Sechs Wochen vor der Heim-WM biegen Deutschlands Leichtathleten heute und am Sonntag bei ihren Titelkämpfen in Ulm auf die Zielgerade nach Berlin ein (15.-23. August).
Beim Weltsportereignis 2009 soll das Olympia-Debakel von Peking mit nur einmal Bronze vergessen gemacht werden. "Mit einem begeisterten Publikum im Rücken könnten sieben WM-Medaillen wie 2007 in Osaka möglich sein", glaubt Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).
Noch zeichnen sich diese im letztlich wohl rund 90 Athleten starken DLV-Team nicht konkret ab, doch im Kontrast zu 2008 mit verpatzter Hallen-WM und Europacup-Debakel im Vorfeld Olympias scheint die Ausgangsposition durch eine starke Hallen-EM mit drei Siegen und insgesamt zehn Medaillen sowie dem Überraschungssieg bei der ersten Team-EM deutlich besser. "Wir haben eine über Jahre vorbereitete und jetzt sichtbare Entwicklung", sagt Jürgen Mallow, Sportdirektor des DLV.
Fünf Goldhoffnungen für Berlin
Immerhin zählen derzeit fünf Athleten/Athletinnen zum Kreis der WM-Titelanwärter.
Dies sind die vier Weltranglisten-Spitzenreiter Irina Mikitenko (Wattenscheid/Marathon), Ariane Friedrich (LG Frankfurt/Hochsprung), Christina Obergföll (Offenburg/Speer) und der Uerdinger Zehnkämpfer Michael Schrader.
Hinzu kommt Diskus-Ass Robert Harting (Berlin), 2007 WM-Zweiter und derzeit Weltranglistendritter.
Eher vage Medaillenchancen zeichnen sich derzeit für ein halbes Dutzend anderer ab, darunter die per Wildcard des Weltverbandes IAAF direkt qualifizierten, aber noch nicht leistungsstabilen Titelverteidigerinnen Franka Dietzsch (Neubrandenburg/Diskus) und Betty Heidler (LG Frankfurt/Hammer).
Zu diesem Kreis gehört in ihrem letzten Karrierejahr auch Speerwurf-Europameisterin Steffi Nerius (Leverkusen).
Medaillenhoffnungen schon aus dem Rennen
Aus dem erweiterten Kreis der Medaillenhoffnungen fielen der Berliner WM-Fünfte Andre Niklaus (Zehnkampf) und Neubrandenburgs Hallen-Europameisterin Petra Lammert (Kugel) verletzungsbedingt heraus.
Seit Donnerstag ist klar, dass der Leverkusener Olympiasechste Danny Ecker durch den DM-Verzicht (muskuläre Probleme im Oberschenkel) seine WM-Chance praktisch verspielt hat. Oldtimer Tim Lobinger (München), ebenfalls ohne Norm, will im Donaustadion seine letzte Chance nutzen.
Rund zehn bekannte Namen fehlen noch im derzeit fast 70-köpfigen Team, das in Ulm vor der Nominierung am Dienstag deutlich wachsen soll. Noch ohne Norm ist drei Monate nach seinem phänomenalen Europarekord von 8,71-m-Weitspringer Sebastian Bayer (Bremen/bisher 8,02).
Um ihr letztes Karriereziel kämpfen auch Nils Schumann (Erfurt) neun Jahre nach dem 800-m-Olympiasieg von Sydney und einmal mehr Dreispringer Charles Friedek (Leverkusen) zehn Jahre nach dem WM-Gold von Sevilla.