Die HBL braucht Playoffs!

Uwe Gensheimer steht mit den Löwen ganz dicht vor dem Titel
© getty

Am Samstag fällt im Fernduell zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem THW Kiel die Entscheidung in einem der unglaublichsten Titelrennen aller Zeiten. Aber sollte die Tordifferenz im Handball darüber entscheiden, wer deutscher Meister wird? Nein! Playoffs müssen wieder her!

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Die Ausgangslage ist spektakulär wie nie...

  1. Rhein-Neckar Löwen 57:9-Punkte +229
  2. THW Kiel 57:9-Punkte +222

7 Tore trennen die Löwen und den THW nach dramatischen letzten Wochen, in denen der eine Titelkandidat mit 23 Toren Unterschied (42:19) in Eisenach gewann und der andere mit 22 Toren (46:24) in Lemgo. Es war unfassbar.

Das Ergebnis: Am 34. Spieltag erleben wir ein munteres Wettschießen um die deutsche Meisterschaft. Es sind die dramatischsten Szenarien vorstellbar, wenn wir ehrlich sind, spricht aber extrem viel für die Löwen.

Kiel spielt zuhause gegen die Füchse Berlin, die Löwen treten in Gummersbach an. Dass der THW bei dieser Konstellation 7 Tore aufholt, ist eigentlich nicht möglich. Eigentlich. Da muss Kiel schon hoffen, dass die Löwen in Gummersbach nicht gewinnen...

Klubs wollen keine Playoffs - warum nur?!

Unabhängig davon, wer jetzt am Ende feiert, stellt sich die Frage, ob der Handball nicht endlich mal neue Wege gehen sollte. Wie überragend wäre es, wenn wir nach dem Ende der regulären Saison ein Meister-Finale zwischen den Löwen und dem THW bekommen würden. The winner takes it all!

Es würde den Handball insgesamt nach vorne bringen, auch als Marke, und neue Zielgruppen erschließen. Endlich würde der Handball mal einen Impuls setzen! Schon im vergangenen Jahr gab es konkrete Überlegungen der HBL in genau diese Richtung.

"Die Klubs der HBL haben sich vergangenen Herbst gegen die Einführung eines Playoff-Modus entschieden. Wir werden daher die nächsten Jahre sehr wahrscheinlich beim bisherigen Modus bleiben", erklärt HBL-Boss Frank Bohmann gegenüber SPOX die Lage.

Bei der Ligaversammlung wäre eine einfache Mehrheit nötig gewesen, aber stattdessen gab es damals 15 Gegenstimmen bei drei Enthaltungen - verheerend und traurig.

Seit 1991/1992 keine Playoffs mehr

Wieder einmal wird deutlich: Wenn es eine Sportart gibt, die für Neuerungen meistens überhaupt nicht offen ist, dann ist es der Handball. Leider. "So ein Endspiel würde eine ganze Saison auf den Kopf stellen." Solche Äußerungen waren in dem Zusammenhang von Klubseite zu lesen. Hallo? Es ist der Sinn und der Reiz von einem Meister-Finale oder gar von größeren Playoffs, dass alles auf den Kopf gestellt werden kann.

Jeder Basketball- und Eishockey-Fan könnte ohne Playoffs nicht leben. Die geilste Zeit des Jahres würde fehlen. Auch die HBL braucht Playoffs! Klar, der so vollgepackte Handball-Kalender und die damit verbundene Überbelastung der Spieler ist ein großes Problem, aber da müssten eben flexible Lösungen gefunden werden. Zum Beispiel wäre eine Verkleinerung der Liga auf jeden Fall eine Option.

Höchstwahrscheinlich wird sich in den nächsten Jahren aber weiter nichts tun, was einfach schade ist. Dabei ist es ja nicht so, dass Playoffs im Handball neu wären. Zuletzt wurde der Champion in der Saison 1991/1992 durch Playoffs ermittelt.

Roggisch macht Schluss

Mit dem Viertelfinale (Best of three) ging es los. Wallau/Massenheim vs. Hameln, Leutershausen vs. Magdeburg, TuSEM vs. Schutterwald, Kiel vs. Milbertshofen - alle Serien gingen über die volle Distanz. Es war dramatisch, es war genial. Meister wurde am Ende übrigens Wallau.

Sollten die Löwen am Samstag den Titel klarmachen, wird es SPOX übrigens - bei aller Neutralität - ganz besonders freuen. Denn es wäre der krönende Abschluss für die Karriere von Oliver Roggisch.

The Rogg, der einen Tag später am Sonntag in der SAP-Arena sein Abschiedsspiel bestreiten wird, war mit seinen SPOX-Kolumnen während der letzten Jahre ein wichtiger Bestandteil der Handball-Coverage. Roggisch war nicht nur ein überragender Abwehrchef auf der Platte, er ist vor allem ein überragender Typ.

Ein Typ, der den Löwen, der Nationalmannschaft (die WM-Playoff-Schicksalsspiele gegen Polen macht Roggisch noch mit) und dem gesamten deutschen Handball, der nicht gerade mit Persönlichkeiten gesegnet ist, extrem fehlen wird. Alles Gute, Oli!

Die Tabelle der HBL