Medienberichte: Caster Semenya ist ein Zwitter

SPOX
11. September 200912:33
Caster Semenya erfuhr großen Rückhalt von der südafrikanischen BevölkerungGetty
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Erst waren es Zweifel, dann Vermutungen und nun veröffentlichten zwei australische Zeitungen die Testergebnisse: Die 800 Meter-Siegerin Caster Semenya aus Südafrika ist wohl ein Hermaphrodit.

Der Sex-Test bei 800-m-Weltmeisterin Caster Semenya soll Spekulationen über ihr Dasein als Zwitter bestätigt haben. Das berichtet die australische Zeitung "Daily Telegraph" am Freitag unter Berufung auf einen nicht genannten Informanten aus dem Kreis der an der Untersuchung beteiligten Personen.

"Sie hat keine Gebärmutter und keine Eierstöcke", zitiert das Blatt seine Quelle: "Es gibt sicher Beweise, dass sie ein Hermaphrodit ist." Auch die australische Zeitung "The Sydney Morning Herald" veröffentlichte, dass Semenya statt Eierstöcke innenliegende Hoden besäße, die eine große Menge an Testosteron produzierten.

Der Leichtathletik-Weltverband IAAF reagierte umgehend. Der Bericht basiere nicht auf offiziellen IAAF-Angaben. Die Ergebnisse der Tests müssten erst von einer Expertengruppe ausgewertet werden, teilte Sprecher Nick Davies mit.

Eltern: Unser Kind ist ein Mädchen

Erst danach werde man das Gespräch mit Semenya suchen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Das Ergebnis dürfte für Semenya ein Schlag ins Gesicht sein.

Die meiste Zeit ihres Lebens musste sie sich abfälliger Bemerkungen über ihre maskuline Erscheinung erwehren. Auch ihre Eltern reagierten auf die Anschuldigung, ihre Tochter sei ein Hermaphrodit, verärgert. AFP teilten sie mit, sie seien sicher, dass ihr Kind ein Mädchen sei.

Zwei große Fragen stehen im Raum: Verliert die Läuferin ihre Goldmedaille und darf sie auch in Zukunft bei den Frauen starten?

Medaille ist nicht zwangsläufig in Gefahr

Davies hatte am Vortag unterstrichen, dass auch eine Bestimmung von Semenya als Zwitter nicht zwangsläufig zu einer Aberkennung ihres WM-Titels führen müsste.

"Es handelt sich hier um einen medizinisches Thema und nicht um Doping. Es geht hier nicht darum, ihr ein Fehlverhalten vorzuwerfen, sondern den Vorteil abzuschätzen, den Semenya aufgrund ihres körperlichen Zustandes gegenüber ihren Mitstreiterinnen hatte. Diese Ergebnisse führen nicht zu einer automatischen Disqualifikation."

Endgültige Entscheidung erst im November

Das Thema soll im IAAF-Council am 20./21. November in Monaco besprochen werden. "Vorher erwarten wir keine endgültige Entscheidung", hieß es in einer Pressemitteilung.

Laut "The Sydney Morning Herald" denke der IAAF aber darüber nach, der Zweitplatzierten Janeth Jepkosgei aus Kenia ebenfalls eine Goldmedaille zu verleihen.

Die Fortsetzung von Semenyas Karriere scheint allerdings fraglich.

Semenya nicht der erste Fall

Semenyas Sex-Test erfolgte aufgrund ihrer männlich wirkenden Erscheinung. Die Diskussion hatte im vergangenen Monat den WM-Erfolg der 18-Jährigen in Berlin überschattet und in ihrer Heimat scharfe Proteste ausgelöst.

Dabei spielen die südafrikanischen Verbandsfunktionäre ein doppeltes Spiel. Sie ließen Semenya schon vor der WM ohne deren Wissen untersuchen.

Dies bestätigte ihr Ex-Trainer Wilfred Daniels vor wenigen Tagen, nachdem er zuvor seinen Rücktritt eingereicht hatte.

Karriereende möglich

Das inoffizielle Ergebnis des Tests verbreitete die Schweizer Zeitung "Blick" bereits während der WM.

Inzwischen teilte IAAF-Generalsekretär Pierre Weiss mit, dass seit 2005 acht vergleichbare Fälle vorgekommen seien, viermal mit drastischen Konsequenzen.

"Die betroffenen Aktiven wurden gebeten, ihre Karriere zu beenden", erklärte Weiss ohne Angaben weiterer Details.

Caster Semenya: Ergebnis erst im November