen sich einige andere Sachen, wie eine Ryder-Cup-Teilnahme, hoffentlich von selbst. Im nächsten Jahr beim Ryder Cup dabei zu sein, wäre schon lässig.
SPOX: Sie sind jetzt seit einigen Jahren auf der Tour. Im Ryder Cup kommt das Teamgefühl alle zwei Jahre auf, ansonsten sind Sie Einzelkämpfer. Gibt es echte Freundschaften auf der Tour?
Wiesberger: Es gibt schon Freundschaften. Wenn man Woche für Woche zusammen unterwegs ist, ist es besser und schöner, wenn du nicht alleine beim Frühstück oder Abendessen sitzen musst. Es ist ein bisschen wie eine große Familie in Europa. Ich bin naturgemäß viel mit den deutschsprachigen Jungs zusammen, ansonsten gehören Maarten Lafeber, Joost Luiten, Joel Sjöholm oder Thorbjörn Olesen zu meinen Freunden.
SPOX: Gibt es Dinge, die Sie am Leben als Tour-Profi nerven?
Wiesberger: Jeder Job hat Vor- und Nachteile. Für Menschen, die nicht gerne reisen, wäre das Leben als Golfprofi sicher auf Dauer schwierig, aber mir macht das Reisen Spaß. Klar, auf die Warterei am Flughafen könnte ich auch verzichten, aber ich darf mich nicht beschweren. Ich darf in schönen Hotels wohnen, die besten Plätze der Welt spielen, vor vielen Zuschauern - die positiven Seiten überwiegen eindeutig.
SPOX: Sie sollen eine relativ große Putter-Sammlung haben. Ist da was dran?
Wiesberger: Als Fetisch würde ich es nicht bezeichnen. (lacht) Aber es stimmt, ich habe ein Faible für Putter. Ich habe ein gewisses Arsenal, so zwischen 15 und 18 Putter besitze ich. Ich habe mir über die Jahre eine schöne Sammlung aufgebaut. Und wenn ein neues Modell herauskommt, dann hole ich es mir einfach. Mein Bruder kann sich auch mal einen Putter rausnehmen, für ihn ist es ganz praktisch.
SPOX: Hat sich durch Ihre Erfolge der Stellenwert des Golfsports in Österreich eigentlich schon merklich verändert?
Wiesberger: Es tut sich was, das kann man auf jeden Fall sagen. Man sieht es an den guten Zuschauerzahlen bei der Lyoness Open - und die TV-Einschaltquoten waren wohl auch sehr zufriedenstellend. Um Golf noch populärer zu machen, braucht es die Erfolge eines heimischen Spielers. Tennis war zwar beliebt in Österreich, aber dann kam Thomas Muster und gewann die French Open - und so entstand ein Boom. Ich denke, dass so etwas auch im Golf passieren kann, wenn ich oder ein anderer Österreicher ein Major gewinnen würde. Es gibt jetzt auch einige Clubs, die versuchen, Golf etwas jünger und hipper zu machen. Dass man auch mal in legererem Outfit auf den Platz darf. Das ist sicher der richtige Weg.
SPOX: Abseits vom Golf ist Basketball Ihre große Leidenschaft. Wie ist die Liebe zum Basketball entstanden?
Wiesberger: Das hängt vor allem damit zusammen, dass bei mir zuhause in Oberwart viele Freunde in der Mannschaft spielen, die Gunners waren in der letzten Saison im Finale. Wenn ich daheim bin, ist die Basketball-Halle eine Art Treffpunkt. Ich spiele auch ab und zu in der 2. Mannschaft. Freunde treffen, ein bisschen Spaß haben, es ist ein toller Ausgleich.