Shooting Guard
Juan Carlos Navarro (Spanien, FC Barcelona, 31)
Stats: 18,7 Punkte / 3,0 Assists / 44,7 Prozent Dreier
Schon vor der EM ein Superstar des europäischen Basketballs, nach dem Finalsieg und der Wahl zum MVP in der Riege der ganz Großen der Geschichte. Die ersten beiden Turnierwochen verliefen wenig aufregend, aber dann legte er los. Seine Punkteausbeute ab dem Viertelfinale: 26 gegen Slowenien, 35 gegen Mazedonien, 27 gegen Frankreich. Das Frankreich-Spiel in der Zwischenrunde miteinberechnet, traf er 17 der letzten 28 Würfe von Downtown. Ob per Floater oder Dreier aus dem Dribbling, aus der Ecke, mit einem Bein, gegen zwei Gegenspieler: Navarro war die Definition von Clutch.
Seinem Trainer Sergio Scariolo verleitete dies zum ultimativen Lob der EM: "Navarro ist wie ein Maestro. Wie ein Bild, das im Louvre oder im Prado hängt. Wie ein Meisterwerk. Er hat sich seine eigene Welt geschaffen und spielt wie von einem anderen Planeten. Wenn er heiß läuft, schwebt er auf einer Wolke und kreiert. Er ist ein Basketball-Künstler."
Backup: Rimantas Kaukenas (Litauen, Montepaschi Siena, 34)
Stats: 10,9 Punkte / 2,2 Assists / 77,8 Prozent Dreier
Der alte Mann und das Pick'N'Roll: Der Ex-BBL-Profi trieb mit dem ständigen Blockstellen und dem Abrollen vor allem die deutschen Guards in den Wahnsinn. Litauen trat als Kollektiv auf (7 Spieler mit 8,4 Punkten oder mehr), doch Kaukenas stach mit seiner formidablen Schussauswahl heraus. Einem 34-jährigen Shooting Guard mit schwindender Athletik hätte man eine Wurfquote von 62,0 Prozent nicht zugetraut. Brandgefährlich machte ihn der gezielt eingesetzte Dreier, den er nur nahm, wenn er sicher war zu treffen (77,8 Prozent).
Point Guard
Bo McCalebb (Mazedonien, Montepaschi Siena, 26)
Stats: 21,4 Punkte / 3,7 Assists / 2,1 Steals
Vor der EM war der Name "Bo" in Deutschland nur geläufig wegen einer Ex-Hollywood-Schönheit (Bo Derek), einem semi-erfolgreichen Rapper (Das Bo) und einem Fußball-Profi (Bo Svensson). Alles vergessen, man sollte sich nur einen Bo merken: Bo McCalebb, die Sensation der EM.
Es gab nichts, was ihm nicht gelang: In jedem der elf Spiele stand er mindestens 31 Minuten auf dem Court und erzielte nie weniger als 16 Punkte. Was beeindruckte: Seine außerordentlichsten Leistungen zeigte er vor allem gegen die schweren Gegner (Litauen, Spanien, Russland).
Sein Dreier war nicht immer zuverlässig (31,0 Prozent), dafür tankte sich der 1,78-Meter-Zwerg kraft seiner Athletik und Schnelligkeit zum Korb und traf dort in allen erdenklichen Layup-Varianten (52,4 Prozent in der Zweipunkt-Zone).
Sein Leistungsausbruch deutete sich bereits bei Montepaschi an, mit dem er italienischer Meister, Pokalsieger und Supercupsieger wurde und das Euroleague-Final-Four erreichte.
Nicht nur wegen McCalebb fühlen sich die osteuropäischen Nationen bestätigt darin, einen US-Point-Guard einzubürgen. Auch Bulgariens Earl Rowland (18,0 Punkte, 53,8 Prozent Dreier), Kroatiens Dontaye Draper (6,6 Punkte, 7,0 Assists) und Ukraines Stiven Bertt (11,6 Punkte, 4,8 Assists) erwiesen sich als Leistungsträger. Nur Montenegros Ex-NBA-Profi Omar Cook (7,4 Punkte, 4,2 Assists) enttäuschte.
Backup: Tony Parker (Frankreich, San Antonio Spurs, 29)
Stats: 22,1 Punkte / 4,4 Assists / 1,6 Steals
Er kam erholter zur EM und hatte wesentlich bessere Mitspieler als Dirk Nowitzki, doch am Ende kam sich Parker ähnlich einsam vor in seinem Unterfangen, einen großen Titel mit dem Nationalteam zu erringen. Gegen Spanien setzte sich das fort, was schon im Viertelfinale gegen Griechenland und im Halbfinale gegen Russland begonnen hatte: Wenn es darauf ankam, musste Parker die Equipe fast alleine tragen - und wurde so anfällig für Fehler. Sein Turnover-Schnitt in den letzten drei Spielen: 4,7.
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