Eine ganz besondere Ehre

Andreas Hardt
02. Dezember 201313:56
Anna Schaffelhuber hat ein erfolgreiches Jahr hinter sichgetty
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Der Deutsche Behindertensportverband hat am Samstag seine Sportler des Jahres gekürt. Die Preise gingen an Anna Schaffelhuber, Thomas Schmidberger und die Junioren-Nationalmannschaft im Rollstuhlbasketball vor. SPOX stellt die Gewinner vor.

Anna Schaffelhuber

Für Anna Schaffelhuber ist die Ehrung als Behindertensportlerin des Jahres nichts Neues. Schon 2011 konnte sich die Monoski-Fahrerin über die Auszeichnung freuen, nachdem sie bei der Alpin-WM in Sestriere dreimal Gold gewann.

In diesem Jahr holte die 20-Jährige bei der Weltmeisterschaft in La Molina (Spanien) Gold im Slalom sowie zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen. Die erneute Wahl ist für sie eine ganz besondere Ehre. "Ich freue mich wahnsinnig darüber und möchte mich bei allen Fans bedanken, die mich gewählt haben."

Schon im Alter von fünf Jahren hat sich Anna Schaffelhuber das erste Mal auf einen Monoski gesetzt. Sie ist mit einer inkompletten Querschnittslähmung geboren und auf den Rollstuhl angewiesen. Der Sport war früh ein wesentlicher Teil ihres Lebens, die Familie unterstützte in jeder Beziehung. Ihre Mutter Beate hat sich die Schaffung von Barrierefreiheit im Alltag mittlerweile zu einer Lebensaufgabe gemacht und berät mit Konzepten und Ratschlägen.

"Seit ich klein bin will und mache ich alles irgendwie genau so wie meine Mitmenschen - nur hin und wieder auf andere Art. Wie das Skifahren", erklärt Anna Schaffelhuber, "auf dem Ski fühle ich mich unabhängig und beflügelt, und dieses Gefühl möchte ich mir noch lange bewahren". SPOX

Sie lebt seit dem Sommer 2011 in München, wo sie Rechtswissenschaften studiert. Nachdem sie in der Marktgemeinde Mallersdorf/Pfaffenberg ihr Abitur gebaut hatte, zog es sie fort aus Niederbayern in Richtung Großstadt, Selbständigkeit, Uni. Hinein in ein neues Leben, aber in Reichweite ihrer Familie in Bayerbach bei Ergoldsbach. Staatsanwaltschaft oder Richterschaft waren ihr Ziel bei Studienbeginn.

Und wenn sie mal nicht trainiert oder an Wettkämpfen teilnimmt, spielt sie Querflöte oder verreist gerne. Neuseeland ist ein Sehnsuchtsziel. Aber zunächst geht es im März nach Sotschi zu den Paralympischen Spielen. Bei ihrer ersten Teilnahme 2010 in Vancouver gewann sie mit 17 bereits Bronze im Super-G. "Ich freue mich auf das nächste Jahr und bin sehr motiviert", sagt Schaffelhuber, "schaun' wir mal, was in Sotschi herauskommt."

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Thomas Schmidberger

Die Wahl zum Behindertensportler des Jahres ist für Thomas Schmidberger das Sahnehäubchen auf einem grandiosen Jahr. "Ich sag mal so: 2013 hätte schlechter laufen können und diese Ehrung jetzt ist die Krönung", erklärt der 21 Jahre junge Tischtennisspieler, "ich freue mich wirklich sehr."

Bei den Paralympischen Spielen 2012 gewann er Bronze im Einzel und Silber mit der Mannschaft. Auf der Schlussfeier durfte der Bayreuther danach die deutsche Fahne tragen. Als großer Hoffnungsträger für die Zukunft wurde er vom Deutschen Behindertensportverband (DBS) ausgewählt. "Thomas gehört zu einer Reihe von Hoffnungsträgern für die Spiele in Rio 2016", begründete in London der Chef de Mission Karl Quade, "er verfügt über ein sehr großes Potenzial".

Das hat Schmidberger in diesem Jahr überzeugend abgerufen. Die Paralympics hätten ihn beflügelt und ermöglicht, dass er sich zwei weitere Träume erfüllt, sagt Schmidberger. Im Juni kletterte er nach einigen erfolgreichen Turnieren vorbei an seinem chinesischen Dauerrivalen Feng Panfeng auf Platz eins der Weltrangliste. Und im Oktober wurde er in Italien Doppel-Europameister im Einzel und mit dem Team. "Stolz ist stark untertrieben", sagte er damals, "geiler geht´s doch gar nicht, es ist einfach nur schön". SPOX

Seit acht Jahren spielt er Tischtennis. "In unserem Gymnasium stand eine Tischtennisplatte und ich wollte gern mitspielen, wusste aber nicht, wie es möglich ist", erzählte er in einem Interview: "Mein Vater hat dann erst in der Garage eine Tischtennisplatte aufgestellt und später einen richtigen Trainingsraum in unser neues Haus gebaut. Es hat sich dann gezeigt, dass ich Gefühl dafür habe und Talent."

Inzwischen ist er so gut, dass er sogar mit "Fußgängern" erfolgreich mithalten kann. So steht - oder sitzt - "Tom" Schmidberger für den FC Miltach in der Landesliga an der Platte. Seit Mai 2012 spielt Schmidberger außerdem bei der Rollstuhlsport-gemeinschaft Koblenz in der Bundesliga. Querschnittsgelähmt ist er seit einem Unfall im Alter von viereinhalb Jahren.

Er kommt ursprünglich aus Viechtach im Bayerischen Wald wo er und auch am Dominicus-von-Linprun-Gymnasium im April 2011 sein Abitur gebaut hat. Neben seinem professionell betrieben Sport studiert er Sportökonomie an der Universität in Bayreuth. Allerdings nur den Theorieteil, da er wegen seiner Behinderung den praktischen Teil nicht absolvieren kann.

Die Ausnahmeregelung wurde vom Bayerischen Kultusministerium getroffen - ein gutes Beispiel für aktive Förderung behinderter Sportler. Schmidbergers größtes Ziel derzeit ist aber Brasilien: "Natürlich werde ich in Rio 2016 dabei sein, wenn alles beruflich und gesundheitlich gut läuft."

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Rollstuhlbasketball, Junioren-Nationalmannschaft

Sie haben Historisches geleistet und sind deshalb vollkommen verdient Mannschaft des Jahres. Erstmals hat in diesem Jahr eine deutsche Junioren-Nationalmannschaft U23 im Rollstuhlbasketball die Weltmeisterschaft gewonnen. Im türkischen Adana triumphierte die Mannschaft von Bundestrainer Peter Richarz am 14. September in einem dramatischen Finale mit 69:65 (14:18/34:34/43:46) gegen Schweden.

Damit gelang dem deutschen Nachwuchs, was im Sommer den beiden A-Nationalmannschaften - Männern wie Frauen - bei der Europameisterschaft in Frankfurt verwehrt blieb: Der ‚ganz große Wurf'.

Dafür baute der Hamburger Bundestrainer Richarz vor allem auf seine Leistungsträger, die allesamt bereits Schlüsselpositionen bei Vereinen in der höchsten deutschen Spielklasse einnehmen. Hierzu gehörten vor allem der Heidelberger Leon Ole Schöneberg wie auch die offensiv starken Thomas Böhme und Kai Möller von den beiden deutschen Topteams RSV Lahn-Dill und RSC-Rollis Zwickau.

Komplettiert wurde dieses Quartett durch den erfahrenen Thüringer Jens-Eike Albrecht. Er schaffte es zudem ins WM-Allstar-Team. Insgesamt halfen elf Spieler mit, den Titel zu gewinnen. Jüngster war der erst 15 Jahre alte Nico Dreimüller aus Heidelberg.

Im Finale sahen die Schweden in einer Neuauflage des für Deutschland ebenfalls erfolgreichen EM-Endspiels von 2012 lange Zeit wie die sicheren Sieger aus und führte zwischenzeitlich mit zehn Punkten. Doch die Revanche blieb aus: In den letzten sechs Minuten drehte vor allem Böhme vom RSV Lahn-Dill mit 14 Punkten die Partie. Der 22 Jahre alte Student des Grundschullehramtes erzielte im Finale insgesamt 28 Punkte und wurde damit bester Scorer.

Für die meisten Spieler ist mit dem Titelgewinn die Juniorenzeit zu Ende gegangen. Die Sograft des WM-Triumphes aber dürfte groß genug sein, um wieder ein starkes Juniorteam aufzubauen. Mehr noch: Im Frühjahr 2014 findet ein Sichtungslehrgang für das A-Team vor der Weltmeisterschaft vom 3. bis 15. Juli in Incheon/Südkorea statt.

"Natürlich will man nach diesem Erfolg bei den Junioren auch irgendwann den Titel mit den Männern gewinnen", kündigte Thomas Böhme bereits an. Man darf angesichts der Generation Gold, die nun größtenteils in den Seniorenbereich aufrückt, gespannt sein. Und optimistisch.

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