"Dann ist es jedem möglich, Proben zu manipulieren, von denen wir dachten, dass sie sicher verschlossen wären. Die gesamte Doping-Bekämpfung verliert ihre Glaubwürdigkeit", sagte die frühere Marathon-Weltmeisterin der FAZ und mahnte: "Solch ein Vorgang zerstört das Vertrauen, die Fairness, alles, wofür Anti-Doping-Kampf steht."
Der russische Kronzeuge Gregori Rodtschenkow, ehemaliger Leiter des Anti-Doping-Labors in Sotschi, hatte in Bezug auf die Olympischen Winterspiele am Schwarzen Meer von einem staatlichen Doping-Programm mit mindestens 15 gedopten Medaillengewinnern gesprochen.
Die 42-jährige Radcliffe, die 2015 ihre aktive Karriere beendet hatte, forderte eine Ausweitung der Maßnahmen über die russische Leichtathletik hinaus. "Wenn man russische Leichtathleten rauswirft, sollte man aber auch russische Schwimmer untersuchen, russische Skiläufer, russische Rodler", sagte Radcliffe und meinte: "Und dann muss man auch auf andere Länder schauen."
"Saubere Athleten schützen"
Russlands Leichtathleten sind derzeit wegen Verstöße gegen die Regeln der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA für internationale Wettkämpfe gesperrt. Im kommenden Monat wird über ihre Rückkehr in den Weltverband IAAF entschieden.
Radcliffe übte allerdings auch Kritik an der WADA. "Aufgabe der WADA ist es, jeden einzelnen sauberen Athleten zu schützen. Seit gut einem Jahr, glaube ich, passiert das nicht. Sicher, sie brauchen mehr Geld. Aber sie müssen auch schnell reagieren", sagte das frühere Langstrecken-Ass.