Profiboxer Marco Huck sank überglücklich auf die Knie, Vater Rasim hüpfte vor Freude wie ein Flummi durch die Zuschauerreihen und Trainer Ulli Wegner war einfach nur stolz: In einer Ringschlacht über zwölf Runden hatte "Käpt'n" Huck den argentinischen Titelverteidiger Victor Emilio Ramirez versenkt und sich den WM-Titel des Verbandes WBO gesichert.
Mit zweijähriger Verspätung war der Cruisergewichtler endlich am Ziel seiner Träume angelangt.
"Das war der wichtigste Kampf meines Lebens. Ich kann noch gar nicht glauben, dass ich es geschafft habe", sagte Huck nach dem einstimmigen Punktsieg in Halle/Westfalen: "Hätte ich sportgerecht gelebt, wäre ich schon 2007 Weltmeister geworden. Aber 2009 ist es doch auch okay."
Wegner lobt den ehemaligen Lebemann
Vor zwei Jahren hatte der Berliner bei seinem WM-Debüt gegen Steve Cunningham (USA) die bisher einzige Niederlage in 27 Profikämpfen hinnehmen müssen. Seitdem ist Huck gereift - im und abseits des Rings.
Auch der sonst stets kritische Wegner, für den der einstige Lebemann und Kickboxer die vielleicht größte Herausforderung seiner Karriere ist, war nach dem Erfolg begeistert.
"Ich muss Marco ein riesiges Lob aussprechen. Er hat in den vergangenen beiden Jahren viel gelernt und jetzt gezeigt, was in ihm steckt. Er hat clever geboxt. Kompliment", sagte der Coach, der zuvor bereits Sven Ottke, Markus Beyer und Arthur Abraham zu WM-Titeln geführt hatte.
Harte Arbeit für Huck
Der Sieg gegen Ramirez war für Huck und seinen Trainer ein hartes Stück Arbeit. Nach gutem Start verlor Wegners Schützling zeitweilig seine Linie, fing sich am Ende aber wieder und gewann verdient.
Ganz so deutlich wie die Wertung der Punktrichter (116:111, 116:111 und 115:112) schien vielen Beobachtern das Ergebnis jedoch nicht. Zumal Huck in der elften Runde einen Punktabzug wegen Tiefschlags erhalten hatte.
Sauerland: "Marco hat unglaubliches Potenzial"
Entsprechend frustriert reagierte Ramirez auf die Verkündung des Urteils und stürmte kommentarlos aus dem Ring. "Victor hat in den entscheidenden Momenten einfach die Erfahrung gefehlt", meinte Ramirez-Trainer Carlos Martinetti. Den Respekt Hucks hatte sich der Südamerikaner aber in jedem Fall erkämpft.
"Ich habe noch nie gegen jemanden geboxt, der so hart schlagen kann", sagte der erst 24 Jahre alte Champion, der nach Einschätzung von Promoter Wilfried Sauerland eine große Zukunft vor sich hat.
"Marco hat unglaubliches Potenzial. Als Weltmeister wird er uns noch sehr viel Freude bereiten", erklärte der 69-Jährige: "Ich muss aber auch Ulli Wegner ein großes Kompliment machen. Wie er Marco auf diesen harten Gegner eingestellt hat, war toll."