Einer hatte großen Anteil an Dänemarks EM-Märchen: Das sind Julian Nagelsmanns wichtigste Helfer beim DFB-Team

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Die beiden Assistenten Sandro Wagner und Benjamin Glück, Torwarttrainer Andreas Kronenberg und der Standardexperte Mads Buttgereit: Wo kommen die wichtigsten Helfer von Bundestrainer Julian Nagelsmann her - und was zeichnet sie aus?

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Als Bundestrainer Julian Nagelsmann kürzlich seinen Vertrag bis zur WM 2026 in Nordamerika verlängerte, nannte er den Verbleib seiner vier Assistenten "Grundvoraussetzung" für die Unterschrift. Entsprechend verkündete der DFB kurz darauf auch die vorzeitigen Verlängerungen von Sandro Wagner, Benjamin Glück, Andreas Kronenberg und Mads Buttgereit für denselben Zeitraum.

"Fußball ist nicht nur auf dem Platz ein Mannschaftssport, sondern auch an der Seitenlinie", sagte DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig. Nagelsmann profitiert bei der Zusammenarbeit mit seinen Mitarbeitern von Impulsen aus unterschiedlichen Ländern, Fachbereichen und Lebenswegen. Das Quartett im Porträt.

Sandro Wagner
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Stürmer, Großmaul, Aufstiegsheld, Motivator: Co-Trainer Sandro Wagner

Als aktiver Spieler definierte sich Sandro Wagner - unter anderem bei der TSG Hoffenheim und dem FC Bayern München - nicht nur über Tore, sondern auch über markige Sprüche. Legendär beispielsweise seine Klage, wonach die Gehälter im Millionengeschäft Profifußball zu gering seien: "Gemessen an all dem, was man aufgibt, finde ich, dass auch die beim FC Bayern zu wenig verdienen." Oder seine Selbsteinschätzung im September 2016: "Ich bin in meinen Augen seit einiger Zeit mit Abstand der beste deutsche Stürmer."

Dennoch kam Wagner als aktiver Spieler nur auf acht Länderspiele - und damit auf genauso viele wie bis dato als Co-Trainer. Nach seinem Karriereende führte er die SpVgg Unterhaching zum Aufstieg in die 3. Liga und gab einen meinungsstarken TV-Experten, ehe er vergangenen Sommer zum DFB wechselte. Zunächst fungierte er als Co-Trainer der U20. Nach Hansi Flicks Entlassung stieg er zur A-Nationalmannschaft auf, unterstützte Interimstrainer Rudi Völler und seit dessen Amtsübernahme im September Nagelsmann. Die beiden kennen sich aus gemeinsamen Zeiten in Hoffenheim: Von 2016 bis 2017 stürmte Wagner unter seinem heutigen Chef.

Als einziger Vertreter des Trainerteams spielte der 36-Jährige einst selbst auf allerhöchstem Niveau Fußball, speziell die Offensivspieler profitieren von seinen Tipps. "Für mich persönlich ist er ein sehr guter Ansprechpartner. Mit seinem Coaching hilft er mir auf dem Trainingsplatz extrem", lobt Kai Havertz im Gespräch mit SPOX. "Einerseits legt er oftmals den Finger in die Wunde, andererseits kann er einem mit seiner besonderen Ausstrahlung enormes Selbstvertrauen geben."

Aufs öffentliche Sprücheklopfen verzichtet Wagner seit seinem Amtsantritt beim DFB, all seine verbale Kraft fließt in interne Motivationsreden. Anders als bei Nagelsmanns übrigen Assistenten erscheint für Wagner eine künftige Karriere als Cheftrainer vorgezeichnet - womöglich intensiviert er dann ja wieder seine einst markige Öffentlichkeitsarbeit. Schon vor seiner Vertragsverlängerung beim DFB zeigten angeblich diverse Bundesligisten Interesse an ihm.

Benjamin Glück
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Julian Nagelsmanns treuester Weggefährte: Co-Trainer Benjamin Glück

Wie Wagner kennt Nagelsmann auch seinen zweiten Co-Trainer Benjamin Glück aus gemeinsamen Zeiten in Hoffenheim. Der Unterschied: In der Zwischenzeit gab es keine Trennung, Nagelsmann und der zwei Jahre ältere Glück arbeiten seit 2016 permanent zusammen. Nach dem Abschied aus Hoffenheim auch bei RB Leipzig und beim FC Bayern München.

Während Wagner als Co-Trainer über seine emotionale Ansprache und seinen gewaltigen Erfahrungsschatz aus Spielerzeiten kommt, bringt Glück eher theoretische Komponenten ein. Vor seiner Trainerkarriere studierte er in München Sport und Mathematik, außerdem arbeitete er im Hoffenheimer Nachwuchsbereich als Videoanalyst.

Glücks Hauptfokus liegt auf Datenanalysen, denen Nagelsmann eine große Rolle beimisst. Kurz nach seiner Ankunft im September schloss der DFB zusätzlich zu der Zusammenarbeit mit Sportec Solutions auch einen Vertrag mit Impect ab. Dahinter stecken die beiden Ex-Profis Stefan Reinartz und Jens Hegeler. Sie gelten als Erfinder der Packing-Methode, auf die entsprechenden Werte berief sich Nagelsmann zuletzt wiederholt bei Pressekonferenzen.

Hier gibt es einen Hintergrundbericht über die Daten-Maschinerie beim DFB

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Ein Schweizer für die deutschen Keeper: Torwarttrainer Andreas Kronenberg

Als Flick nach der missratenen EM 2021 den Posten des Bundestrainers von Joachim Löw übernahm, setzte er in seinem Betreuerstab neben dem langjährigen DFB-Assistenten Marcus Sorg und seinem Mitbringsel vom FC Bayern Danny Röhl (mittlerweile bei Sheffield Wednesday) auch auf internationale Einflüsse. Neuer Torwarttrainer wurde der Schweizer Andreas Kronenberg, Standardtrainer der Däne Mads Buttgereit.

Kronenberg kam vom SC Freiburg, wo er zuvor bereits mit Sorg zusammengearbeitet hatte - und entscheidend an der Entwicklung etlicher herausragender Torhüter beteiligt war: Roman Bürki, Rafal Gikiewicz, Alexander Schwolow, Mark Flekken und Oliver Baumann, dem dritten Keeper im aktuellen Aufgebot.

Zunächst fungierte Kronenberg in Doppelfunktion, seit 2022 ist er exklusiv für den DFB tätig, seit 2023 unter der Regentschaft Nagelsmanns. Wie der Bundestrainer hat auch Kronenberg eine Vergangenheit beim FC Bayern: Von 2008 bis 2010 arbeitete er im Jugendbereich der Münchner.

Abgesehen von der Betreuung der Torleute bringt der 49-jähriger Schweizer noch eine weitere Komponente mit ein, das erklärte bei seiner Verpflichtung der damalige DFB-Direktor Oliver Bierhoff: "Als studierter Sozialpädagoge hat er mehr als das bloße Geschehen auf dem Rasen im Blick und betrachtet die Entwicklung seiner Sportler ganzheitlich."

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Ruhende Bälle aus Dänemark: Standardtrainer Mads Buttgereit

"Erst dachte ich, da verarscht mich jemand", erzählte Mads Buttgereit bei seiner Vorstellung im Sommer 2021: Es ging um einen Anruf von Hansi Flick, der dem mittlerweile 39-jährigen Dänen damals einen Posten als Standardtrainer beim DFB-Team offerierte. Als sich Buttgereit schließlich sicher war, dass er nicht verarscht wird, sagte er zu: "Das ist eine riesige Ehre für mich."

Einen Namen im internationalen Fußball hatte sich Buttgereit zuvor beim FC Midtjylland gemacht. Auch dank des Standardtrainers avancierte der dänische Provinzklub zu einer der gefährlichsten Mannschaften nach ruhenden Bällen in Europa. "Standards sind eines unserer Erfolgsgeheimnisse", erzählte Midtjyllands damaliger Mittelfeldspieler Tim Sparv 2018 im Interview mit SPOX und GOAL. Gemeinsam mit Buttgereit gewann er einen dänischen Meistertitel und einen Pokal. Von NFL-Trainern inspiriert, habe Buttgereit "ein eigenes Playbook entwickelt, in dem es für alle verschiedenen Standardsituationen mehrere Alternativen gibt. Im Training ist er extrem enthusiastisch und getrieben. Manchmal macht er selbst mit, um zu zeigen, wie ernst es ihm ist."

Nach seiner Zeit in Midtjylland wechselte Buttgereit zum dänischen Verband, zunächst unterstützte er die U18, bei der EM 2021 schließlich das A-Nationalteam. Auch dank mehrerer Standardtore erreichten die Dänen sensationell das Halbfinale, wo sie trotz eines direkt verwandelten Freistoßes von Mikkel Damsgaard knapp an England scheiterten.

Nach seinem Deutschland-Wechsel arbeitete Buttgereit weiterhin als Lehrer für Sport und Deutsch in einer dänischen Schule, erst nach seinem Premierenjahr in Flicks Trainerstab bekam er eine Festanstellung beim DFB. Sprachbarrieren zwischen Buttgereit und den Nationalspielern bestehen übrigens keine: Teile seiner Familie stammen aus dem niedersächsischen Celle, er selbst besitzt eine Doppel-Staatsbürgerschaft und spricht tadellos Deutsch.