"Die NBA? Ich schließe nichts aus"

Von Interview: Haruka Gruber
Robin Benzing in Zahlen: 11,3 Punkte, 32,5 Prozent Wurfquote, 2,1 Rebounds, 1,0 Assists
© Imago

Sein Spitzname ist "Die Spinne". Wegen seiner langen Arme, der langen Beine und der langen Schritte. Und für Nationalmannschaftskollege Jan Jagla ist er das größte Talent Europas. Robin Benzing gehört zu den deutschen Basketball-Hoffnungen - und steht bereits im Fokus der NBA-Teams. Im Interview spricht der 20-Jährige über Scouts aus Übersee, den Sprung in die NBA und den Aufschwung der BBL.

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SPOX: Die "Sport-Bild" berichtet, dass die Detroit Pistons mit Tony Ronzone und die Miami Heat mit Adam Simon zwei hochkarätige Scouts zum Training von Ulm geschickt haben, um Sie beobachten zu lassen. Haben Sie geahnt, von wem Sie begutachtet werden?

Robin Benzing: Ich wusste bereits vorher, dass sie kommen und wo sie sitzen werden. Nach dem Training haben sie sich vorgestellt und wir führten kurz Smalltalk.

SPOX: Und?

Benzing: Es ist natürlich eine tolle Sache, dass solche wichtigen Leute extra für mich kommen. Aber ich werde mich davon nicht beeindrucken lassen.

SPOX: Man hätte mehr Euphorie erwarten können.

Benzing: Klar freue ich mich, und mein Umfeld unterstützt mich auch. Mein Trainer Mike Taylor sieht das beispielsweise sehr positiv, sagt aber auch: "Robin, bleib auf dem Boden. Lass nicht so viel an dich herankommen." Den gleichen Rat geben mir mein Vater, mein Berater und Bundestrainer Dirk Bauermann. Und ich habe auch vor, mich an den Rat zu halten.

SPOX: Sie haben in Ulm einen Vertrag bis 2011 unterzeichnet. Aber könnte schon der Draft 2010 ein Thema sein?

Benzing: Das weiß ich nicht genau. Die Planungen reichen noch nicht so weit in die Zukunft. Fakt ist: Die NBA ist mein Traumziel und ich will keine Optionen ausschließen.

SPOX: Könnte der Wechsel zu einem europäischen Spitzenklub eine Möglichkeit sein?

Benzing: Wie gesagt: Ich will keine Option ausschließen.

SPOX: Sie sind erst 20 Jahre alt, spielen Ihr erstes BBL-Jahr - dennoch erzielen Sie über 11 Punkte im Schnitt. Ihr Fazit zum Saisonstart?

Benzing: Insgesamt gesehen bin ich zufrieden. Sicherlich hat es geholfen, dass ich im Sommer die EM gespielt habe und gemerkt habe, dass ich auf dem Topniveau mithalten kann. Ich bekomme in Ulm, obwohl ich letztes Jahr zweitklassig gespielt habe, wie erhofft viel Spielzeit und kann zeigen, was ich drauf habe. Nichtsdestotrotz weiß ich aber, woran ich noch arbeiten muss.

SPOX: Wo besteht Handlungsbedarf?

Benzing: Ich muss im körperlichen und athletischen Bereich zulegen, besser rebounden und vor allem meine Wurfausbeute verbessern.

SPOX: Obwohl Sie ein exzellenter Freiwerfer sind, treffen Sie nur 25 Prozent Ihrer Dreier - und werfen trotzdem pro Spiel mehr als fünfmal von Downtown. Wollen Sie den Ärger des Trainers auf sich ziehen?

Benzing: Das Gute ist: Ich habe das Vertrauen. Mike Taylor weiß, dass ich schießen und treffen kann. Ähnlich erging es meinem Teamkollegen Lee Humphrey, der am Anfang auch nicht viel versenkt hat, dennoch weitergeschossen hat - und irgendwann ist der Knoten geplatzt. Ich werde nicht aufhören zu werfen, nur weil ich nicht treffe.

SPOX: Ähnlich inkonstant wie Ihr Wurf tritt das gesamte Team auf. Was ist los mit Ulm?

Benzing: Neun Niederlagen bei nur vier Siegen deuten an, wie holprig der Start verlief. Die Formkurve geht hoch und runter. Aber man sollte nicht vergessen, dass wir teilweise sehr unglücklich verloren haben.

SPOX: Wie lässt sich die Unbeständigkeit erklären?

Benzing: Mit unserer Unerfahrenheit. Wir stellen die jüngste Mannschaft der Liga und agieren zu nervös, wenn es am Ende knapp zugeht. Sinnbildlich war die Partie in Ludwigsburg. Wir führen 37 Minuten - und verlieren dennoch mit neun Punkten.

SPOX: Vermisst die Mannschaft Jeff Gibbs, der vor der Saison nach Bremerhaven gewechselt ist?

Benzing: Uns fehlt sicherlich ein Spieler wie Gibbs, der am Korb die Gegner auf sich zieht und entweder selbst punktet oder den Ball mit Übersicht raus passt auf den freien Schützen. An diesem Problem arbeiten wir im Training gezielt.

SPOX: Ist die Inkonstanz der Preis, den Ulm zahlen muss, weil der Verein mit Ihnen und Per Günther auf zwei junge Deutsche setzt?

Benzing: Die Frage klingt etwas zu negativ. In Ulm bekommen die jungen Spieler viele Minuten - und daran sollten sich andere Teams ein Beispiel nehmen. Zumal wir nicht alle Spiele verlieren und die Niederlagen häufig sehr knapp ausfallen. Auch wenn es dieses Jahr mit den Playoffs sehr schwierig wird: Wir sind eine Mannschaft mit Perspektive.

SPOX: Spüren Sie eine generelle Aufbruchstimmung in der BBL?

Benzing: Definitiv. Die Zeit ist gekommen für einen Aufschwung, und neben Ulm oder Braunschweig setzen selbst Mannschaften wie Bamberg zunehmend auf Einheimische. Und ich bin mir sicher: Der Trend setzt sich weiter fort, und bald werden noch mehr deutsche Spieler nachkommen.

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