Kiel spielte in der ersten Halbzeit ordentlich bis gut, brach nach dem Seitenwechsel aber ein. Unter dem Strich ließen die Norddeutschen zu viele Möglichkeiten fahrlässig liegen und begingen einige technische Fehler.
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Beste Werfer auf Seiten der Ungarn waren Momir ilic (8), Laszlo Nagy und Gergö Ivancsik (beide 7). Zudem netzten Renato Sulic, Andreas Nilsson (beide 3), Christian Zeitz, Gasper Marguc und Mate Lekai (alle 1).
Beim THW spielte Aron Palmarsson groß auf (9 Treffer bei 10 Versuchen), ansonsten gab es allerdings auch Totalausfälle zu verkraften. Die weiteren Treffer besorgten Joan Canellas (5 Tore bei 5 Versuchen), Christian Sprenger, Rune Dahmke (beide 3), Rene Toft Hansen, Filip Jicha, Marko Vujin (alle 2) und Steffen Weinhold (1).
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Reaktionen:
Alfred Gislason (Trainer THW Kiel): "Es ist sehr enttäuschend. Wir hätten einfach mehr von unseren klaren Chancen nutzen müssen, aber ich will der Mannschaft auch keinen Vorwurf machen. Der eine oder andere Spieler hatte nicht seinen besten Tag, aber wir gewinnen und verlieren zusammen."
Filip Jicha (THW-Kapitän): "So etwas darf man sich in einem Champions-League-Halbfinale einfach nicht erlauben. Wir haben es nicht hingekriegt, eine so starke Abwehr hinzustellen, wie es Veszprem in der zweiten Halbzeit getan hat."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Spiel: Klein und Sjöstrand fehlen nach wie vor, Palicka beginnt im Tor. Zudem setzt Gislason zunächst auf Dahmke, Jicha, Palmarsson, Weinhold, Ekberg und Toft Hansen. Veszprem eröffnet mit Ivancsik, Ilic, Rodriguez, Nagy, Marguc, Sulic und Mikler zwischen den Pfosten.
6.: Rodriguez ist frei durch, doch Palicka fährt das Bein aus und pariert klasse. Offensiv legt beim THW Palmarsson mit zwei Toren los wie die Feuerwehr. Die Zebras liegen mit 3:1 in Führung.
14.: Es läuft für die Norddeutschen. Ilic setzt einen Siebenmeter an die Latte, Marguc wenig später an den Pfosten. Im Gegenzug lässt der THW den Ball gut laufen, bis auf Linksaußen der 22-jährige Dahmke freisteht und das 6:3 erzielt.
22.: Palicka, Palicka, Palicka! Der Schwede pariert mehrfach super und brüllt nach einem gehaltenen Ball seine Freude heraus. Weil seine Mannschaftskollegen derzeit vorne aber unfassbar viel liegen lassen und sich billige Fehler leisten, steht es plötzlich 8:8. Ivancsik gleicht nach einem Tempogegenstoß aus.
30.: Halbzeit in Köln - 13:13. Nach einem guten Beginn schleicht sich ein Bruch ins Kieler Spiel ein, auch Palicka hält nur noch normal. Erst gegen Ende des ersten Durchgangs läuft es wieder besser. Der starke Palmarsson trifft einmal aus der eigenen Hälfte ins leere Tor, weil die Ungarn wieder einmal mit einem zusätzlichen Feldspieler agieren. Kurz darauf knallt der Isländer den Ball rechts oben ins Eck.
Gislason-Porträt: Mit Haut und Haaren
35.: Überragendes Anspiel von Nagy an den Kreis zu Ilic - 16:13. Das Team von der Förde erwischt einen fürchterlichen Auftakt in den finalen Durchgang. Der Fehlerteufel muss jetzt schleunigst wieder raus aus dem Spiel. Das sieht auch Gislason so: Auszeit!
41.: Siebter Wurf von Palmarsson, siebter Treffer. Der Spielmacher hält seine Mannschaft momentan am Leben. Allerdings beträgt der Rückstand immer noch drei Tore - 18:21. Schlecht für Kiel: Alilovic wird immer stärker.
48.: Was ist los mit dem THW. Duvnjak spielt nach seinem schwachen Auftritt in Hälfte eins gar nicht mehr, Vujin bekommt nichts gebacken. Erneut scheitert er an Alilovic. Auf der anderen Seite geht es für Veszprem nun ganz leicht. Es steht 27:21, das könnte es schon gewesen sein.
52.: Geht da noch was? Nach einem Foul an Dahmke erhält Sulic seine dritte Zeitstrafe und sieht damit Rot. Canellas vewandelt den fälligen Siebenmeter, es steht 24:27.
60.: Aus der Traum. Kiel kommt noch einmal auf zwei Tore ran, am Ende reicht es aber nicht.
Der Star des Spiels: Laszlo Nagy. Ungarns Handball-Legende trat in Angriff und Abwehr wie ein echter Leader auf. Er zog die Fäden, bewies Übersicht und erzielte sieben Tore. Zudem überzeugten Ilic und Alilovic.
Der Flop des Spiels: Domagoj Duvnjak. Klar: Auf Seiten der Zebras waren einige Spieler ein Flop. Vujin, Weinhold, Jicha - alle schwach. Aber von Duvnjak war überhaupt nichts zu sehen. Und das in einem Champions-League-Halbfinale. Vier Versuche, null Tore. Übel!
Das fiel auf:
- Der THW störte Veszprem durch eine extrem offensive Deckung sehr früh. Vor allem Jicha und Weinhold übten immer wieder Druck auf Nagy und Ilic aus. So machte sich bei den Ungarn zumindest in den ersten Minuten eine gewisse Verunsicherung breit. Dennoch versuchten sie es früh mit einem weiteren Feldspieler anstatt des Torhüters.
- Mikler stand immer da, wo der Ball nicht hinkam. Dem Keeper der Ungarn fehlte in der Anfangsphase komplett der Touch. Die Reaktion der Truppe vom Balaton: Nach nicht einmal 15 Minuten übernahm Alilovic. Der Kroate machte seine Sache gut.
- Wenn es Veszprem gelang, das Spiel ganz schnell zu machen, dann hatte Kiel die größten Schwierigkeiten - obwohl die Abwehr ansonsten gut funktionierte. Gislasons Mannen waren dann oft einen Schritt zu spät dran. Dazu kam, dass Kiel im Angriff wahnsinnig viel liegen ließ.
- Veszprem entwickelte sich im Laufe der Partie im Angriff immer mehr zur Zwei-Mann-Show. Ilic und Nagy kombinierten mitunter herrlich und schlossen zudem erfolgreich ab.
- Kiel schaffte es nur ganz selten, einen Mann am Kreis freizuspielen. Toft Hansen war so in der Offensive kaum ein Faktor, Wiencek kam ohnehin kaum zum Zug.
Das Final Four im Überblick