Wahnsinns-Start trotz Transfersperre! Ex-Schalke-Trainer mischt die türkische Süper Lig auf

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© Instagram / Samsunspor

Ex-Schalke-Trainer Thomas Reis fordert mit Samsunspor das aufgerüstete Fußball-Etablissement der Türkei heraus - und zwar ohne Neuzugänge.

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Die türkische Süper Lig hat in diesem Sommer aufgerüstet wie nie zuvor. Alle drei Topklubs aus Istanbul tätigten neue Rekordtransfers: Fenerbahce holte Youssef En-Nesyri für 19 Millionen Euro, Galatasaray Gabriel Sara für 18 Millionen, Besiktas Moatasem Al-Musrati für elf Millionen. Und dann ist da ja noch Victor Osimhen. Napolis verschmähter Meisterheld wechselte per Leihe zu Gala und stellte sich dort gleich mal mit sechs Scorerpunkten in vier Spielen vor.

Während sich die Topklubs mit neuen Stars dekorierten, durfte Abstiegskandidat Samsunspor aufgrund einer Transfersperre gar keine neuen Spieler unter Vertrag nehmen. Dafür kam aber immerhin ein neuer Trainer: Thomas Reis. Wie durch ein Wunder mischt der Ex-Coach des VfL Bochum und vom FC Schalke 04 mit seinem einzig durch Jugendspieler und Leih-Rückkehrer aufgefüllten No-Name-Kader die hochgerüstete Konkurrenz auf.

Nach sieben Spieltagen rangiert Samsunspor auf Platz drei, nur vier Punkte hinter Spitzenreiter Gala und vor Besiktas. Das Saisonziel bleibe dennoch der Klassenerhalt, betonte Reis neulich beim SID: "Daran orientieren wir uns trotz des sehr gelungenen Saisonstarts weiterhin und sollten nicht überheblich werden."

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© Getty

Deutsche Trainer bei Samsunspor: Erst Markus Gisdol, dann Thomas Reis

Gefährlichster Torjäger des Traditionsklubs von der Schwarzmeerküste ist bis dato der kamerunische Nationalspieler Olivier Ntcham. Bekannt aus Deutschland sind zudem Kingsley Schindler (unter anderem 1. FC Köln und Holstein Kiel) sowie Rick van Drongelen (Hamburger SV).

Die Transfersperre gilt noch bis kommenden Sommer. Hintergrund der Strafe ist der Umgang mit Ex-Spieler Arvydas Novikovas - wie Reis einst in Bochum aktiv. Der Litauer klagte bei der FIFA wegen nicht vertragskonformer Bezahlung und bekam recht. Passiert ist das noch vor Reis' Ankunft im Sommer.

Den Trainerposten übernahm er übrigens von einem deutschen Landsmann. In der vergangenen Saison hatte Markus Gisdol den damaligen Aufsteiger auf Platz 13 geführt, anschließend aber eine vom Klub angestrebte Vertragsverlängerung ausgeschlagen. "Diese Wertschätzung, diese Liebe ist schon außergewöhnlich", sagte Gisdol zum Abschied. "Wenn das ganze Stadion den Namen des Trainers ruft, denkst du erst mal, du seist im falschen Film. Wenn da 30.000 fanatische Anhänger Dampf machen, hört sich das an wie 80.000 Fans in Deutschland."

Thomas Reis kann sich eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen

Die erfolgreichste Zeit erlebte Samsunspor in den 1980er-Jahren, als es zu zwei dritten Plätzen in der Süper Lig und einem verlorenen Pokalfinale reichte, ehe eine Tragödie die Ära jäh beendete. 1989 starben bei einem Unfall des Mannschaftsbusses der Trainer und mehrere Spieler. Seitdem pendelt Samsunspor wieder zwischen den Ligen und landete kurzzeitig sogar in die Drittklassigkeit. Kein Klub stieg in der Geschichte der Süper Lig öfter auf und ab (je siebenmal).

Insofern passt Thomas Reis mit seiner Bochumer Vergangenheit ganz wunderbar nach Samsun. Sein Ex-Klub stieg ebenfalls siebenmal auf, liegt damit im Deutschland-Ranking aber knapp hinter dem 1. FC Nürnberg und Arminia Bielefeld (je acht). Nach dem schwachen Saisonstart mit nur einem Punkt aus fünf Spielen könnte es demnächst Bedarf an einem achten Bochumer Aufstieg geben. Düster sieht es unterdessen auch bei Reis' zweitem Ex-Klub Schalke aus, der in Liga zwei nur auf Platz 13 rangiert.

Vor einem Jahr wurde Reis auf Schalke entlassen, bis zu seinem Engagement in Samsun war er anschließend arbeitslos. Obwohl im Ruhrpott tief verwurzelt, scheinen Reis auch die Vorzüge der Schwarzmeerküste zu gefallen: "Das Meer ist fast direkt vor meiner Haustür. Es lässt sich hier richtig gut leben. Die Menschen sind sehr, sehr nett und hilfsbereit, und das Wetter ist auch nicht das schlechteste." Eine Rückkehr in die Heimat kann er sich dennoch vorstellen. "Perspektivisch gesehen bleibt Deutschland natürlich immer spannend für mich."

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