"Norwegen war besser als wir. Wir haben Fehler gemacht, hatten aber auch gute Momente. Ich bin trotzdem stolz auf meine Jungs, weil sie alles gegeben haben", sagte Gislason. Jogi Bitter ergänzte: "Das tut kurz weh, ich bin aber einverstanden mit dem, was wir gezeigt haben. Wir haben nicht aufgegeben, sondern weitergemacht. Wir haben die erste Reihe der Norweger geknackt. Aber ihre Qualität insgesamt ist einfach hoch. Wir haben vorne nicht alles richtig gemacht, waren aber unterm Strich besser als gegen Spanien."
Die deutsche Auswahl hat damit weiterhin zwei Zähler auf dem Konto und belegt hinter Spanien (6), Schweden (4) und Norwegen (4) punktgleich mit Russland Platz vier. Der Einzug ins Halbfinale ist vor den letzten beiden Partien gegen Schweden (Sonntag, 18 Uhr) und Russland (Dienstag, 18 Uhr) damit in weite Ferne gerückt. Zwei Siege sind jedenfalls Pflicht.
Den zweiten Tag in Folge musste die DHB-Auswahl abgesehen von Co-Trainer Erik Wudtke, der auf der Bank erneut von Oliver Roggisch ersetzt wurde, keinen weiteren Coronafall verkraften. Julius Kühn stand allerdings entgegen aller Hoffnungen noch nicht zur Verfügung. Sein Test habe "nicht den Voraussetzungen für eine Rückkehr ins Turnier" entsprochen, teilte der DHB mit. Entsprechend standen die gleichen 16 Akteure wie zum Hauptrundenauftakt im Spieltagskader.
Deutschland vs. Norwegen: Der Spielverlauf
Im Vergleich zur 23:29-Niederlage gegen Spanien am Donnerstag baute Gislason seine erste Sieben auf zwei Positionen um. Auf Linksaußen begann Patrick Zieker für Rune Dahmke, im rechten Rückraum durfte Christoph Steinert statt Fabian Wiede ran.
Deutschland erwischte einen guten Start. Die Abwehr um den Mittelblock JohannesGolla/Simon Ernst war extrem stabil und aggressiv, Superstar Sander Sagosen war nahezu abgemeldet. Im Angriff nutzte Lukas Zerbe zwei Vorlagen von Bitter zu Tempogegenstoßtoren, zudem traf Golla doppelt nach zwei herrlichen Anspielen an den Kreis von Julian Köster. So stand es nach elf Minuten 5:3.
Beim Stande von 6:5 verlor das DHB-Team nach den ersten Spielerwechseln den Faden und blieb fast neun Minuten ohne eigenen Treffer. Es schlichen sich ähnlich wie gegen Spanien zu viele technische Fehler ein, Norwegen konnte dadurch seine Stärke ausspielen und aufs Tempo drücken. Nach gut 20 Minuten führten die Skandinavier 9:7, der bis dato starke Bitter verhinderte einen höheren Rückstand. Mit 12:14 aus deutscher Sicht ging es in die Pause.
Norwegen deutlich abgezockter
Die Deckung fand nicht mehr zur Souveränität der Anfangsphase zurück. Die Norweger fanden nun immer wieder Lücken und zogen auf 18:14 davon (35.). Da auch Bitter (10 von 31, 32 Prozent) mittlerweile etwas nachließ, brachte Gislason Daniel Rebmann und stellte zeitweise auf eine 5:1-Abwehr um.
Es half alles nichts. Zumal das Hauptproblem die insgesamt schwache Angriffsleistung war. Der Vize-Weltmeister von 2017 und 2019 agierte deutlich abgezockter als die DHB-Auswahl. Der Rückstand vergrößerte sich von 17:22 (45.) auf 19:25 (53.). Die Partie war damit gelaufen.
Deutschland vs. Norwegen: Die Daten zum Spiel
Anfangsformation DHB: Bitter - Zieker, Köster, Weber, Steinert, Zerbe, Golla
Torschützen DHB: Golla (4), Weber, Köster (beide 3), Zerbe, Zieker, Wiencek, Wiede (alle 2), Reichmann (2 - 0 von 1 Siebenmetern), Steinert, Stutzke, Schmidt (alle 1)
Torschützen Norwegen: Thorsteinsen (7), Barthold, Sagosen (beide 4), Björsen, Reinkind (beide 3), Överjordet, Solstad (beide 2), O'Sullivan, Overby, Tönnesen (alle 1)
Zwei-Minuten-Strafen: Deutschland (2) - Norwegen (3)
Der Star des Spiels: Erik Toft Thorsteinsen
Der linke Rückraumspieler der Norweger tat den Deutschen mit seinen gewaltigen und präzisen Würfen unheimlich weh. Erzielte sieben Tore bei zehn Versuchen - großartig!
Der Flop des Spiels: Der deutsche Angriff
Das Überzahlspiel funktionierte gut - das war es dann aber auch. Dem DHB-Team fehlte es über die gesamte Partie an zündenden Ideen, es unterliefen außerdem zu viele leichte Fehler. Meist waren Einzelaktionen das letzte Mittel, wodurch auch noch Torhüter Torbjörn Bergerud warm geschossen wurde.