Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft hat im zweiten EM-Vorrundenspiel in Danzig den ersten Sieg gefeiert. Das Team von Dirk Bauermann gewann überraschend gegen Titelverteidiger Russland mit 76:73.
Einen Tag nach der unglücklichen 65:70-Niederlage gegen Turnier-Mitfavorit Frankreich zeigte Deutschland trotz Dirk Nowitzkis Abwesendheit eine couragierte Leistung und lag zu keinem Zeitpunkt hinten.
Topscorer für Deutschland war Jan Jagla (19), auf Seiten der Russen, die auf ihre Stars Andrei Kirilenko und J.R. Holden verzichten mussten, trafen Kelly McCarty und Anton Ponkrashov (je 12) am besten.
Am Mittwoch heißt der letzte Vorrunden-Gegner Lettland (19 Uhr im LIVE-TICKER). Vorteil des Turnier-Modus': Nur um die Zwischenrunde zu erreichen, könnte das DBB-Team gegen Lettland sogar mit bis zu 7 Punkten verlieren, wenn Frankreich gegen Russland gewinnt.
Der EM-Spielpan: Alle Spiele, alle Gruppen, alle Topscorer!
1. Viertel | 2. Viertel | 3. Viertel | 4. Viertel | Endstand | |
Deutschland (1-1) | 26 | 19 | 15 | 16 | 76 |
Russland (1-1) | 12 | 19 | 19 | 23 | 73 |
Der SPOX-Spielfilm:
3.: Femerling mit einem schönen Spinmove und dem Korbleger, Jagla am eigenen Brett mit dem Monster-Block gegen Sokolev, Hamann legt im Break per Layup nach. 6:0 Deutschland.
5.: Schultze kommt rein, schießt mit dem ersten Ballkontakt von Downtown - Airball. Monya macht es besser. 10:8 Deutschland.
9.: Schaffartzik at his best. Die Shotclock läuft ab, Dreier, drin! 17:12 Deutschland.
10.: Wahnsinn! Mit der ablaufenden Uhr trifft Schaffartzik den Dreier! Was ein Buzzerbeater! Viertelpause. 26:12 Deutschland.
13.: Die Russen schlafen am eigenen Brett. Diesmal Femerling mit dem Offensiv-Rebound plus zwei Punkte. 30:15 Deutschland.
18.: Jetzt ist Hamann-Time! Drei Weltklasse-Pässe in Serie, und jetzt der Korb nach Penetration inklusive Bonus-Freiwurf. 44:25 Deutschland.
23.: Jagla versemmelt zuvor zwei Würfe - und feuert noch mal ohne Gewissen von Downtown. Aber wer trifft, hat Recht. 48:37 Deutschland.
30.: Ganz wichtig: Erstmal nagelt Schultze den Dreier rein, dann gelingt Jagla erneut ein Monster-Block. Und Schultze legt von der Linie doppelt nach. 60:50 Deutschland.
37.: Russland kommt. Kurbanov trifft aus der Mittel- und Dreierdistanz. Plötzlich nur noch 66:63 Deutschland.
39.: SCHAFFARTZIK! Dreier ins Gesicht des Gegenspielers, von einem Meter hinter der Linie! 71:67 Deutschland!
40.: Die entscheidende Aktion: Greene zieht zum Korb, gibt raus auf den jungen Benzing. Und der trifft abgezockt den Dreier! 74:69 Deutschland!
Der Star des Spiels: Jan Jagla. Zu Recht häufig für seine Passivität getadelt, hinterließ Jagla die erste Duftmarke in der Post-Nowitzki-Zeit. Noch gegen Frankreich zaghaft in der Zone, langte Jagla richtig hin, griff sich 11 Rebounds ab - davon imposante 7 am offensiven Brett.
Eine Vielzahl seiner 19 Punkte resultierten aus Tipins. Entscheidend auch seine beiden spektakulären Blocks, die Russland sichtlich einschüchterten. Einziges Manko: Seine überhasteten und überflüssigen Dreierversuche (1 von 6).
Die Gurke des Spiels: Sergei Bykov. Vor dem Spielmacher von Dynamo Moskau warnte Bauermann am eindringlichsten. Im Nachhinein kann man trotz seiner 11 Punkte fragen: Warum eigentlich? Nach seiner Gala gegen Lettland (4 von 5 Dreier) traf der Point Guard kein einziges Mal von Downtown, zudem gingen unglaubliche 8 von 11 Freiwürfen vorbei.
Bezeichnend, als er ausgerechnet in seiner besten Phase beim Stand von 50:55 einen offenen Layup verlegte und Deutschland damit aufbaute. Statt 52:55 lag Russland 39 Sekunden später 50:60 hinten.
Die Lehren des Spiels: Wie erwartet war das Spiel der jungen deutschen Mannschaft von Leistungsschwankungen gekennzeichnet. Doch auf welch hohem Niveau dies geschieht, ist erstaunlich, wenn nicht sensationell.
Besonders positiv: Die Fehler aus dem Frankreich-Spiel wurden weitestgehend vermieden. Beim Rebounding wurde wesentlich besser ausgeboxt und in der engen Schlussphase behielt die Mannschaft ihre Aggressivität bei.
Bezeichnend für den Generationswechsel, dass mit Schaffartzik, Benzing (beide per Dreier) und Staiger (von der Freiwurflinie) drei Debütanten die letzten Punkte erzielten - während die Routiniers ausgefoult auf der Bank saßen (Jagla, Schultze) oder Turnover fabrizierten (Greene). Kurios: Kapitän Femerling kam - obwohl keine Verletzung vorlag - nur 12 Minuten zum Einsatz. Bauermann war wohl mit Femerlings Wurfquote (2 von 7) und den 3 Fouls nicht zufrieden.
Bei aller Lobhudelei für das DBB-Team: Gegen Lettland muss das DBB-Team unbedingt vermeiden, erneut so viele unnötige Fouls (Ohlbrecht, Harris) zu begehen. Vier Deutsche sammelten fünf Fouls, insgesamt betrug die Foul-Bilanz 35:25 zu Ungunsten Deutschlands. Nur gut, dass Russland von den 49 Freiwürfen nur 28 versenken konnte.