Für Thomas Bach heißt es in Monaco Alles oder Nichts: Sollte das IOC zentrale Punkte der Agenda ablehnen, wäre das für die olympische Bewegung und den deutschen Präsidenten ein Desaster. Noch hat Bach Zeit, die IOC-Familie auf die größten Veränderungen ihrer jüngeren Geschichte einzuschwören. Ab Freitag trifft sich die Exekutive zu Vorgesprächen. Montag und Dienstag stimmen 115 IOC-Mitglieder über die Aufnahme der Agenda-Punkte ab.
Die dramatisch gesunkene Anzahl von Bewerbern für die Ausrichtung von Winterspielen hat zuletzt verdeutlicht, dass ein "Weiter so" nicht möglich ist. Der Gigantismus der 50-Milliarden-Dollar-Spiele von Sotschi war Wasser auf die Mühlen der Kritiker. Bach: "Jetzt ist die Zeit da für den Wechsel."
Olympia soll biliger werden
"Macher" Bach hat alles von langer Hand vorbereitet, präsentierte vor zwei Wochen die 40 Verbesserungsvorschläge seines Programms. Die wohl wichtigsten Änderungen betreffen das Bewerber-Verfahren. Olympia soll billiger werden und sich den Bedürfnissen der Stadt anpassen. Teure Präsentationen werden reduziert, Reisekosten übernommen. Das IOC stellt den derzeit 50 Millionen Euro teuren Bewerbungen einen "signifikanten finanziellen Beitrag" in Aussicht.
Von großer Bedeutung ist die Agenda auch für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der sich mit Hamburg oder Berlin für die Sommerspiele 2024 bewerben will. Entsprechend überschwänglich wertete der DOSB die geplanten Reformen. "Sie sind ein großer, wichtiger und richtiger Schritt in die olympische Zukunft. Damit werden die Spiele wieder näher an die Menschen und die Natur gebracht", sagte Alfons Hörmann.
Die Umsetzung der Agenda könnte könnte trotz verbliebener Kritik der Gegenbewegung "NOlympia" einer deutschen Bewerbung Rückendeckung geben. Ungeachtet dessen steht Alfons Hörmann in Dresden eine Versammlung mit wenig Konfliktpotenzial bevor. Das umstrittene Anti-Doping-Gesetz wird in "Elb-Florenz" nur am Rande thematisiert.
"Haben unsere Hausaufgaben gemacht"
"Ich denke, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", sagte Hörmann dem "SID": "Ich fahre zuversichtlich nach Dresden. Mit dem, was wir vorbereitet haben, dürfte auf breiter Basis die Sichtweise vorherrschen, dass sich viel in die richtige Richtung bewegt."
Hörmann selbst verkündete am Donnerstag in Dresden die jüngsten Um- und Neubesetzung des Vorstandes, die die Vollversammlung am Samstag abnicken soll und wird. Dirk Schimmelpfennig (52) wird neuer Vorstand Leistungssport und gibt sein Amt als Sportdirektor beim Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) auf.
Der bisher für den Leistungssport zuständige DOSB-Direktor Bernhard Schwank (54) soll in der umstrukturierten Führung des Dachverbandes den neu geschaffenen Posten des Vorstandes Internationales/Olympiabewerbung übernehmen.
Das vorolympische Jahr 2015 ist mit der Entscheidung für einen Olympiabewerber und dem Bürgervotum in Berlin oder Hamburg, der Einführung des Anti-Doping-Gesetzes und der geplanten Neustrukturierung der Spitzensportförderung ein richtungweisendes. Durch den Beschluss aber, erst im Rahmen einer außerordentlichen Versammlung am 21. März Berlin oder Hamburg zu bestimmen, ist die große Brisanz raus. Die Wahlberechtigten werden nur darüber entscheiden, ob sich Deutschland um Olympia 2024 und zur Not auch 2028 bewerben soll - Gegenstimmen sind kaum zu erwarten.
Auch der Wiederwahl von Hörmann steht nichts im Wege. Der 54-Jährige hat sich in seinem ersten Jahr im Amt mit viel Fingerspitzengefühl und Diskussionsbereitschaft den Respekt der wichtigsten Vertreter in den Spitzenverbänden und Landessportbünden erarbeitet. Es gibt kaum noch kritische Stimmen über Hörmann und entsprechend auch keinen Gegenkandidaten.