Handball - Jannik Kohlbacher im Interview: "Mein Rekord-Fisch war 2,13 Meter lang"

Felix Götz
15. Januar 201815:05
Jannik Kohlbacher wurde 2016 in Polen mit Deutschland Europameistergetty
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Jannik Kohlbacher von der HSG Wetzlar ist mit 22 Jahren das Nesthäkchen in der deutschen Nationalmannschaft. Vor dem zweiten Spiel bei der EM in Kroatien gegen Slowenien (18.10 Uhr im LIVETICKER) traf SPOX den Kreisläufer im Hotel des DHB-Teams.

Kohlbacher sprach über seine Leidenschaft für das Angeln, die aktuelle sportliche Situation und die Mentalität innerhalb der Mannschaft. Außerdem verriet der Hesse, wer aus der Truppe beim Darts und beim Mini-Tischtennis regelmäßig abräumt.

SPOX: Herr Kohlbacher, Sie sind begeisterter Angler. Wie sind Sie denn zu diesem Hobby gekommen?

Jannik Kohlbacher: Ich bin über meinen Opa zum Angeln gekommen. Immer wenn ich in den Ferien zu ihm gefahren bin, hat er mich mitgenommen. Schon seit ich fünf oder sechs Jahre alt war. Seit ich alt genug bin, ziehe ich selbst los, mittlerweile fast in jeder freien Minute und dann stundenlang. Manchmal bleibe ich den ganzen Tag am Wasser, oder ich bin mit dem Boot auf einem Gewässer unterwegs.

SPOX: Und was gibt es Ihnen, an einem Gewässer zu sitzen und auf den nächsten Biss zu warten?

Kohlbacher: Für mich ist das die pure Entspannung. So ein Handballspiel kostet viel Kraft, sowohl körperlich als auch vom Kopf her. Dann ist das Angeln genau die Auszeit, die ich brauche. Manchmal gehe ich mit Kumpels, oft genug aber auch ganz alleine, beispielsweise an die Lahn in Wetzlar. Man hört und sieht von niemandem etwas, kann den ganzen Trubel vergessen und einfach mal abschalten.

SPOX: Auf welche Fischarten machen Sie bevorzugt Jagd?

Kohlbacher: Zander und Wels sind meine Favoriten.

SPOX: Haben Sie schon mal einen richtig fetten Fang gemacht?

Kohlbacher: Mein persönlicher Rekord-Fisch war 2,13 Meter lang. Das war ein Wels, den ich in Frankreich gefangen habe. Im Urlaub gehe ich immer wieder mit Kumpels ins Ausland zum Angeln, beispielsweise auch nach Italien.

SPOX: In Kroatien geht es eher um die Jagd nach dem Titel als um Fische. Der Auftakt ist dem DHB-Team mit dem klaren Sieg gegen Montenegro geglückt. Sind Sie mit dem Start ins Turnier zufrieden?

Kohlbacher: Ja, wir können für den Moment sehr zufrieden sein, die ersten beiden Punkte sind eingetütet. Das war eine konzentrierte Leistung über 60 Minuten, wir können mit dem Angriff, vor allem aber mit der Abwehr total einverstanden sein. Die komplizierteren Aufgaben kommen aber jetzt erst.

SPOX: War die Mannschaft von der Atmosphäre in der Arena Zagreb überrascht? Schließlich ist der angekündigte Hexenkessel völlig ausgeblieben.

Kohlbacher: Ich habe mich schon ein wenig gewundert. Ich dachte eigentlich, dass ein bisschen mehr von der Tribüne kommt. Man hat aber im Anschluss bei der Partie zwischen Slowenien und Mazedonien einen Vorgeschmack auf das bekommen, was uns nun erwartet. Gegen Slowenien wird es viel lauter und viel heißblütiger werden.

SPOX: Muss die deutsche Mannschaft gegen Slowenien bestimmte Dinge anders als gegen Montenegro machen?

Kohlbacher: Es gibt im Vergleich zu Montenegro bei den Spielertypen Unterschiede. Die Montenegriner haben versucht, viel über den Rückraum zu kommen. Slowenien ist mehr die spielerische, die filigranere Mannschaft, die sehr gute Eins-gegen-Eins-Spieler hat. Unser Ziel muss es also sein, noch kompakter und noch aggressiver zu verteidigen. Das wird ein ganz anderes Spiel, zumal Slowenien ja schon zwei Punkte abgegeben hat. Die müssen eigentlich gewinnen und werden entsprechend alles daran setzen - und die Halle wird versuchen, dabei zu helfen.

SPOX: 2016 waren Sie ein Newcomer, nun gehören Sie schon nicht mehr zu den unerfahrenen Spielern. Wie hat sich Ihre Rolle im Team im Vergleich zur EM in Polen verändert?

Kohlbacher: Man sieht es schon alleine auf dem Spielfeld, dass meine Rolle eine andere geworden ist. Ich durfte schon in den letzten beiden Testspielen vor der Europameisterschaft gegen Island und jetzt auch zum Auftakt gegen Montenegro relativ lange spielen. Das hat natürlich viel mit meinen Leistungen in der Abwehr zu tun. In diesem Bereich habe ich mich in den vergangenen beiden Jahren gesteigert. Allerdings bekommt unter Christian Prokop bislang jeder seine Einsatzzeiten, auch um die Belastung möglichst in einem Gleichgewicht zu halten.

SPOX: Was die Mentalität und die Herangehensweise der Mannschaft angeht, entsteht ein wenig der Eindruck, dass es gewisse Parallelen zur EM in Polen gibt. Täuscht das?

Kohlbacher: Nein, das stimmt auf jeden Fall. Alle sind brutal heiß, hier richtig was zu reißen. In der Mannschaft stimmt es einfach. Und wir haben hier in Zagreb tolle Voraussetzungen für ein erfolgreiches Turnier, auch was das Hotel angeht.

SPOX: Die Voraussetzungen haben im vergangenen Jahr in Frankreich aber auch größtenteils gepasst.

Kohlbacher: Das wollte ich damit auch nicht sagen. Wir haben dieses Aus bei der WM 2017 im Achtelfinale gegen Katar nicht vergessen. Wir wissen, wie schnell es bei einem großen Turnier vorbei sein kann, wenn die Konzentration einmal nicht zu 100 Prozent stimmt oder man nicht über 60 Minuten Vollgas gibt. Wir als Mannschaft sind uns völlig bewusst, dass der Kopf immer nur beim nächsten Spiel sein darf.

SPOX: Nehmen Sie uns einmal mit ins Innenleben der Mannschaft. Wer gibt den Ton an?

Kohlbacher: Prinzipiell ist bei uns kein Spieler höher gestellt als ein anderer, es gibt eine flache Hierarchie - und das finde ich auch gut so.

SPOX: Christian Schwarzer hat im Interview mit SPOX diese flache Hierarchie in Frage gestellt.

Kohlbacher: Eine flache Hierarchie bedeutet ja nicht, dass es keine Spieler gibt, zu denen andere Spieler aufschauen. Nehmen wir beispielsweise Uwe Gensheimer. Er nimmt als Typ und Kapitän dabei eine wichtige Rolle ein und gibt häufig den Ton an.

SPOX: Schwarzer war im Juniorenbereich des DHB einer Ihrer Trainer. Er ist ziemlich stolz darauf, Spieler wie Sie mitentwickelt zu haben. Was haben Sie von Blacky, der ja auch Kreisläufer war, gelernt?

Kohlbacher: Ich hatte bei den DHB-Junioren eigentlich nur Kreisläufer als Trainer, wenn man Markus Baur einmal weglässt. Unter Blacky waren wir auch sehr erfolgreich, bei der U19-Weltmeisterschaft 2013 in Ungarn haben wir beispielsweise Bronze geholt. Ich lernte von ihm einige Kniffe und Tricks, die man am Kreis anwenden kann. Die verrate ich jetzt aber nicht. (lacht)

SPOX: Lassen Sie uns zum Abschluss noch über die Freizeitgestaltung in der Nationalmannschaft sprechen. Was macht das Team, wenn mal ein paar Stunden zur freien Verfügung stehen?

Kohlbacher: Allerlei Spielchen. Wir haben in unserem Hotel eine Mini-Tischtennisplatte stehen und zwei Dartscheiben hängen. Damit verbringen wir recht viel Zeit. Im Physio-Zimmer läuft außerdem Live-Sport - Handball und Fußball. Da ist für jeden was dabei.

SPOX: Und wer sind die Cracks an der Platte und am Board?

Kohlbacher: Beim Darts ist leider immer noch Oliver Roggisch die Nummer eins. Da geht er richtig ab. Aber wir arbeiten daran, ihn vom Sockel zu stoßen. (lacht) Und beim Mini-Tischtennis haben häufig Uwe Gensheimer und Co-Trainer Alexander Haase die Nase vorn.