"Mit Waldner an der Platte - geil!"

Marcel Siem ist in der Weltrangliste aus den Top-150 gefallen
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SPOX traf Marcel Siem am Rande des Mercedes-Benz After Work Golf Cup in Eichenried. Im SPOX-Interview spricht der 33-Jährige über sein Warten auf das nächste Top-Resultat, Bubba Watsons Schwung und Miguel Angel Jimenez, den lässigsten Golfer der Welt. Außerdem erklärt er, was er am Tischtennis liebt.

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SPOX: Marcel, nachdem Sie 2013 schon die Top-50 der Welt geknackt hatten, stehen Sie jetzt aktuell nicht mal mehr in den Top-150. Was ist im letzten Jahr falsch gelaufen?

Marcel Siem: Alles hat eigentlich mit meinem Pech angefangen, dass ich in der Masters-Woche auf Platz 48 stand und dennoch Augusta verpasst habe. Das war schon ein kleiner Nackenschlag. Danach habe ich versucht, mir die Tourkarte in den USA zu sichern und Turniere gespielt, bei denen es kaum Weltranglistenpunkte gab. Da habe ich dann leider auch noch schlecht gespielt. Auch weil es einfach schwierig ist, wenn du die Plätze nicht kennst und mit Jungs konkurrierst, die die Wiesen seit Jahren spielen. Also habe ich mir die nächsten Backpfeifen abgeholt. Ich bin aber nicht geknickt wieder gekommen und habe ordentliches Golf gespielt, zu dem Zeitpunkt haben ein paar Putt-Probleme bessere Platzierungen verhindert.

SPOX: Dann kamen Verletzungsprobleme dazu, vor allem der Meniskusriss.

Siem: Richtig, die letzten Turniere bin ich nur noch über den Platz gehumpelt. Ich habe Cortison-Spritzen bekommen und mich nach dem World Cup sofort einer Knie-Operation unterzogen. Es sind wirklich viele Sachen zusammengekommen. Ich mache mir aber deshalb keinen Kopf. Ich konnte fünf, sechs Wochen lang gar keinen Schläger anfassen. In einer Zeit, in der ich sonst in Florida jeden Tag trainiert hätte. Diese Zeit fehlt mir. Deshalb muss ich geduldig sein und darf mich nicht verrückt machen. Natürlich wollen alle Ergebnisse von mir sehen, ich selbst will das am meisten. Aber ich muss trotzdem ruhig bleiben. Ich spiele konstantes Golf und mache ganz easy jeden Cut, alles überhaupt kein Problem, es fehlt nur die Initialzündung nach ganz oben. Ich versuche, im Moment das Maximum herauszuholen, aber wenn ich ehrlich bin, dann bin ich eben erst wieder bei 80 Prozent. Ich werde jetzt endlich mal wieder die Chance haben, vier Turniere nacheinander zu spielen. Ich hoffe, dass ich danach wieder bei 100 Prozent bin und voll angreifen kann.

SPOX: Wenn es nicht läuft, spielt man dann auch noch ein Hole-in-One am falschen Loch wie Sie in China...

Siem: Ja, unfassbar. Das Auto hätte ich zwar ohnehin nicht nehmen können, falsche Marke. Aber den Bagger hätte ich gerne mitgenommen. (lacht) Die Runde in China war auch wieder so ein typisches Spiel für mich in diesem Jahr. Ich habe noch nicht einmal fünf, sechs unter gespielt. Jedes Mal, wenn es in die richtige Richtung geht, schmeiße ich mir wieder irgendeinen dicken Brocken vor die Füße. Das ist genau der Unterschied zwischen den Jungs, die in den Top-50 der Welt stehen, und jemandem wie mir, der momentan bei 150 rangiert.

SPOX: Sie spielen wie angedeutet ja nicht schlecht und schaffen alle Cuts, es geht aber nicht ganz nach vorne. Ist das nicht fast noch frustrierender, als mal den Cut zu verpassen?

Siem: Es nervt total. Manchmal denkst du dir, dass du ja dann eigentlich auch direkt am Freitag nach Hause hättest fliegen können. Aber gut, für mich zählt Spielpraxis, Spielpraxis und noch mal Spielpraxis. Es gibt in jedem Beruf, in jedem Sport mal Flauten. Ich hatte super Jahre, in denen ich konstant starkes Golf gespielt habe. Wenn ich jetzt mal eine Zeit lang nur mittelmäßig spiele, ist das auch okay, solange ich wiederkomme. Und das werde ich.

SPOX: Sie sind aber nicht als der geduldigste Mensch auf dem Planeten bekannt. Geben Sie es zu, leicht fällt es Ihnen nicht, die Ruhe zu bewahren.

Siem: (lacht) Es stimmt schon, ich bin sehr ungeduldig. Es ist ein richtiger Test für mich gerade. Ich muss mich in Geduld üben, was echt nicht einfach ist. Ich habe in letzter Zeit als Ausgleich sehr viel Tischtennis gespielt. Im Tischtennis kannst du nach einem verlorenen Punkt durch Emotionen und Schnelligkeit sofort den Punkt zurückholen, das ist im Golf nicht möglich. Im Golf musst du durchatmen und dir einreden, 'bleib in der Gegenwart, ganz ruhig'. Schwierig. (lacht) Aber das ist das Besondere am Golf.

SPOX: Manchmal auch das Schlimme.

Siem: Absolut. Wenn ich im Golf nach einem schlechten Schlag einen guten hinterherhauen will, muss ich erst mal fünf Minuten zum Ball latschen. Was einem da alles durch den Kopf geht. Wenn du dann am Ball angekommen bist, sind der Bock und die Motivation manchmal schon wieder etwas abgeflacht. Ich mag am Tischtennis einfach neben der Variabilität von den Schlägen und dem extremen Spin die Emotionen und die Power, der man freien Lauf lassen kann. Das fehlt mir im Golf.

SPOX: Gibt es auf der Tour eigentlich einen besseren Tischtennis-Spieler als Sie?

Siem: Matt Kuchar ist der Einzige, der ein Konkurrent für mich wäre. Freddie Jacobson vielleicht noch, gegen die beiden habe ich noch nicht gespielt. Auf der European Tour habe ich alle weggehauen. Ich war vor einiger Zeit in China und hatte die Ehre, mit meinem großen Idol Jan-Ove Waldner an der Platte zu stehen, Jörgen Persson war auch dabei - das war so geil.

SPOX: Vor allem beim Ryder Cup werden immer legendäre Tischtennis-Matches ausgetragen, Tiger Woods und Phil Mickelson sind auch immer heiß. Wie weit weg ist das Thema Ryder Cup aktuell bei Ihnen?

Siem: Ganz ehrlich: Nach der Final Series im vergangenen Jahr habe ich das Thema für mich abgehakt. Wir haben in Europa so wenige große Turniere, wenn du da nicht wenigstens zweimal in die Top-5 kommst, ist es schwer. Es bringt mir ja nichts, wenn ich mich unnötig unter Druck setze. Klar, wenn ich jetzt in Folge die Byron Nelson Championship und in Wentworth gewinne, bin ich plötzlich drin, aber das ist ja größenwahnsinnig. Wenn es passiert, wäre es schön, aber ich muss eher schon wieder an den Ryder Cup 2016 denken.

Teil 1: Siem über Frust auf dem Golfplatz und seine Tischtennis-Leidenschaft

Teil 2: Siem über Bubbas Schwug und den lässigen Jimenez

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