Der zweimalige Bahnrad-Olympiasieger Robert Bartko soll die kriselnden deutschen Eisschnellläufer zu altem Ruhm führen. Der 38-Jährige wird neuer Sportdirektor der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) und tritt die Nachfolge des umstrittenen und seit Juni krankgeschriebenen Günter Schumacher an.
"Ich bin von DESG-Präsident Gerd Heinze, der mit mir im Trägerverein des Olympia-Stützpunktes sitzt, angesprochen worden. Ich sehe den Job als spannende, interessante Aufgabe, die ich als Herausforderung begreife", sagte Bartko der Bild. In den nächsten Wochen will er sich zunächst einen Überblick über die Lage verschaffen: "Ich weiß, dass die schwierig ist, aber ich bin Leistungssportler gewesen und habe immer gekämpft. Das werde ich hier auch tun."
DESG unter Druck
Bartko, der ehrenamtlich Vizepräsident des Landessportbundes Berlin bleibt, will in seiner Arbeit viel Wert auf den Nachwuchs legen. "Dieser Bereich wird ein entscheidendes Stück Arbeit und ein langer Prozess werden", so Bartko. Seinen ersten Einsatz soll der neue Sportdirektor ab Freitag beim Heim-Weltcup in Berlin haben.
Die DESG steht nach dem medaillenlosen Abschneiden bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi und wegen interner Reibereien schwer unter Druck und unter Beobachtung des DOSB. Der Dachverband hatte vermehrt in DESG-Belange eingegriffen und auch eine Trennung von Schumacher forciert, der seit der Wende als Sportdirektor fungiert und als Hauptschuldiger für den sportlichen Niedergang der vergangenen Jahre ausgemacht worden war. Eine andauernde Krankschreibung Schumachers hat dessen Entlassung bislang verhindert.
In Sotschi waren die deutschen Eisschnellläufer erstmals seit 50 Jahren ohne Medaille geblieben. Erfolgreichste Teilnehmerin war die heute 42-jährige Pechstein. Zudem sorgten mannschaftsinterne Konflikte regelmäßig für Wirbel in der Öffentlichkeit.
Bartko: Zweifacher Olympiasieger 2000
DESG-Präsident Gerd Heinze hatte in den Personalfragen bislang keine verbindliche Aussage treffen wollen und auf rechtliche Handlungsrahmen verwiesen. Nun ist die wichtigste Planstelle im Verband neu besetzt. Dass Bartko eine erfolgreiche Neuaufstellung des Leistungssports gelingt, ist dem gebürtigen Potsdamer durchaus zuzutrauen. "Es ist ein Vorteil, aus einer anderen Sportart mit anderer Struktur zu kommen, um sich einen Eindruck zu machen und richtige Entscheidungen zu treffen", sagte Bartko.
Bartko war bei der Bahnrad-WM 1998 erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden, als er in der Mannschaftsverfolgung Silber und in der Einerverfolgung Bronze gewann. Es folgten zwei Goldmedaillen bei der WM 1999 und jeweils ein Einer-Sieg 2005 und 2006.
Bartkos Highlight waren aber die beiden Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen 2000. In Sydney hatte er in der 4000-m-Mannschaftsverfolgung zusammen mit Guido Fulst, Daniel Becke und Jens Lehmann gewonnen, in der Einerverfolgung im Finale seinen Teamkollegen Lehmann bezwungen.