Finale! DHB-Märchen geht weiter

Felix Götz
29. Januar 201622:53
Das DHB-Team steht im Finale der Handball-EMgetty
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Das ist so unfassbar! Deutschland steht bei der EM in Polen im Endspiel. Die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson setzte sich im Halbfinale in Krakau in einer dramatischen Partie mit 34:33 (27:27/14:13) nach Verlängerung gegen Norwegen durch und trifft am Sonntag im Finale auf Spanien (17.30 Uhr im LIVETICKER), das Kroatien mit 33:29 (18:14) bezwang. Kai Häfner erzielte fünf Sekunden vor dem Ende das goldene Tor. Allerdings legte Norwegen nach dem Spiel Protest ein.

SPOX

Durch den sechsten Sieg in Serie steht Deutschland nicht nur vor dem zweiten EM-Titel (der erste und letzte gelang 2004 in Slowenien im Endspiel gegen den Gastgeber) seiner Geschichte, sondern hat auch das Ticket für die Weltmeisterschaft in Frankreich im kommenden Jahr in der Tasche.

Sollte im Finale ein weiterer Sieg folgen, wäre das deutsche Team auch sicher für die Olympischen Spiele im Sommer in Rio de Janeiro qualifiziert.

Bester DHB-Werfer in der nur mäßig besuchten Tauron Arena war Tobias Reichmann mit zehn Treffern. Die weiteren Tore erzielten Kai Häfner, Julius Kühn (beide 5), Steffen Fäth (4), Hendrik Pekeler, Rune Dahmke (beide 3), Fabian Wiede (2), Martin Strobel und Erik Schmidt (beide 1).

Norwegen vs. Deutschland im BOXSCORE

Bei den Norwegern erwiesen sich Kristian Björnsen (8), Bjarte Myrhol und Magnus Jondal (beide 5) als beste Schützen.

Die Reaktionen:

Dagur Sigurdsson: "Das war ein Krimi. Das war Wahnsinn. Da war alles dabei. Wir sind an unsere Grenze gegangen."

Kai Häfner: "Wir haben versucht, die Zeit runterzuspielen. Irgendwie hatte ich zuletzt den Ball und ich habe nur versucht, ihn reinzumachen. Das hat geklappt."

Andreas Wolff: "Jeder hier will Europameister werden, jeder glaubt an sich. Egal, wer der Gegner ist. Wir gewinnen sowieso."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Alles wie gehabt. Deutschland beginnt mit Wolff im Tor und Dahmke auf Linksaußen. Halblinks Fäth, in der Mitte Strobel und halbrechts Wiede bilden den Rückraum. Rechtsaußen spielt Reichmann und am Kreis Pekeler.

6.: Schade! Wiede spielt einen tollen Pass an den Kreis zu Pekeler. Der wird schwer von den Norwegern bedrängt, kommt aber zum Wurf. Doch Keeper Erevik ist zur Stelle und pariert. 3:2 führen die Skandinavier.

14.: Deutschland spielt 101 Sekunden in doppelter Überzahl und geht mit einem 2:0 da heraus. Der starke Reichmann (schon vier Tore) und Dahmke treffen - 7:5 für die Sigurdsson-Truppe.

26.: Die Deutschen sind zwischendurch auf vier Tore weg (9:5), lassen danach aber viele Möglichkeiten liegen und schießen den momentan starken Erevik warm. Dann geht es schnell und Myrhol steht frei. Der Kreisläufer macht das 12:12, Sigurdsson reagiert und nimmt die Auszeit.

30.: Pause in Krakau. Einige Minuten lang gerät das DHB-Team etwas ins Schwimmen. Durch zwei Buden in Folge reicht es trotzdem für eine Führung nach 30 Minuten - 14:13. Durchatmen, Freunde! Es bahnt sich wie erwartet ein Thriller an.

33.: Etwas holpriger Start des DHB-Teams in die zweite Hälfte. Es gibt Siebenmeter für die Norweger, Lichtlein ersetzt dabei Wolff. Björnsen führt aus und verwandelt humorlos. 16:16.

43.: Ganz wichtige Bude!!! Nach einem zwischenzeitlichen 17:19-Rückstand fangen sich die Deutschen wieder. Die norwegische Deckung steht, aber Nachrücker Kühn steigt einfach hoch und feuert den Ball in die Maschen. 19:19. Auf geht's, Jungs!

49.: Nervenschlacht in Krakau. Und was macht dieser Julius Kühn? Dem ist das alles völlig egal. Er steigt im Rückraum hoch, hält drauf und macht das Ding. 22:22.

55.: Die Spannung ist kaum noch zu ertragen, mittlerweile steht Lichtlein zwischen den Pfosten. Kühn traut sich einmal mehr und trifft. Allerdings übertreibt der junge Kerl jetzt auch hin und wieder und nimmt wilde Dinger. Es geht mit einem 26:26 in die letzten fünf Minuten. Geht das gut?

60.: VERLÄNGERUNG! 15 Sekunden vor dem Ende macht Dahmke über Linksaußen das 27:27. Das ist oft nicht hochklassig hier, aber sowas von dramatisch. Jetzt gibt es zwei Mal fünf Minuten extra.

65.: Die ersten fünf Minuten der Verlängerung sind durch. Und Deutschland führt mit 31:30. Häfner macht zwei Tore in Folge, im letzten Angriff agiert die DHB-Auswahl in Unterzahl, bleibt trotzdem geduldig und spielt Reichmann außen frei. Der Typ trifft heute einfach alles. Kämpfen, Jungs! Wir wollen ins Endspiel! Mittlerweile steht übrigens wieder Wolff für Lichtlein im Tor.

69.: Wiede macht aus dem Rückraum das 33:32, aber die Norweger kommen zum Ausgleich. Die letzte Minute steht an, Deutschland ist in Ballbesitz.

70.: Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!! Fünf Sekunden vor dem Ende geht Häfner durch und macht das Tor. Es ist vorbei. Deutschland siegt mit 34:33 und steht im Finale.

Der Star des Spiels: Tobias Reichmann. Spielte schon das ganze Turnier über sehr konstant und machte damit gegen Norwegen einfach weiter. Der Kielce-Profi verwandelte alle sieben Siebenmeter eiskalt und leistete sich im ganzen Spiel keinen einzigen Fehlwurf. Machte zwei Buden in der Verlängerung, war mit zehn Toren bester Werfer. Es geht einfach nicht besser!

Der Flop des Spiels: Harald Reinkind. Gleich mehrere Norweger warfen unzählige Fahrkarten. Reinkind war aber vor allem in der ersten Halbzeit überhaupt kein Faktor. Kam letztlich auf zwei Tore bei sieben Versuchen und wies mit 29 Prozent die schlechteste Wurfquote seiner Mannschaft auf.

Das fiel auf:

  • Sigurdsson ließ wie schon gegen Dänemark häufig mit einer offensiven 5:1-Deckung agieren. Kühn verteidigte für Fäth. Die gefürchteten Abwehrreihen beider Teams brauchten eine ganze Zeit lang, ehe sie den gewohnten Zugriff auf den gegnerischen Angriff hatten. Das war dann aber in der zweiten Halbzeit immer mehr der Fall.
  • Bei Norwegens Keeper Erevik, der bis auf seinen starken Auftritt beim Sieg gegen Frankreich bis dato ein schwaches Turnier spielte, stand nach 30 Minuten eine Quote von 46 Prozent gehaltener Bälle zu Buche. Das lag allerdings auch daran, dass die deutschen Abschlüsse oft nicht präzise waren. Am Ende hatte er 33 Prozent.
  • Julius Kühn und Kai Häfner. Zur Erinnerung: Das sind die Herren, die für die verletzten Dissinger und Weinhold erst vor dem Dänemark-Spiel nachgerückt sind. Hinterließen beide mit jeweils fünf Toren einen starken Eindruck. Häfner machte zudem das entscheidende Tor. Super!
  • Fäth und Wiede hatten nicht ihren besten Tag und wiesen nur Wurfquoten von 44 beziehungsweise 40 Prozent auf. Beide drückten sich aber nicht vor der Verantwortung und erzielten in der zweiten Halbzeit wichtige Tore. Insgesamt ließ auch die deutsche Mannschaft viele Chancen liegen, machte längst nicht ihr bestes Spiel. Zudem leistete sie sich zu viele leichte Ballverluste.
  • Das DHB-Team hatte diesmal keine sonderlich gute Torwartleistung. Wolff kam auf 28 Prozent, Lichtlein auf 22.
  • Es war unter dem Strich eine Partie auf überschaubarem Niveau. Das war allerdings völlig egal, da die Dramatik nicht größer hätte sein können.

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