SPOX: Herr Sdunek. Was bringen Sie aktuell auf die Waage?
Fritz Sdunek: 94,5 Kilo.
SPOX: Damit können Sie leben?
Sdunek: Nein. Das ist zuviel. 88 Kilo sind optimal.
SPOX: Sie sind seit 46 Jahren im Boxgeschäft. Haben Sie noch nie ans Aufhören gedacht?
Sdunek: Nein. Bisher noch nicht. Das ist mein Hobby, das macht mir Spaß. Und ich verspüre keinen Druck. Ich muss ja keinem mehr was beweisen. Und außerdem: Was soll ich sonst machen?
SPOX: Was anderes?
Sdunek: Kommt nicht in Frage. Es macht mir einfach Spaß, mit jungen Menschen zu arbeiten. Man rostet nicht. Ich bin jetzt zwar auch schon 62. Aber durch das Boxen fühle ich mich immer noch wie ein junger Bursche.
SPOX: Meinen Sie das ehrlich?
Sdunek: Ja. Von der Kleidung, von der Redensart, wie man sich bewegt. Neuerdings gehe ich auf "YouTube" und schaue mir die nächsten Gegner an. Man hält sich in jeglichen Bereichen fit.
SPOX: Wie halten Sie sich körperlich fit?
Sdunek: Ich mache jeden morgen 30 Minuten Kraftübungen. 100 Situps, 50 Liegestütze. Das ist mein Guten-Morgen-Programm.
SPOX: Aber doch nicht vor dem Frühstück?
Sdunek: Frühstück gibt's nicht groß. Halb Sieben stehe ich auf. Und halb Acht verlasse ich das Haus. Und im Gym trainiere ich - bis die Boxer kommen - weiter. Hanteltraining für die Schultern. Ich muss ja fit bleiben. Sonst stehe ich keine 20 Runden Pratzenarbeit im Ring durch.
SPOX: Sie sind ein Verrückter. Genau wie Uli Wegner. Wie ist Ihr Verhältnis?
Sdunek: Wir verstehen uns gut, telefonieren häufig miteinander, sticheln uns gegenseitig ein bisschen an.
SPOX: Gibt es eine Rivalität?
Sdunek: Ich denke schon. Zumindest von seiner Seite. Ich sehe das nicht so. Aber Uli ist schon manchmal ... na ja, lassen wir das.
SPOX: Ein Kampf mit Top-Quote wäre sicher Sdunek gegen Wegner.
Sdunek: Quatsch. Das ist Bödsinn. Das will keiner sehen. Das ist Kasper-Theater.
SPOX: Entschuldigen Sie die Frage, aber haben Sie überhaupt jemals selber im Boxring gestanden?
Sdunek: Hören sie mal. Ich habe 129 Kämpfe gemacht, und 99 Siege. Zum einhundersten Triumph hat es leider nicht gereicht. Habe es zwar zwei Mal versucht, aber immer verloren. Und dann habe ich es gelassen.
SPOX: Vergleichen Sie mal das Training eines Profiboxers mit einem Profifußballer.
Sdunek: Da müssen die Fußballer weghören.
SPOX: Warum?
Sdunek: Das Boxtraining ist doch viel, viel intensiver. Wir hatten schon häufiger Fußballer hier zum Training im Boxgym. Und die haben nach zwei Stunden gesagt: Wenn wir so immer trainieren müssten, dann würden wir überhaupt kein Sport mehr machen. Das ist zu hart.
SPOX: Also sind Fußballer die Weicheier des Sports?
Sdunek: Ja natürlich. Jörg Berger hat damals oft bei uns zugeguckt. Oder die Hansa-Profis in Rostock. Die standen immer mit großen Augen da und wunderten sich, wie intensiv und lange die Boxer trainieren. Das ist kein Vergleich zum Fußball.
SPOX: Dann werden sich demnächst bestimmt einige Bundesligatrainer bei Ihnen melden.
Sdunek: Zum Dieter Hecking von Hannover habe ich ja schon guten Kontakt. Wir tauschen uns oft aus. Athletik, Ausdauer, spezielle Laufübungen. Da wird gefachsimpelt.
SPOX: "Box-Trainer Sdunek übernimmt Hannover 96". Was für eine Schlagzeile.
Sdunek: Nein, nein. Der Dieter und sein Co-Trainer Dirk Bremser machen einen tollen Job in Hannover Aber er sagt immer: Mensch Fritz, ich möchte auch so erfolgreich sein wie du.
SPOX: Herr Sdunek, wer war der größte Boxer alle Zeiten?
Sdunek: Muhammad Ali. Er stand für eine ausgezeichnete Technik, unglaubliches Tempo und hatte diesen einmaligen, extravaganten Boxstil. Er ist auch heute noch ein beeindruckender Mann.
SPOX: Und wer wird am meisten überschätzt?
Sdunek: Jürgen Brähmer. Er hat sicher das größte Talent, hat aber wenig draus gemacht. Ich hoffe aber, dass er irgendwann wach wird und dass er was zulegen kann.
SPOX: Ein gewisser Dariusz Michalczewski, zu dem Sie noch immer ein enges Verhältnis haben, stand kürzlich mit unrühmlichen Schlagzeilen in den Medien. Sein bitteres Geständnis war: Ich habe 30 Millionen verhurt und weggesoffen. Was geht Ihnen da durch den Kopf?
Sdunek: Ob die Zahl stimmt, kann ich nicht sagen. Aber Dariusz hat ein sehr lockeres, leichtes Leben geführt. Aber das ist jetzt sein Problem, damit muss er klarkommen. Es ist sein Leben.
SPOX: Sie rufen nicht bei Ihm an und leisten psychologische Hilfe?
Sdunek: Doch. Ich habe mit ihm gesprochen. Er sagte mir, dass ich mir keine Sorgen machen muss.