Die USA starten gegen die Türkei schwach und liegen zur Halbzeit zurück. Spanien gewinnt deutlich. Frankreich macht's erneut spannend, besiegt diesmal allerdings Serbien. Argentinien unterliegt nach der starken Vorstellung gegen Puerto Rico überraschend Kroatien. Die Dominikanische Republik siegt derweil deutlich gegen Neuseeland, weil ein NBA-Profi förmlich explodiert. Australien fertigt Südkorea ab.
Vorrunden-Gruppe A in Granada
Serbien - Frankreich 73:74
Punkte: Miroslav Raduljica (21) - Joffrey Lauvergne (19)
Rebounds: Miroslav Raduljica (7) - Nicolas Batum (6)
Assists: Milos Teodosiv (5) - Thomas Heurtel (6)
Zwei Szenen gut eine Minute vor Schluss stehen sinnbildlich für das gesamte Spiel. Zunächst brachte ein Duett aus Boris Diaws feinem Anspiel und Joffrey Lauvergnes krachendem Dunk den Franzosen den emotionalen Ausgleich, dann antworteten Milos Teodosic und Miroslav Raduljica auf ähnliche Art und Weise. Serbien führte wieder mit zwei. Die Quintessenz: Frankreich und Serbien lieferten sich ein unglaublich enges, ein unglaublich intensives Spiel - unter dem speziell die Sicherheit am Ball litt (14:16 Turnover).
Und so entschieden wie schon im ersten Spiel die finalen Sekunden über das Schicksal des Europameisters. Diesmal allerdings mit besserem Ende. Nachdem Diaw Verantwortung übernommen und per Drive erneut ausgeglichen hatte, lief man allerdings Gefahr, die zweite knappe Niederlage im zweiten Spiel zu kassieren. Bogdan Bogdanovic leistete sich jedoch den Ballverlust, Lauvergne, der den Franzosen zuvor einige wichtige Offensiv Rebounds gesichert hatte, wurde gefoult, traf seinen ersten Freiwurf und setzte den zweiten auf den Ring. Aus. Vorbei.
Brasilien - Iran 79:50
Punkte: Alex Garcia (12) - Mohammad Jamshidi (13)
Rebounds: Anderson Varejao (6) - Hamed Haddadi (7)
Assists: Marcelinho Huertas (6) - Hamed Afagh (2)
Vielleicht brauchten die Brasilianer nach dem intensiven Auftakt gegen Frankreich einfach einige Minuten, um sich an ihr zweites Spiel heranzutasten. Vielleicht unterschätzten sie den Iran auch ein wenig. Jedenfalls hielt der Außenseiter bis ins zweite Viertel hinein gut mit. Dann intensivierte Brasilien allerdings die Arbeit in der Defense und erhöhte den Druck auf den jeweils aufbauenden Iraner deutlich, womit der wiederum kaum umzugehen wusste.
Insgesamt 17 Mal ließen sich die Iraner von den Brasilianern den Ball klauen, fabrizierten 24 Turnover. Zudem machten die Südamerikaner um ihr NBA-Big-Man-Trio Nene/Tiago Splitter/Anderson Varejao die Zone effektiv zu, sodass sich der Iran nur selten Punkte am Ring herausspielte. Schwache Quoten von draußen (21 Prozent 3FG) taten ihr Übriges. So gewann Brasilien auch sein zweites Spiel der WM 2014 und darf durchaus positiv in Richtung einer möglichen Achtelfinalqualifikation blicken.
Spanien - Ägypten 91:54
Punkte: Serge Ibaka (18) - Ibrahim Elgammal (16)
Rebounds: Serge Ibaka (8) - Ramy Ibrahim (7)
Assists: Ricky Rubio (7) - Ibrahim Elgammal (3)
Einzig im zweiten Viertel hielt Ägypten halbwegs mit dem Gastgeber mit. Ansonsten war für den klaren Außenseiter nicht viel zu holen. Spanien dominierte auch das zweite Spiel der Heim-WM nahezu nach Belieben. Die Iberer trafen sicherer aus dem Feld (49 Prozent FG zu 34 Prozent FG), schnappten sich deutlich mehr Rebounds (47:32) und dominierten die Zone (48:36 Points in the Paint).
Dabei hatte Coach Juan Antonio Orenga vor dem Spiel seine Starting Five umgestellt. Anstelle von Sergio Llull stand Rudy Fernandez bei Tipoff auf dem Parkett. Geschadet hat es sicher nicht. Zumal die Spanier ohnehin regelmäßige Unterstützung von der Bank erhalten. Diesmal speziell von Serge Ibaka. Der Big Man war mit 18 Punkte Topscorer und verpasste nur knapp ein Double-Double (8 Rebounds). Sogar ein Dreier kurz vor Schluss saß. Einzig Ricky Rubios Wurf bereitet weiter ein wenig Sorgen. Diesmal traf der Playmaker lediglich einen seiner vier Versuche aus dem Feld. Von der Freiwurflinie blieb Rubio dafür fehlerlos (4/4 FT) und glänzte zudem als Vorbereiter (7 Assists).
Vorrunden-Gruppe B in Sevilla
Argentinien - Kroatien 85:90
Punkte: Luis Scola (30) - Bojan Bogdanovic, Dario Saric (beide 16)
Rebounds: Luis Scola (9) - Dario Saric (9)
Assists: Facundo Campazzo (6) - Oscar Lafayette (9)
Die schwache Leistung gegen die Philippinen hat Kroatien offenbar mit dem Gefühl schlafen lassen, etwas beweisen zu müssen. Nach bloß 90 Sekunden standen die Kroaten bei 7:0, das Viertel beendeten der starke Dario Saric und Co. mit 28:8. Wo das Team am Vortag bisweilen schleppend agierte, wurde der Ball nun schnell und so lange bewegt, bis sich ein guter Wurf finden ließ. Die guten Quoten von knapp 40 Prozent von draußen sowie beinahe 57 Prozent aus dem Feld belegen das eindrucksvoll.
Nun spielte Jasmin Repesas Team allerdings nicht gegen irgendwen. Argentinien hatte sich am Samstag vor allem offensiv in überragender Form präsentiert und fand auch heute einen Weg, um ins Spiel zu kommen. Besonders Luis Scola lieferte eine ganz starke Partie ab und stellte seine diversen Gegenspieler mit Jumpern, Fakes und schwierigen Layups vor immense Probleme. Das Spiel blieb dadurch bis kurz vor dem Ende extrem eng und umkämpft; Sixers-Pick Saric verlor beim Kampf um einen Rebound einen Zahn.
Zwei Minuten vor Schluss versetzte Kroatien den Gauchos den Knockout. Roko Ukic versenkte einen Dreier, Argentinien vergab zwei Würfe, dann traf Luka Zoric per Layup. Aus 5 Punkten waren 10 Punkte Vorsprung geworden und die Partie somit entschieden.
Senegal - Puerto Rico 82:75
Punkte: Mouhammad Faye (20) - Renaldo Balkman (21)
Rebounds: Gorgui Dieng (13) - Renaldo Balkman (7)
Assists: Xane Dalmeida (3) - Carlos Rivera (5)
Das war nach dem ersten Spieltag sicher nicht zu erwarten gewesen. Zu chancenlos war der Senegal gegen dezimierte Griechen. Dazu stellt Puerto Rico mit Carlos Arroyo und J.J. Barea einen durchaus fähigen Backcourt. Allerdings ließen sich die Afrikaner gar nicht erst auf das Spiel rund um den Perimeter ein und nutzten ihre körperliche Überlegenheit effektiv. Immer wieder scorten sie in Brettnähe (61 Prozent 2FG), entschieden zudem das Reboundduell, wenn auch knapper als erwartet, für sich (38:33). Puerto Rico kam angesichts der Athletik des Senegals dagegen zu selten zu einfachen Punkten (44 Prozent 2FG) und verlor am Ende auch sein zweites WM-Spiel 2014.
Philippinen - Griechenland 70:82
Punkte: Andray Blatche (21) - Georgios Printezis (25)
Rebounds: Andray Blatche (14) - Ioannis Bourousis (10)
Assists: Jim Alapag (3) - Kostas Papanikolaou (4)
Nachdem den Philippinen zum Auftakt gegen Kroatien beinahe die Sensation gelungen war, fehlte ihnen diesmal doch ein Stück zur Überraschung. Zu abgezockt waren die Griechen, zu deutlich die Probleme der Asiaten im Halfcourt. Wann immer das schnelle Spiel nicht möglich war, fehlten die Mittel. Meist dribbelte Point Guard Jim Alapag die Uhr herunter, um dann irgendwie zu versuchen, für seine Mitspieler zu kreieren. Natürlich gelang dies teilweise, zu oft waren die Filipinos jedoch zu schlechten Würfen mit ablaufender Shotclock gezwungen.
Auch Andray Blatche bildete keine Ausnahme. Der Brooklyn Net musste neben Alapag einen Großteil der Offense übernehmen, versuchte es allerdings auch ein wenig zu häufig im Alleingang. Dabei plagen Blatche angeblich Knieprobleme, weshalb der Big Man häufig am Perimeter auf den Ball wartete, um dann in die Zone zu ziehen. Allerdings wurde er dort stark von Georgios Printezis verteidigt, der Blatche bei überschaubaren Quoten hielt (6/18 FG). Damit war er allerdings in bester Gesellschaft. Speziell der Dreier wollte bei den Philippinen einfach nicht fallen (27 Prozent FG), was den Asiaten eine wichtige Offensivoption nahm.
Vorrunden-Gruppe C in Bilbao
Dominikanische Republik - Neuseeland 76:63
Punkte: Francisco Garcia (29) - Thomas Abercrombie (22)
Rebounds: Eulis Baez (9) - Kirk Penney (5)
Assists: Juan Coronado, James Feldeine (beide 3) - Kirk Penney, Mika Vukona, Rob Loe (alle 3)
Die Dominikanische Republik hat die Auftaktniederlage gegen die Ukraine erfolgreich wettgemacht. Allerdings nicht ohne Mühe, da Neuseeland wie schon in der Begegnung gegen die Türkei deutlich besser mitspielte als zuvor vielleicht angenommen. Die "Tall Blacks" bestachen erneut durch Kampf und konnten die Partie bis Mitte des vierten Viertels eng halten, bis der Gegner auf einmal davonzog.
Mit zunehmender Spieldauer wurde deutlich, dass der Kader der Dominikaner einfach mehr hergab. Neuseeland bekam von der Bank bloß 9 Punkte, beim Gegner waren es 26 sowie der Vorteil, dass die Starter für das letzte Viertel frisch waren. Vor allem Francisco Garcia drehte beim spielentscheidenden 16:6-Run im Schlussabschnitt mit 9 Punkten noch einmal richtig auf. Der Spieler der Houston Rockets erwischte mit 29 Punkten bei 11/15 aus dem Feld ohnehin einen absoluten Sahnetag.
Finnland - Ukraine 81:76
Punkte: Shawn Huff (23) - Pooh Jeter (24)
Rebounds: Erik Murphy (8) - Slava Kravtsov (8)
Assists: Petteri Koponen (9) - Pooh Jeter (9)
Hinter den USA scheint in Gruppe C alles möglich zu sein. War Finnland im ersten Spiel gegen den Topfavoriten noch völlig chancenlos, während die Ukraine die Dominikanische Republik besiegte, drehte Suomi nun die Vorzeichen. Allerdings hätte das Spiel auch gut und gerne in die andere Richtung laufen können, entschieden am Ende zwischen zwei nahezu gleichstarken Teams doch nur Nuancen.
Die Ukraine arbeite etwas intensiver unter den Brettern (36:32 Rebounds), legte innerhalb der Dreierlinie leicht bessere Quoten auf (58 zu 53 Prozent 2FG). Dafür waren die Finnen von jenseits des Perimeter ein Stück effektiver (39 zu 33 Prozent 3FG). So trennten beide Teams zu Beginn des dritten Viertels lediglich zwei Punkte - bis die Finnen schließlich einen kleinen Run starteten. Aus zwei Zählern Rückstand wurde ein Fünf-Punkte-Vorsprung. Ein Fünf-Punkte-Vorsprung, der bis zum Ende Bestand haben sollte.
Türkei - USA 77:98
Punkte: Cenk Akyol (12) - Kenneth Faried (22)
Rebounds: Ömer Asik (8) - Kenneth Faried (8)
Assists: Emir Preldzic (5) - James Harden (7)
Ob der Auftakt zu glatt verlief? Jedenfalls wirkten die Amerikaner zu Beginn durchaus beeindruckt. Beeindruckt von Türken, die richtig dagegen hielten und dem großen Favoriten erhebliche Probleme bereitete. Den Athleten unter dem Korb der USA gingen sie aus dem Weg, indem so oft wie möglich der Distanzwurf gesucht wurde. Speziell hohe Blocks erwiesen sich dabei als probates Mittel. Immer wieder ließen die Amerikaner nach dem High-Pick-and-Roll den Schützen aus den Augen, der in schöner Regelmäßigkeit frei abdrücken konnte.
Überhaupt mangelte es der Defense der USA zu Beginn häufig an Intensität. Passwege wurden nicht so bedingungslos zugestellt wie im ersten Spiel gegen Finnland, ballführende Gegenspieler nicht so gnadenlos unter Druck gesetzt. Entsprechend erspielten sich die Amerikaner in der ersten Hälfte kaum einfache Fast-Break-Punkte.
Ein sicherer Wurf wäre also durchaus von Vorteil gewesen. Zumal die türkische Zonendefense den amerikanischen Big Men kaum Raum unter den Körben ließ. Allerdings fanden die Schützen der USA zu Beginn überhaupt keinen Rhythmus. Im Grunde brachte einzig der herausragende Kenneth Faried die nötige Energie und sorgte mitunter dafür, dass die Türken zur Pause lediglich mit 5 Punkten führten.
Coach K war also gefordert - und Coach K zog die richtigen Schlüsse. Mit Beginn des dritten Viertels mutierte Anthony Davis im Post zur primären Offensivoption der USA und brachte so ein wenig Sicherheit in den Angriff des Favoriten. Noch entscheidender war allerdings die deutlich verbesserte Arbeit in der Defense, die nun tatsächlich viele einfache Punkte in Transition ermöglichte. Die Türken konnten das Tempo nicht mitgehen, wurden im Schlussviertel nahezu überrannt. Immer wieder flogen die Amerikaner ein und hämmerten den Ball durch die Reuse. Von den Schwierigkeiten zum Auftakt war mittlerweile nichts mehr zu sehen.
Vorrunden-Gruppe D auf Gran Canaria
Südkorea - Australien 55:89
Punkte: Sunhyung Kim (13) - Joe Ingles (17)
Rebounds: Oh Se-Keun (4) - Aron Baynes (10)
Assists: Park Chan-Hee (4) - Matthew Dellavedova (8)
Slowenien - Mexiko 89:68
Punkte: Zoran Dragic (22) - Gustavo Ayon (23)
Rebounds: Edo Muric (4) - Hector Hernandez (5)
Assists: Goran Dragic (6) - Francisco Crus (4)
Manchmal genügen zwei Brüder. Speziell, wenn die beiden auch noch auf den Namen Dragic hören. Wenn dann auch noch Zoran seinen Bruder Goran in den Schatten stellt, ist endgültig nichts mehr zu machen. Zumal Goran eine durchaus achtbare Leistung aufs Parkett brachte (6/8 FG, 18 Punkte, 6 Assists). Zoran lieferte allerdings das perfekte Spiele. 8 Würfe. 8 Treffer. 2 Freiwürfe. 2 Treffer. Der jüngere Dragic konnte einfach nicht vorbeiwerfen.
Sloweniens zweiten Sieg bei der WM in Spanien allein dem Brüderpaar zuzuschreiben, würde dem übrigen Team allerdings nicht gerecht. Slowenien verteidigte gut und zwang Mexiko so zu insgesamt 20 Turnovern. So führten die Lateinamerikaner nicht ein einziges Mal, lagen zwischenzeitlich sogar mit 26 Punkten zurück. Auch dank der Gebrüder Dragic.
Litauen - Angola 75:62
Punkte: Donatas Motiejunas (12) - Eduardo Mingas (14)
Rebounds: Jonas Valanciunas (13) - Eduardo Mingas (9)
Assists: Renaldas Seibutis (4) - Olimpio Cipriano (3)
Die FIBA-WM 2014 in der Übersicht