Why can't we play it every week?!

Florian Regelmann
30. September 201409:23
Von hinten sieht Jamie Donaldson Heiko Vogel noch viel ähnlicher. For sure!getty
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Wieder ist eine legendäre Ryder-Cup-Woche Geschichte, das Par-10 war live dabei! Die Caddies sind die Partyhelden, D'Artagnan wird der neue Superstar, Heiko Vogel macht den Schlag seines Lebens und wegen Martin Kaymer haut es dich auf die Schnauze...

10. Der nächste Superstar: Victor Dubuisson!

"Beautifuuuuul shot, beautifuuuul!" Gregory Havret, der für das Ryder Cup Radio kommentierte, war konstant völlig aus dem Häuschen angesichts der Leistung seines Landsmanns. Dass Dubuisson das Potenzial zu einem überragenden Ryder-Cup-Spieler hat, war vorher klar. Da musste man nur daran denken, wie er bei der Match Play Championship aufspielte und mit seinem unfassbaren kurzen Spiel für ein YouTube-Highlight nach dem anderen sorgte.

Aber der Ryder Cup ist eben doch nochmal eine ganz andere Nummer und Dubuisson bewies eindrucksvoll, dass er auch unter dem größten Druck im Sport performen kann. Und wie! D'Artagnan, ähm Dubuisson, im Übrigen ohne Zweifel einer der lässigsten Jungs auf der Tour, gewann beide Foursomes an der Seite von Graeme McDowell und packte dabei einen Traum-Eisenschlag nach dem anderen aus.

Tag 3: Europa holt sich den Titel

Sein Partner war relativ begeistert. "Victor wird der nächste europäische Superstar. For sure." Starke Worte von McDowell. Aber er hat Recht und deshalb sagt das Par-10 jetzt mal locker voraus: Dubuisson gewinnt 2015 ein Major. For sure.

9. Gehen die einfach nach Hause, unfassbar!

Wir müssen ehrlich sein, wir haben in Gleneagles auch schwache Leistungen gesehen, richtig hundsmiserable Leistungen. Und damit ist an dieser Stelle Bubba Watson gar nicht gemeint. Nein, ein Skandal waren zum Beispiel die Scoreboard-Praktikanten, die den ganzen Tag auf ihrem Platz herum lümmelten und es nicht auf die Reihe brachten, die Scores in einer akzeptablen Geschwindigkeit auf Stand zu halten.

Oder auch nicht zu glauben: Da sprintest du nachmittags über den Platz, um zum nächsten Foursomes-Drama zu gelangen und siehst, wie Zuschauer jetzt schon wieder die Anlage verlassen. Sind die noch ganz sauber?! Gehe ich vielleicht beim Champions-League-Finale in der 65. Minute beim Stand von 1:1 nach Hause, oder was?! Und nicht vergessen: Der Ryder Cup ist ca. noch eine Million Mal bedeutender und geiler als ein CL-Finale. For sure.

8. Die Hoffnung heißt Spieth und Reed

Wenn man sich überlegt, welche US-Boys denn in Gleneagles überhaupt gut gespielt haben, wird es echt schnell eng. Es ist bezeichnend, dass die drei am besten gerankten Amerikaner, die Herren Watson, Furyk und Kuchar, zusammen eine 2-9-Bilanz hinlegten.

So viel zum Thema Körpersprache: Bubba Watson hat die Nase vollgetty

Bubba holte nicht mal einen halben Punkt und machte von der Körpersprache auch nicht den Eindruck, als ob er checkt, worum es hier eigentlich geht. Es ist eben Bubba. Ansonsten? Rickie Fowler hatte seine Momente, holte aber auch nur 1,5 Punkte und wurde von Rory McIlroy im Heavyweight-Matchup K.o. geschlagen.

Zach Johnson? War der dabei? Webb Simpson rechtfertigte seinen Pick, indem er den Ryder Cup am Freitagmorgen mit einer 190-Yards-Bombe eröffnete und sich blamierte. Nein, so richtig überzeugen konnten eigentlich nur der bärenstarke Jimmy Walker (Jimmy, ich hätte gerne dein kurzes Spiel! Und deine Länge!) und das Rookie-Duo Jordan Spieth/Patrick Reed. Wenn die USA in Zukunft mal wieder einen Ryder Cup gewinnen will, brauchen sie mehr Spieths und Reeds. For sure.

7. Sorry, Tom Watson, aber das war nix!

Tom Watson schien eigentlich eine grandiose Wahl als Captain. Schließlich war er es ja, der 1993 als letzter US-Kapitän at The Belfry auswärts die Amerikaner zum Sieg geführt hatte. Dazu seine Verbindung zu seiner zweiten Heimat Schottland, Watson schien wirklich ideal.

Im Nachhinein sieht es aber aus US-Sicht leider ganz anders aus. Watson traf verheerende Entscheidungen. Am Freitag ließ er Spieth/Reed am Nachmittag aus unerfindlichen Gründen nicht weiterspielen, niemand hat es verstanden. Am Samstag ließ er Phil Mickelson den ganzen Tag über den Platz laufen, ohne dass Lefty auch nur einen Schlag machte. Er degradierte PHIL MICKELSON aus dem Nichts einen ganzen Tag lang zum Cheerleader.

Selbst als Mickelson ihn quasi anflehte, doch spielen zu dürfen, kam nicht mehr als ein: No. Unfassbar. Dafür ließ er dann aber Fowler und Walker, die nach drei brutalen Matches komplett durch und sichtbar für jeden am Ende waren, nochmal ran. Ein Wahnsinn. Tom Watson hat es komplett vergeigt. For sure.

6. Zinger muss her!

Nach der achten Pleite in den letzten zehn Ryder Cups, nachdem man einmal mehr von den Europäern eins drüber bekommen hat (1-7 in Foursomes ist ohne Worte) scheint eigentlich klar, was passieren muss: Paul Azinger muss es nochmal machen und ein Comeback als Captain geben!

Dass Jungs wie Jason Dufner oder Billy Horschel noch am Sonntag von der Couch aus quasi Azinger forderten, ist bemerkenswert. Und was Phil Mickelson von Tom Watson als Captain hält, machte er auf der abschließenden PK auch mehr als deutlich. Watson saß nur wenige Stühle entfernt von ihm, aber Mickelson sagte dennoch in aller Öffentlichkeit, dass er es absolut nicht verstehen könne, warum man nicht endlich zur Azinger-Strategie zurückkehren würde.

Der hatte 2008 ein Pod-System eingeführt und seine 12 Spieler in drei sich gut verstehende Vierergruppen unterteilt, die die ganze Woche zusammenblieben. Der Plan ging damals perfekt auf. Freddie Couples wäre auch eine sehr gute Option, aber nach der Abreibung von Gleneagles kann es aus US-Sicht erstmal nur heißen: Zinger muss her! For sure.

5-1: McGinleys Masterplan, Kaymers Wonderland und die Party der Caddies

5. EUROPE, EUROPE, EUROPE!

Der europäische Erfolg war auch wieder ganz klar ein Erfolg des Teams. Bis auf den unglücklichen Stephen Gallacher hatte jeder seinen Anteil am Sieg. Allen voran natürlich Justin Rose, der Dominator von Gleneagles! Rosie holte nicht nur vier Punkte, er bildete mit Henrik Stenson die stärkste Paarung der Woche und sorgte gemeinsam mit dem Schweden für eine der größten Leistungen in der Ryder-Cup-Geschichte.

10 Birdies in Folge spielten Rose und Stenson am Samstagmorgen in ihrem Fourball-Match gegen Watson/Kuchar, -12 lag das Duo, es war nur episch. Dass Rose am Sonntag dann gegen Hunter Mahan schnell 4 down lag und mit fünf Birdies in Serie zurückschlug, passt ins Bild.

Mega-Woche für Rosie! Rory McIlroy spielte erstmal gar nicht so wirklich Rory-like, aber umso stärker war es, wie er halbe Punkte rauskratzte, am Sonntag Fowler zerstörte (-6 nach 6 kann man machen) und am Ende noch drei Punkte einsackte. Mr. Ryder Cup Ian Poulter hatte sicher schon spektakulärere Wochen im Europe-Dress, aber mit seinem genialen Chip-in an Tag 2 hatte er zumindest einen großen Auftritt, bei dem er den berühmten Poults-Ryder-Cup-Jubel zeigen konnte.

Jamie Donaldson oder Heiko Vogel - wer steht denn da nun?getty

Es gibt nichts Besseres! Lee Westwood überholte mit seinem 23. Punkt Seve Ballesteros und arbeitet weiter an seinem Platz in den Geschichtsbüchern, an seiner Seite erlebte zudem Rookie Jamie Donaldson ein irres Debüt. Der Heiko Vogel (die Ähnlichkeit ist ja wohl verblüffend) von Team Europe war es dann auch, der mit dem besten Schlag seines Lebens den Ball an der 15 an den Stock nagelte und so den Sieg perfekt machte. Ganz großes Kino, Heiko! For sure.

4. Paul McGinley und sein Masterplan

Während Tom Watson so gut wie alles falsch machte, ging für McGinley eigentlich alles auf. In seiner Herangehensweise mit all seiner Vorbereitung und Detailverliebtheit erinnerte McGinley so ein bisschen an Bernhard Langer. McGinley überließ nichts dem Zufall, absolut nichts.

Beispiele: Er erzählte Graeme McDowell schon vor Monaten, dass er mit Victor Dubuisson spielen würde. Er wusste, dass diese Paarung passen würde. Dazu lernte er Dubuisson über die Zeit so gut kennen, dass er merkte, dass es besser sein würde, Dubuisson erst am Nachmittag einzusetzen. Wenn der Franzose sich das Geschehen am Morgen erstmal anschauen und noch etwas relaxen kann, wird er dann bereit an Tee 1 stehen. Auch das ging auf.

Auch die Wahl, McDowell in den Singles als Nummer eins herauszuschicken, hatte McGinley schon getroffen, als er noch nicht mal fix als Captain feststand. McGinley wollte einen Terrier zu Beginn und G-Mac sollte ihn nicht enttäuschen. G-Mac war mit seinem famosen Comeback-Sieg gegen Spieth so was wie der Mann des Tages am Sonntag. Plötzlich wurde im Top-Match auf dem Scoreboard aus rot blau - völlig klar, dass G-Mac dem Team damit einen enormen Schub gab. McGinley war ein überragender Captain. For sure.

3. There is only one Martin Kaymer!

Als es am Sonntagabend zum Ausgang ging, wurde es noch einmal angestimmt: There is only one Martin Kaymer! One Martin Kaymer! Walking along, singing this song, walking in the Kaymer wonderland!!! Zugegeben, 24 Stunden zuvor war die Einschätzung über Kaymers Leistung noch etwas anders.

Da hatte er aber auch gefühlt 17 relativ kurze Putts vorbei geschoben und man dachte übertrieben formuliert, dass er in Gleneagles irgendwie nur die 1 spielen kann. Unfassbar gute Schläge auf der einen Seite, schwache auf der anderen Seite, es war ein Auf und Ab bei Kaymer. Sowohl sein Match mit Thomas Björn an Tag 1 als auch das mit Justin Rose an Tag 2 hätte er einfach gewinnen müssen, am Ende wurden es zwei halbe Punkte. Nicht großartig, aber immerhin etwas.

Dass er dann Bubba Watson im Einzel so souverän abfertigte, machte den Ryder Cup 2014 für Kaymer auch persönlich noch zu einem guten Event. Nicht zu fassen, sein Eagle-Chip-in an der 16 zum Matchgewinn! Ende gut, alles gut. Players Championship gewonnen. US Open gewonnen. Ryder Cup gewonnen. Wenn Martin Kaymer nicht Deutschlands Sportler des Jahres wird, rastet das PAR-10 aus! For sure.

2. Wegen Kaymer auf die Schnauze geflogen!

So ein Ryder-Cup-Sonntag ist ja auch strategisch eine enorme Herausforderung. Wer macht den entscheidenden Punkt? Wo muss ich wann sein? Schwierig, schwierig. Das Par-10 entschied sich also, das Stenson-Reed-Match an der 18 zum Finish zu begleiten. Der Gedanke: Kaymer macht es gegen Watson an der 15 fertig und Stenson holt den 14. Punkt.

Aber nix da! Stenson verlor die 18 und im Radio war zu hören, dass Kaymer doch noch die 16 spielen muss. Jetzt aber schnell zurück! Jetzt muss man wissen, dass es auf der Anlage überall behämmerte Baumwurzeln hat, die von Gras bedeckt sind und die keine Sau sieht.

Was passiert also? Man hört Monster-Geschrei an der 16, das muss Kaymer gewesen sein! Also rennt man wie ein Gestörter den Hügel hoch, stolpert über eine dieser Wurzeln und legt sich auf die Fresse. Sofort wieder aufgestanden und immerhin noch Kaymers emotionalen Jubel gesehen. Alles Wahnsinn. For sure.

Dürfte auch unter den Sängern gewesen sein: Jamie Donaldsons Caddie Michael Donaghygetty

1. Why can't we play it every week?!

"Happiest days in your lives" - im Team Room von Team Europe hing dieser Spruch an der Wand. Es war auch jeden Tag das letzte, was die Europäer sahen, bevor sie die Umkleide verließen. Paul McGinley hatte sich das Motto des legendären Bob Torrance als Motto für den Ryder Cup 2014 ausgesucht, man kann den Nagel gar nicht besser auf den Kopf treffen.

Torrance, der Vater von Vice Captain Sam Torrance, war einer der größten Coaches aller Zeiten, im Juli war er leider verstorben. Jetzt wird Bob Torrance aber lachend vom Himmel auf Gleneagles geschaut haben, als er gesehen hat, wie sehr seine Message gelebt wurde und als Inspiration diente.

Denn egal ob Spieler, Caddies oder Fans - beim Ryder Cup erleben irgendwie alle in der Tat ihre glücklichsten Tage des Lebens. Also alle, bis auf die Amis natürlich. Man muss sich einfach nur die Party im Spectator Village am Sonntagabend reinziehen. Was dort abging, war nur göttlich. Der Höhepunkt: Als einige der europäischen Caddies auf der Bühne waren, unter anderem auch Kaymers rechte Hand Craig Connelly, stimmten sie alle im Chor an: "Why can't we play it every week?!" Das sagt alles. See you 2016 in Hazeltine. For sure!

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