"Wir wussten, dass wir große Chancen haben, als Sieger vom Parkett zu gehen, wenn wir unser Ding durchziehen", sagte Bundestrainer Christian Prokop. Andreas Wolff sei "in den wichtigen Situationen hellwach" gewesen, er und Kai Häfner seien "die Matchwinner" gewesen: "Aber trotzdem ist das Ergebnis deutlicher, als es der Spielverlauf war."
Prokop begann gegen den EM-Neuling wie erwartet mit Paul Drux als Spielmacher, Hendrik Pekeler durfte direkt am Kreis im Angriff ran. In der Abwehr bildeten Patrick Wiencek und Pekeler den Mittelblock, Kai Häfner und Drux deckten zunächst auf den Halbpositionen. Im Tor stand Wolff.
Das DHB-Team benötigte ein wenig Zeit, um seine Nervosität abzuschütteln. Der Europameister von 2016 leistete sich in der Anfangsphase technische Fehler und lag schnell mit 0:2 zurück. Es dauerte bis zur 8. Minute, ehe Häfner mit einem Treffer aus dem Rückraum für die erste deutsche Führung sorgte (4:3). Mit einem 5:0-Lauf stellte Deutschland, das in Überzahl mit zwei Kreisläufern agierte, anschließend sogar auf 10:4.
Gensheimer sieht Rote Karte
In der 16. Minute war die Partie für Kapitän Uwe Gensheimer bereits beendet. Der Linksaußen warf bei einem Siebenmeter dem niederländischen Torhüter Bart Ravensbergen den Ball voll ins Gesicht und sah dafür regelkonform die Rote Karte. Er ist damit aber nicht für eine der kommenden Partien gesperrt.
"Das hat sich nicht gut angefühlt. Jetzt bin ich erleichtert, jetzt kann ich locker sein, zwischendurch war ich das nicht. Aber es war eine klare Rote Karte, der Torwart hat sich nicht bewegt", sagte Gensheimer. "Der Platzverweis von Uwe war ein klarer Bruch in unserem Spiel. Wir haben ein bisschen gebraucht, uns danach zu sammeln", meinte Prokop.
Beim DHB-Team funktionierte in der Folgezeit in der Tat nicht mehr viel, die frühen, vielen Wechsel machten sich negativ bemerkbar. Sowohl im Angriff als auch in der Abwehr fehlten Tempo, Entschlossenheit und Wachsamkeit. So brachte der starke Kay Smits Oranje nach 24 Minuten auf 11:12 heran. Wolff zeigte in dieser Phase wichtige Paraden, Deutschland ging letztlich mit einer 15:13-Führung in die Pause.
Wolff mit mehreren guten Paraden
Auch nach der Halbzeit machte sich das DHB-Team zunächst das Leben unnötig schwer. Die Prokop-Truppe ließ beste Chancen liegen und handelte sich vor allem zu viele Zeitstrafen ein. Smits verkürzte per Siebenmeter auf 15:16. Die Niederländer bereiteten der deutschen Mannschaft zusätzlich mit einer offensiven 5:1-Abwehr Schwierigkeiten, außerdem glänzte der kleine, wendige Spielmacher Luc Steins.
Glücklicherweise zeigte Wolff (insgesamt 12 von 29 gehaltene Bälle, 41 Prozent) erneut gute Aktionen und Häfner drehte im Angriff mit viel Zug zum Tor auf. Der Melsunger versenkte in der 40. Minute auch seinen vierten Wurf und stellte auf 20:16. Das DHB-Team bekam die Partie nun immer besser in den Griff und zog bis zur 50. Minute auf 27:19 davon. Der Sieg geriet in der Schlussphase, in der auch Philipp Weber und Jogi Bitter und somit alle Spieler eingesetzt wurden, nicht mehr ansatzweise in Gefahr.
Weiter geht es für das Prokop-Team am Samstag mit der Partie gegen Spanien (18.15 Uhr im LIVETICKER), in der es bereits darum geht, wichtige Punkte zu sammeln, die in die Hauptrunde mitgenommen werden können. Am Montag steht dann das letzte Gruppenspiel gegen Lettland (18.15 Uhr im LIVETICKER) auf dem Programm.
Deutschland vs. Niederlande: Die Daten zum Spiel
Anfangsformation DHB: Wolff - Gensheimer, Kühn, Drux, Häfner, Reichmann, Pekeler.
Torschützen Deutschland: Häfner, Kohlbacher (beide 5), Kühn, Kastening (beide 4), Reichmann (3 - 2 von 2 Siebenmeter), Wiencek (3), Schmidt, Böhm, Zieker (alle 2), Gensheimer (2 - 1 von 3 Siebenmeter), Pekeler, Weber (beide 1).
Torschützen Niederlande: Smits (7), L. Steins (6), Leenders, Boomhouwer (beide 2), Sluijters, Benghanem, Schagen, I. Steins, Jerry, Baijens (alle 1)
Rote Karte: Gensheimer (16.)
Zwei-Minuten-Strafen: Deutschland 5 - Niederlande 4
Der Star des Spiels: Kai Häfner
Starker Auftritt vom rechten Rückraumspieler! Häfner versenkte alle seine fünf Würfe und überzeugte obendrein mit tollen Anspielen an den Kreis auf Kohlbacher oder auch auf die Außenspieler.
Der Flop des Spiels: Bobby Schagen
Vom Lemgoer Rechtsaußen hätten sich die Niederländer sicherlich mehr erhofft. Schagen spielte mehrere schlampige Pässe und ließ beste Chancen aus. Er versenkte letztlich nur einen seiner vier Würfe.