Vitali Klitschko hat seinen WM-Titel des Verbandes WBC erwartungsgemäß erfolgreich verteidigt. Der Profiboxer aus der Ukraine schlug vor rund 16.000 Zuschauern in Bern Herausforderer Kevin Johnson aus den USA über zwölf Runden einstimmig nach Punkten.
Der 38-Jährige feierte damit seinen 39. Sieg, der mühevoller als erwartet war. Nur zweimal in seiner Karriere musste er sich auf Grund von Verletzungen geschlagen geben.
Der 30 Jahre alte Johnson, der fast ausschließlich mit Ausweichbewegungen versuchte, ohne K.o. über die Runden zu kommen, musste die erste Niederlage in seinem 24. Kampf hinnehmen.
Johnson war jedoch erst der zweite Boxer nach Timo Hoffmann im Jahr 2000, der es schaffte, gegen Klitschko über die volle Rundendistanz zu gehen.
"Ich wusste, dass Johnson schwer zu boxen ist. Aber nicht, dass es so schwer wird. Das hätte ich nicht gedacht", sagte Vitali Klitschko und ergänzte: "Leider hat es mit dem K.o., den alle erwartet haben, nicht geklappt."
Titelvereinigung weiter der große Traum
Klitschko blieb damit auch in seinem vierten Kampf nach seinem Comeback am 11. Oktober 2008 siegreich. Nach fast vierjähriger Verletzungsauszeit hatte er damals den Nigerianer Samuel Peter in Berlin geschlagen und sich "seinen" WBC-Gürtel zurückgeholt, den er zuvor kampflos abgeben musste.
In diesem Jahr bezwang er dann bei seinen Titelverteidigungen den Kubaner Juan Carlos Gomez und im September Johnsons Landsmann Chris Arreola.
"Ich habe in diesem Kampf nur einen Schlag abbekommen und bin körperlich sehr gut in Form", begründete Klitschko die schnelle Rückkehr in den Ring.
Sein Traum bleibt aber die Vereinigung aller vier wichtigen Titel in der Familie. Bruder Wladimir ist Weltmeister der Verbände WBO und IBF. Den Gürtel der WBA aber trägt der Brite David Haye, nachdem dieser im November den "russischen Riesen" Nikolai Walujew entthronen konnte.
Folgt jetzt das Duell mit Haye?
Haye hatte zuvor im Sommer einen für September geplanten Kampf gegen Vitali Klitschko unter fadenscheinigen Gründen abgesagt. Angeblich plant dessen Promotiongesellschaft nun bereits den Kampf gegen Klitschko im Londoner Wembleystadion.
"Früher wollte ich immer ein Re-Match mit Lennox Lewis, aber jetzt richte ich mein Augenmerk auf Haye", sagte Klitschko. "Er ist eine Witzfigur, ein Negativbeispiel für einen Champion."
Haye ist sportlich ein anderes Kaliber als Johnson, der nur mit seinen Sprüchen und Beleidigungen dem Briten nahe kam. Der Herausforderer hatte vor dem Kampf in der Schweizer Hauptstadt für einigen Wirbel gesorgt. Er beleidigte Klitschko als "hässlichen Zombie", der "nichts richtig kann".
Beim Wiegen ließ sich der Champion dann am Freitag dazu provozieren, Johnson die Sonnenbrille von der Nase zu schubsen, "um seine Augen sehen zu können."
Ärger um Handschuhe und niedrige Temperaturen
Der Amerikaner zettelte danach noch einen Streit um die Handschuhe an, die angeblich nicht die richtige Größe hatten. Erst am Samstag vor dem Fight war er mit seinem Werkzeug einverstanden, beklagte dann aber nicht zu Unrecht die niedrige Temperatur in der Halle.
In der Arena, in der normalerweise der SC Bern seine Eishockeyspiele austrägt, herrschten tatsächlich Temperaturen von maximal 10 Grad.
So froren am Ring auch die Prominenten wie Uschi Glas, Paulo Coelho oder Regina Halmich, die der Hamburger Soulbarde Jan Delay mit seinem Song "Disco" vor dem Kampf auch nur wenig anheizen konnte.
Auch Mittelgewichtsweltmeister Felix Sturm schaute sich den Kampf an und genoss dabei schon mal die Art und Weise, wie RTL solch einen Kampfabend telegen inszeniert. Der Leverkusener ist nach seiner Kündigung bei Universum Box-Promotion auf der Suche nach einem TV-Sender.
Klitschko vs. Johnson: Der Kampf im LIVE-TICKER zum Nachlesen