Das Geständnis des Österreichers Bernhard Kohl, das seinen Kollegen Stefan Schumacher aus dem Gerolsteiner-Team massiv unter Druck setzte, war der Tropfen auf den heißen Stein.
"Die Intendanten sind stinkwütend, zumal Kohl zu der neuen und sauberen Generation im Radsport gezählt wurde", erläuterte ARD-Sprecher Peter Meyer den "einstimmigen Beschluss" der neun Intendanten und Intendantinnen auf einer Klausurtagung in Köln. Das ZDF schloss sich erwartungsgemäß der Haltung an.
Verzicht auf die üblichen Live-Bilder
"Wir werden die Tour de France nicht ohne die ARD übertragen", versicherte ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender in einer ersten Reaktion. Über die rechtlichen Konsequenzen wollen beide Sender mit der Europäischen Rundfunk Union (EBU) sprechen.
"Der sportliche Wert der Tour de France hat sich aufgrund der gehäuften Dopingfälle und der daraus gewonnenen Erkenntnisse erheblich reduziert. Damit ist auch der programmliche Wert stark gesunken", verteidigte der ARD-Vorsitzende Fritz Raff den Verzicht auf die üblichen Live-Übertragungen der Tour-Etappen am Nachmittag.
Tour in Kurzberichten
Beide Sender wollen aber in Kurzberichten in ihren Nachrichten- und Sportsendungen über die bedeutendste Radsport-Veranstaltung der Welt berichten.
Die EBU hatte erst in diesem Sommer einen neuen Dreijahresvertrag bis 2011 mit dem Tour-Organisator ASO abgeschlossen. Der Vertrag soll alle Mitglieder binden, also auch ARD und ZDF. Darüber gibt es aber unterschiedliche Auffassungen.
Konsequenzen des Ausstiegs
Neue Doping-Enthüllungen seien nicht automatisch ein Grund zum Ausstieg des europäischen Senderverbundes aus dem neuen Vertrag, hieß es bei der EBU. Es gebe aber einen "strikten Katalog", der es der EBU erlaube, bei einem Fehlverhalten der ASO auszusteigen.
Der Ausstieg bei der Frankreich-Schleife dürfte auch Konsequenzen für andere Radrennen haben. Die weitere Übertragung der Deutschland- Rundfahrt in der ARD gilt als unwahrscheinlich. Das Thema wurde aber beim Intendantentreffen in Köln nicht abschließenden behandelt.
"Schritt war unvermeidlich"
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) begrüßte das Ende der Live-Berichte über die Tour. "Dieser Schritt war nach den Dopingvorwürfen der letzten Tage unvermeidlich", erklärte der DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken.
Die Zuschauer wollten Sport- Veranstaltungen im Fernsehen verfolgen, bei denen Höchstleistungen und nicht Blutproben und deren Auswertungen im Mittelpunkt ständen.
Eurosport berichtet weiter
Der Spartensender Eurosport will ungeachtet der aktuellen Entwicklung auch künftig vom Radsport berichten. Bereits bei der Tour de France 2007 hatte der Sportkanal - im Gegensatz zu ARD/ZDF - seine Berichterstattung trotz des Dopingfalls Patrik Sinkewitz fortgesetzt.
Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender waren damals ausgestiegen, Sat.1 hatte kurzfristig übernommen - und schlechte Quoten erzielt.