Gegen den Medaillenkandidaten hielt das nach Dirk Nowitzkis Absage runderneuerte DBB-Team lange gut mit, bevor Frankreichs NBA-Star Tony Parker von den San Antonio Spurs (Topscorer mit 19 Punkten) in den letzten Minuten das Kommando übernahm und die letzten 11 Punkt für die Equipe erzielte.
Über die komplette Spielzeit lag keine Mannschaft mit mehr als fünf Zählern in Front. Für Deutschland traf Sven Schultze (13 Punkte) am besten.
"Wir haben die deutlich stärker eingeschätzten Franzosen lange beherrscht. Wir haben über weite Strecken geführt, das Spiel gut kontrolliert, den Rhythmus clever verändert. Das war sehr gut. Aber als es darauf ankam, haben wir den Sack nicht zugemacht, dumme Ballverluste gehabt und in der Defensive nicht so gut gestanden", sagte Bundestrainer Dirk Bauermann im "DSF".
"Alles in allem können wir dennoch mit der Leistung zufrieden sein, die die junge Mannschaft gezeigt hat."
Im zweiten Gruppenspiel trifft Deutschland am Dienstag (16.15 Uhr im LIVE-TICKER) auf Russland, am Mittwoch wartet Lettland. Die ersten drei Teams qualifizieren sich für die Zwischenrunde. Kapitän Patrick Femerling: "Die EM geht jetzt erst richtig los."
Der EM-Spielpan: Alle Spiele, alle Gruppen, alle Topscorer!
1. Viertel | 2. Viertel | 3. Viertel | 4. Viertel | Endstand | |
Deutschland (0-1) | 17 | 20 | 11 | 17 | 65 |
Frankreich (1-0) | 14 | 19 | 17 | 20 | 70 |
Der SPOX-Spielfilm:
3.: Turiaf bulldozert sich zum 7:5 für Frankreich, aber Greene von Downtown! 8:7 Deutschland.
7.: Das kann er! Harris zieht mit seiner gesamten Athletik zum Korb, überspringt Turiaf und trifft per Floater. 11:10 Frankreich.
9.: Frankreich mit einigen unnötigen Ballverlusten, dafür Schultze per Dreier. 15:12 Deutschland.
12.: Steve Nash könnte es nicht besser. Schaffartzik mit dem Stockton-Gedächtnispass auf Femerling, der locker per Leger vollstreckt.
23.: Zweiter starker Korb in Serie von Femerling. Im Gegenzug überspringt Batum Schultze, schnappt sich wie so oft den Offensiv-Rebound und netzt ein. 41:39 Deutschland.
32.: Schwierige Situation. Zwei, drei unglückliche Situationen in Folge. Aber dann unterläuft Diaw ein Offensiv-Foul. 45:44 Deutschland.
33.: Schultze on fire: In kurzer Zeit Dreier, Dreier, Korb. 58:55 Deutschland.
39.: Parker eiskalt von der Freiwurflinie. 7 schnelle Punkte für den Spielmacher, Frankreich mit 66:62 vorn.
40.: Schaffartzik mit dem Verzweiflungsdreier - vorbei. Vorbei auch das Spiel und die Hoffnung auf eine Sensation. Frankreich gewinnt 70:65.
Der Star des Spiels: Tony Parker. Von der aggressiven und teils doppelten Verteidigung der Deutschen sichtlich überrascht, war Parker drei Viertel nicht mehr als Durchschnitt. Doch je näher das Spielende rückte, umso überzeugender agierte Parker.
Nachdem Deutschland mit 61:59 in Führung ging, erzielte Parker die letzten 11 Punkte der Franzosen. Unfassbar, wie er einen Korbleger ansetzt, ins Straucheln gerät, quasi schon auf dem Gesäß sitzt - und dennoch verwandelt. Am Ende verbuchte er 19 Zähler, 6 Rebounds und 4 Assists. Seine miserable Dreierquote (1 von 7) verschweigen wir mal...
Die Gurke des Spiels: Tim Ohlbrecht. Die EM soll sein großer Durchbruch sein, die erste Bewährungsprobe ging schon schief. Während die bereits abgeschrieben Oldies Femerling (11 Punkte, 8 Rebounds) und vor allem Schultze (13/6) das Soll erfüllten, wirkte Ohlbrecht ob der hochkarätigen Frontcourt-Gegenspieler (Turiaf, Diaw, Batum) eingeschüchtert.
In 9 Minuten unterliefen ihm 3 Fouls. Dabei wäre angesichts der athletischen Überlegenheit der Franzosen und der Foulprobleme von Jagla ein gut aufgelegter Ohlbrecht enorm wertvoll gewesen.
Die Lehren des Spiels: Das DBB-Team machte vieles richtig. Abgesehen von der Rotation in der Verteidigung - wenn Frankreich den Ball gut verteilte, um den freien Schützen zu finden - war die Defense der Deutschen taktkisch hervorragend eingestellt. Insbesondere die Guards zeigten im Eins-gegen-Eins selbst einem Parker lange die Grenzen auf.
Unentschuldbar jedoch die Nachlässigkeiten beim Rebounding. Frankreich griff sich 15 offensive Bretter ab (Deutschland nur 6) - und dies war nur bedingt der überragenden französischen Athletik als vielmehr der deutschen Nachlässigkeit geschuldet. Turiaf (15 Punkte, 14 Rebounds) war der größte Nutznießer.
Offensiv wusste Deutschland weitgehend zu gefallen. Vor allem mit dem ungleichen Point-Guard-Duo Hamann/Schaffartzik, das dank unterschiedlicher Stärken - Hamann der Zug zum Korb, Schaffartzik der Wurf und der Pass - die Franzosen ein ums andere Mal überraschte.
Was jedoch nicht übertünchen konnte, dass Hamann aus der Mittel- und Dreierdistanz wegen seines Wurfs unbrauchbar ist und Schaffartzik bei seinem ersten DBB-Pflichtspiel sichtlich nervös war.