Als die deutsche Handball-Ikone schlechthin wird von Heiner Brand erwartet, sich klar zu positionieren. Und grundsätzlich ist es auch wichtig und richtig, das zu tun. Allerdings macht stets der Ton die Musik. Und den traf der 63-Jährige im Fall von Bob Hanning nicht.
Eine derart harsche Abrechnung öffentlich zu machen - nicht etwa emotional aufgeladen vor einer laufenden Kamera, sondern in einem Interview mit der Sport Bild - ist schwerlich anders als mit schlechtem Stil zu bezeichnen. Zumal er dabei aufgrund einer offensichtlich persönlichen Abneigung mitunter Fakten verdrehte.
Hanning schuf erstklassige Nachwuchsabteilung
Selbst Hannings Werk in Berlin versuchte der frühere Bundestrainer zumindest in gewissen Punkten madig zu machen. Ganz nach dem Motto: Mit viel Geld sei es auch nicht sonderlich kompliziert, gute Arbeit zu leisten.
Hanning stand bei den Füchsen aber nicht etwa ein Mäzen zur Verfügung. Trotzdem schuf er einen starken Bundesligisten und eine erstklassige Nachwuchsabteilung, die im ganzen Land als vorbildlich gilt.
Umso unverständlicher ist Brands Kritik in diesem Punkt, da er es war, der als Bundestrainer stets und zu Recht die mangelhafte Nachwuchsarbeit der HBL-Klubs anprangerte und deshalb eigentlich glücklich über das Füchse-Projekt sein müsste.
Verhältnis zur Liga klar verbessert
Auch am Aufwärtstrend im DHB habe Hanning keinen Anteil. Fakt ist aber: Mit Hanning und Bernhard Bauer hat sich das jahrelang schlechte Verhältnis zwischen Liga und Verband enorm verbessert. Außerdem wurde mit Dagur Sigurdsson augenscheinlich ein ausgezeichneter Bundestrainer verpflichtet.
Natürlich kann Hanning ein schwieriger, ja unangenehmer Zeitgenosse sein. Mit seiner undiplomatischen Art stößt er viele Menschen vor den Kopf. Es würde sicherlich vieles erleichtern, wenn auch er sich hinterfragen würde.
Die Liga steht dennoch in vollem Umfang hinter Hanning - und das ist wichtig für den deutschen Handball. Ob das bei der von Brand geforderten Rückkehr von Bauer auch noch so wäre, darf nach den Vorkommnissen der vergangenen Wochen bezweifelt werden.
Bauer war sicherlich ein sehr guter Präsident, aber dem Vernehmen nach auch nicht immer so leicht im Umgang, wie es gerne geschildert wird. Für den deutschen Handball könnte ein Comeback deshalb gar zu neuen Problemen führen.
Mehr Nutzen als Schaden
Unter dem Strich gibt Hanning dem deutschen Handball mehr als er ihm schadet. Brand, dessen Verdienste um den DHB natürlich nicht hoch genug bewertet werden können, tat sich und dem Handball diesmal keinen Gefallen.
Er brachte den DHB-Zoff auf eine emotionale, persönliche Ebene, die der Zielführung, so kurz bevor wichtige Entscheidungen anstehen, nicht dient.