FC Bayern (1) - Alba Berlin (3)
Saisonbilanz: 0-2
Ausgangslage: Liga und Fans bekommen ihr Traumfinale! Natürlich wäre ein Duell zwischen Serienmeister Bamberg und dem FCB ähnlich intensiv und spannend. Aber: Aufgrund der Vorgeschichte und den vielen persönlichen Beziehungen zwischen den beiden Final-Rivalen und der Masse an Star-Power ist dieses Matchup womöglich das beste, das die BBL je erlebt hat.
Da steht auf der einen Seite der Traditionsverein aus der Hauptstadt. Je acht Meistertitel und Pokalsiege stehen im Schrank, der letzte Meistertitel gelang 2008. Daneben der große Name FC Bayern München. Unter Dirk Bauermann gelang der schnelle Sprung an die BBL-Spitze, mit Svetislav Pesic ging der Klub erstmals als Titelfavorit in die Playoffs.
Und wenn einer Alba Berlin kennt, dann die serbische Trainer-Legende. Von 1993 bis 2000 dominerte Pesic mit den Albatrossen die Liga und erreichte dazu auch internationale Erfolge. Der Star an seiner Seite: Sascha Obradovic. Jezt stehen sich beide als Coaches gegenüber. Vom einst innigen Verhältnis der beiden Erfolgsgaranten ist allerdings nicht viel übrig geblieben. "Man kann jetzt nicht mehr befreundet sein", stellte Obradovic kürzlich im SPOX-Interview klar.
Eine Etage höher wird die Rivalität beider Vereine noch deutlicher. "Mit abstrusen Gehältern werden die Jungs gelockt, so dass du mit ihnen nicht verlängern kannst. Da werden Spieler mit Geld zugeschüttet", schimpfte Alba-Vorstandsboss Axel Schweitzer Richtung München.
Der Hintergrund: Mit Heiko Schaffartzik, Deon Thompson, Yassin Idbihi und Nihat Djedovic wechselten im vergangenen Sommer gleich vier Leistungsträger aus Berlin in den Süden. Der Konter ließ nicht lange auf sich warten. "Die anderen Vereine haben eben mitbekommen, dass ganz Deutschland zuhört, wenn man die Worte Hoeneß und Bayern in den Mund nimmt", meinte FCB-Geschäftsführer Marko Pesic mit Blick auf die Attacken seines ehemaligen Klubs.
Nach dem ersten Duell beider Teams in Berlin kochte der frühere Nationalspieler. "Da sind Grenzen klar überschritten worden", sagte Pesic mit Blick auf die Atmosphäre in der O2-Arena. Neben einem gnadenlosen Pfeifkonzert für die abgewanderten Alba-Stars präsentierten die Berliner Fans ein Schaffartzik-Trikot aufgehängt auf einem Kreuz.
Dass es während der Finals harmonischer zugehen wird, ist ausgeschlossen. Nach der Dominanz der Brose Baskets ist die Sehnsucht nach der Meisterschaft in beiden Lagern riesig. Auch wenn Bayern mit Ludwigsburg kleine Probleme und im Halbfinale mit Oldenburg sehr zu kämpfen hatte, in den entscheidenden Momenten war das Star-Ensemble zur Stelle. Unter großem Druck wurden die EWE Baskets in Spiel 5 aus der Halle geschossen.
Ähnlich Alba: Gegen Ulm und Artland waren die Hauptstädter abgesehen von kleineren Ruhepausen stets Herr der Lage und überzeugten vor allem als Team. Obradovic hat innerhalb kürzester Zeit eine Truppe zusammengestellt, die dank Emotion und Leidenschaft in der Defense definitiv Meisterschaftspotential besitzt.Gleiches gilt natürlich für die Bayern. Die gigantische Dominanz unter den Brettern (bestes Rebound-Team der BBL und Euroleague-Vorrunde) und die schier unendlichen Scoring-Optionen geben Obradovic zwei schwere Aufgaben. Außerdem haben die Münchner den Heimvorteil. Jagla, Logan und Co. haben beim letzten Ligaspiel allerdings bereits bewiesen, dass sie jederzeit einen Sieg im Audi Dome holen können.
Die Topstars: Malcolm Delaney vs. David Logan. Während der Kampf um die Rebounds im Finale in jedem Fall essentiell sein wird, dürfte auch das Duell auf der eins entscheidend für den Ausgang der Serie sein. Dort trifft MVP Malcolm Delaney auf den Berliner Topscorer David Logan. Besonders der 31-Jährige wird seine Leistung gegenüber den bisherigen Playoff-Partien Albas steigern müssen.
Mit der erhöhten defensiven Intensität hatte Logan in den ersten beiden Serien etwas zu kämpfen. Während sein Dreier immer noch eine Waffe darstellte, sank seine Zweierquote von 51 aus der Hauptsaison auf gerade mal 38 Prozent in den Playoffs. Vor allem gegen die Dragons konnte der Berliner sein Spiel kaum zur Entfaltung bringen und beendete die Serie mit nur 9 Punkten, 2 Assists und 1,5 Rebounds im Schnitt.
Delaney hingegen drehte in der Post Season weiter auf, steigerte seinen Punkteschnitt auf über 15 pro Spiel und verbesserte auch seine Feldwurfquote um mehr als neun Prozentpunkte gegenüber der Regular Season. Berlin ist allerdings nicht wirklich ein gutes Pflaster für den 25-Jährigen. In der Rückrunde beendete Delaney die Partie gegen Alba mit 0/7 aus dem Feld und war somit einer der Hauptgründe für die Niederlage im - zugegeben bedeutungslosen - letzten Saisonspiel. Auch wenn bei den Bayern die Last auf vielen Schultern verteilt werden kann - Delaneys Aggresivität dürfte der Schlüssel zu einer erfolgreichen Offensive sein.
Der X-Faktor: Bryce Taylor vs. Reggie Redding. Es sind die Allzweckwaffen beider Teams, die die Finalserie auf ihre Art prägen könnten. Taylor ist bei den Münchnern trotz anhaltender Schulterprobleme der Mann für die besonderen Momente, wie Sportchef Marko Pesic auf den Punkt brachte: "Dass er ein talentierter Spieler ist, wusste ich. Aber dass er sich bei uns so schnell entwickelt, hätte ich nicht für möglich gehalten." Taylor kam erst im Sommer, überraschte in seiner ersten Saison in München aber alle.
Der 27-Jährige macht viele kleine Dinge und ist defensiv wie offensiv wertvoll, zudem ist er ein gefährlicher Dreier-Schütze. "Er ist in beiden Bereichen sehr stark geworden. So etwas ist selten", betonte Trainer Svetislav Pesic. "Ich will die Passwege zustellen, durch meine Athletik Offensiv-Rebounds abgreifen und auch am defensiven Brett helfen. Offensiv versuche ich einfach, von allem ein bisschen zu machen", beschrieb Taylor seine Rolle im SPOX-Interview.
Sein Counterpart auf der anderen Seite ist Reggie Redding. Der 25-Jährige war im Halbfinale gegen die Artland Dragons mit 56 Punkten über vier Spiele der entscheidende Faktor. Vor allem wenn es eng wurde, war der Forward meist zur Stelle und gehört bei Alba zu den unumstrittenen Leistungsträgern. Lediglich im zweiten Spiel gegen die Dragons gönnte sich Redding, ebenfalls ein sehr kompletter Spieler, eine kleine Auszeit. Vor dem Finale ist er aber bereits heiß: "Sie werden versuchen, am Sonntag ein Zeichen zu setzen." Keine Frage: Mit Taylor und Redding haben beide Kontrahenten einen etwa gleich starken Mann auf dem Flügel, der jederzeit Spiel und Serie entscheiden kann.
Prognose: Klarer Favorit? Fehlanzeige! Das Duell der beiden Top-Teams ist insgesamt sehr ausgeglichen. Mit der Kadertiefe hat der FCB einen kleinen Vorsprung, muss dafür allerdings den schmerzhaften Ausfall von Topscorer Djedovic verkaften. Außerdem: Wegen der Euroleague haben die Münchner deutlich mehr Spiele absolviert. Für Berlin spricht die Geschlossenheit und die Spielweise in den bisherigen Playoffs. Am Ende sprechen trotzdem drei kleine Vorteile für die erste Meisterschaft der jüngeren Bayern-Geschichte: München wird das Brett wieder dominieren, hat mit Svetislav Pesic den erfahreneren Trainer und kann in einem erwarteten Spiel 5 auf die eigenen Fans zählen. Tipp: Bayern in 5.
Die Playoffs im Überblick