In den Top 5 nichts verloren

SID
Oliver Roggisch verlor mit dem DHB-Team auch gegen Spanien
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat bei der EM in Österreich die dritte Niederlage kassiert. Im zweiten Hauptrunden-Spiel verlor das Team von Bundestrainer Heiner Brand gegen Spanien nach der schwächsten Turnierleistung klar mit 20:25 (9:14). Bester Werfer der DHB-Auswahl war Uwe Gensheimer mit fünf Toren. Bei den Spaniern traf Rechtsaußen Victor Tomas (6) am besten.

Cookie-Einstellungen
Die vielen nervenaufreibenden und kraftraubenden Aufholjagden, der Schock des Todes von Oleg Velyky, die knappen Niederlagen gegen Polen und Frankreich - all das hat der deutschen Mannschaft so viel Energie gekostet, dass gegen Spanien trotz aller Bemühungen keine gute Leistung mehr drin war.

Die Iberer kontrollierten das Spiel vor 7000 Zuschauern in der Innsbrucker Olympiahalle von Beginn an nach Belieben und hatten keinerlei Mühe, gegen eine im Angriff über weite Strecken hilflose DHB-Auswahl ihren ersten Hauptrunden-Erfolg einzufahren und sich damit alle Halbfinalchancen zu erhalten.

"Der Körper hat bei einigen nicht mehr mitgespielt. Wenn man nicht voll bei Kräften ist, treten Mängel noch verstärkt auf. Bei einigen fehlte der letzte Kick, weil sie einfach müde waren", sagte Bundestrainer Heiner Brand nach der Partie.

Deutschland trifft in seinem letzten EM-Spiel am Donnerstag auf Tschechien (16.30 Uhr) und hat dort die Möglichkeit, wenigstens den letzten Eindruck eines miserablen Turniers positiv zu gestalten.

Das Spiel zum Nachlesen im Ticker

Der SPOX-Spielfilm

Vor dem Anpfiff: Kapitän Michael Kraus beginnt erneut auf halblinks an der Seite von Spielmacher Michael Haaß. Christian Schöne erhält auf Rechtsaußen den Vorzug vor Christian Sprenger. Bei den Spaniern sitzt Topstar Iker Romero erstmal auf der Bank. Im Rückraum starten Raul und Alberto Entrerrios sowie Cristian Malmagro.

7.: Garcia mit dem nächsten erfolgreichen Gegenstoß für die Iberer: 4:1 für die Spanier.

14.: So kennt man Lars Kaufmann: Mit voller Wucht haut er den Ball aus dem Rückraum ins Tor - und das in Unterzahl.

21.: Zwei schnelle Tore und die Iberer sind wieder auf vier Tore weg. Brand nimmt die Auszeit und hat besonders für Kraus und Kaufmann kritische Worte übrig.

25.: Schon wieder Thomas, diesmal vom Kreis. Spanien zieht auf fünf davon.

30.: Schöne scheitert an Hombrados. Vorne gelingt so gut wie nichts. 9:14.

34.: Bitter, bitter, bitter: Hombrados hält den zweiten Siebenmeter des Spiels, diesmal gegen Jansen. Und die Spanier sind auf sieben Tore davon...

45.: Schöner Angriff, aber Kraus scheitert an Hombrados. 14 Tore nach 45 Minuten sind einfach zu wenig.

49.: Siebenmeter für die Iberer und zwei Minuten für Roggisch. Garcia verwandelt ihn, Spanien ist wieder mit sieben Toren vorne.

54.: Haaß stürmt aufs Feld zurück, wird gefoult und zieht einen Siebenmeter plus zwei Minuten. Gensheimer verwandelt sicher. Sechs Tore Rückstand.

60.: Nochmal der starke Gensheimer zum Abschluss, wenigstens fällt die 20-Tore-Marke.

Der Star des Spiels: Victor Tomas. Wenn über die internationalen Topstars auf der Rechtsaußen-Position gesprochen wird, fallen zuerst Namen wie Luc Abalo, Vid Kavticnik oder Hans Lindberg. Auch Spanien hat einen herausragenden rechten Flügel. Tomas war vom deutschen Team - auch wegen der Deckungsschwäche von Kraus - nie in den Griff zu bekommen. Der Mann vom FC Barcelona überzeugte wie bereits im gesamten Turnier mit variantenreichen Abschlüssen und einer Top-Quote (6/8).

Die Gurke des Spiels: Lars Kaufmann. Der Göppinger spielt eine überragende Bundesliga-Saison, aber in Innsbruck wird seine internationale Untauglichkeit offenkundig. Als Backup kann seine Wurfgewalt ein Faktor sein, aber als tragende Säule ist Kaufmann heillos überfordert. Seine Verzweiflungsaktionen (Quote 2/7) nach dem Motto "Draufballern und beten" waren auch gegen Spanien zum Kopfschütteln. Dazu machte er im Mittelblock eine erneut unglückliche Figur. Die zweiten 30 Minuten saß er komplett auf der Bank.

Die Lehren des Spiels: "Kommt jetzt, aufwachen!", brüllte Kapitän Michael Kraus seine Mitspieler schon nach wenigen Minuten an. Es sollte alles nichts bringen, die Luft war schon zu diesem Zeitpunkt raus. Nur weil die Spanier auch alles andere als frei von Fehlern waren, dauerte es eine Weile, bis sie sich entscheidend absetzen konnten.

Der deutsche Angriff fand gegen die offensive spanische Deckung nur ganz selten passende Lösungen. Versuchte es die DHB-Auswahl im Gegensatz zum bisherigen Turnierverlauf mal mit Geduld, blieb es häufig beim Versuch, weil den Aktionen Überzeugung, Konsequenz und Druck zum Tor fehlte. Des Weiteren vergab das Team nicht zum ersten Mal eine nicht akzeptable Zahl an Großchancen.

Zu Beginn der zweiten Hälfte gab Brand den Spielern aus der zweiten Reihe eine Bewährungschance. Bis auf den starken Uwe Gensheimer (5/5) stach aber niemand hervor. Zu einer typischen Aufholjagd fehlte es der Mannschaft diesmal an der nötigen Kraft - und auch an der nötigen Klasse. Alle Hoffnungen auf einen fünften Platz und einen guten EM-Abschluss sind dahin. Deutschland hat bei diesem Turnier in den Top 5 aber auch nichts verloren. So ehrlich muss man sein.

Die deutsche Hauptrunden-Gruppe II im Überblick