Der fette Wüsten-Kater

Das DHB-Team musste sich Katar geschlagen geben
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Das DHB-Team fasst sich nach der bitteren Pleite gegen Katar im WM-Viertelfinale an die eigene Nase, die Schiri-Schelte fällt überschaubar aus. Katar liefert eine Inszenierung erster Klasse und sorgt damit für ein organisatorisches Debakel. Jetzt kämpft Deutschland gegen Kroatien (Fr., 14 Uhr im LIVE-TICKER) um Olympia.

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Sie waren frustriert, sie waren wütend - und trotzdem bewies das DHB-Team in der Stunde der bitteren Niederlage auch Größe. "Glückwunsch an Katar, sie haben es sich verdient. Wir haben unser schlechtestes Spiel bei dieser WM abgeliefert", sagte Kapitän Uwe Gensheimer bei der Pressekonferenz nach den wilden 60 Minuten von Lusail.

"Wir sind nicht gut gestartet und dann die ganze Zeit hinterher gelaufen. Wir haben den Gegner nicht genug unter Druck gesetzt und ein paar Chancen zu viel liegen lassen. Das ärgert uns natürlich sehr und tut weh", räumte Bundestrainer Dagur Sigurdsson ein und ging mit sich selbst hart ins Gericht: "Ich hätte früher von der 5:1- auf die 6:0-Abwehr umstellen müssen."

Dabei wäre es leichter gewesen, den Schiedsrichtern die Schuld in die Schuhe zu schieben. Hatte doch das mazedonische Duo Gjorgji Nachevski und Slave Nikolov in zahlreichen Situationen mit - vorsichtig ausgedrückt - merkwürdigen Entscheidungen der deutschen Auswahl Knüppel zwischen die Beine geworfen.

Bauer und Heine sauer

"Wir werden nach jedem Spiel zu den Schiedsrichtern befragt und ich kann nur wiederholen, dass wir dies nicht kommentieren. Ich kann nur sagen, dass wir erstmal auf uns schauen und das Spiel für die beiden Schiedsrichter schwer zu leiten war", erklärte Sigurdsson.

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Von den meisten anderen Beteiligten hörte man zu diesem Thema nur ein knappes "kein Kommentar". Lediglich DHB-Präsident Bernhard Bauer und Silvio Heinevetter, der nach seiner Hereinnahme für den diesmal schwachen Carsten Lichtlein hervorragend hielt, schafften es nicht, die Lippen dauerhaft zusammenzupressen.

"Ich verliere normal nie ein Wort über die Schiedsrichterleistung. Aber jeder, der etwas vom Handball versteht, hat gesehen, was hier abgelaufen ist", meinte Bauer, während Heinevetter fassungslos bemerkte: "Heute können wir das Spiel nicht gewinnen. Wir sind immer noch Gäste hier im Land. Da muss ich aufpassen, was ich sage. Aber jeder, der das Spiel gesehen hat, weiß, was ich meine."

"Erste Hälfte exzellent"

Die Wut war so kurz nach dem Spiel verständlich. Doch die deutschen Spieler hatten genug Gründe, sich an die eigene Nase zu fassen. Sie leisteten sich 14 technische Fehler, die Wurfeffektivität lag bei gerade einmal 56 Prozent. Zudem war die Abwehr in der ersten Halbzeit mit 18 Gegentoren einfach schlecht.

Deutschland führte in der gesamten Partie nur einmal - mit 1:0. Schuld daran war freilich auch die zusammengekaufte Weltauswahl des Gastgebers. Zu Beginn überraschte Kreisläufer Borja Vidal, vor allem am Ende glänzte Torhüter Danijel Saric. Permanent spielte Rückraum-Shooter Rafael Capote groß auf, der mit acht Toren bester Werfer der Partie war.

"Unsere erste Hälfte war exzellent. In den zweiten 30 Minuten war Deutschland sehr gut", meinte Saric. "In der ersten Halbzeit haben wir den besten Handball gespielt bei diesem Turnier", sagte Katars Nationaltrainer Valero Rivera und ergänzte: "Wenn das Spiel in Deutschland stattgefunden hätte, wäre Deutschland als Sieger vom Platz gegangen."

Inszenierung erster Klasse

Der spanische Weltmeister-Coach wollte damit ausdrücklich nicht die Referees, sondern das Publikum gemeint haben. Auf dieser Ebene boten die Scheichs eine Inszenierung erster Klasse. Bereits zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn waren rund 3000 Menschen in traditionellem Gewand in der Halle, die sich auf Kommando drei oder vier Mal erhoben, um die Nationalhymne zu proben.

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Da vielen der Anwesenden einfach ohne Karte Einlass geboten wurde, führte dies kurz vor Spielbeginn zu einem organisatorischen Debakel. Zahlreiche Fans mit gültigen Tickets wurde der Einlass verweigert. Die Halle war ja schließlich voll.

"Wir haben uns von der Kulisse beeindrucken lassen", stellte Bauer fest. Das DHB-Team kämpfte und hatte mehrfach die Möglichkeit, die Partie noch zu drehen. Doch anders als in den vorangegangenen Spielen fehlte es an der nötigen Ruhe.

"Wir spielten in der zweiten Halbzeit, als wir auf zwei Tore aufgeschlossen hatten, zu hektisch. Eigentlich hatten wir noch genügend Zeit", sagte Steffen Weinhold. "Wir sind sehr enttäuscht. Es wäre möglich gewesen, zu gewinnen. Denn Katar ist normalerweise nicht stärker als wir", so Patrick Groetzki.

Der Kampf um Olympia

Es kam einfach sehr viel zusammen, weshalb es letztlich nicht reichte. Und nun? Der deutschen Mannschaft bleibt nichts anderes übrig, als noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren. So schwer das auch fällt. Schließlich gilt es in den beiden anstehenden Partien um die Plätze fünf bis acht noch einen Sieg einzufahren, um sicher an einem der Qualifikationsturniere für die Olympischen Spiele in Rio 2016 teilnehmen zu dürfen.

Am Freitag um 14 Uhr (LIVE-TICKER) bekommt es die DHB-Auswahl in der Ali Bin Hamad al Attiya Arena al Sadd mit Kroatien zu tun. Der Sieger hat sein Quali-Turnier-Ticket sicher in der Tasche und trifft einen Tag später auf den Sieger des Duells zwischen Dänemark und Slowenien. Der Verlierer erhält gegen den Unterlegenen der anderen Partie eine zweite Chance.

"Jetzt gilt es, sich darauf vorzubereiten und die Köpfe nicht hängen zu lassen. Wir werden weiterkämpfen und in jedes Spiel gehen, um es zu gewinnen", versprach Sigurdsson. Sollte es damit klappen, würde ein vom Isländer nach dem Katar-Spiel gesagter Satz definitiv zutreffen: "Wir hatten ein cooles Turnier."

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