Dirk hat sich Heim-EM verdient

SID
Daniel Theis gelang mit Deutschland die Qualifikation für die EM 2015
© imago

Die Qualifikation ist geglückt. Deutschland spielt die Vorrunde der EuroBasket 2015 zuhause. Daniel Theis hofft deshalb auf Dirk Nowitzki. Die Kritik rund um das DBB-Team kann er teils nachvollziehen, mahnt allerdings zu Geduld. Das Abenteuer Bamberg lässt sich gut an. Die Daniel Theis Kolumne.

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Liebe SPOX-Community, liebe Basketball-Fans,

Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie froh ich war. Endlich hatte ich mal ein paar Tage frei. Zwischen Saisonende, Summer League, EM-Qualifikation und Saisonstart konnte ich endlich ein wenig durchschnaufen. Also haben meine Frau und ich die Familien Tadda und Harris eingepackt und sind in die Berge gefahren. Zu sechst haben wir ein Wellness-Hotel am Spitzingsee bezogen und mal wieder richtig entspannt. Schlafen. Massagen. Einfach den Akku wieder aufladen.

Die Berge sind der perfekte Ort, wenn man nach Ruhe sucht und einfach nichts tun möchte. Du fährst in ein kleines Tal und lässt einfach die Seele baumeln. Lena und ich genießen das richtig. Allein deshalb ist es schön, nun in Bamberg zu sein. Ein Kurztrip in die Berge war zum Beispiel von Braunschweig aus schließlich nahezu unmöglich.

Ganz ohne Basketball ging es allerdings auch während der paar Tage Entspannung nicht. Natürlich haben Elias, Karsten und ich die vergangenen Wochen noch einmal gemeinsam durchgesprochen. Schließlich verlief während der EM-Quali nicht alles wie es sollte. Am Ende haben wir es uns schwerer gemacht als nötig. Geschafft haben wir es dennoch, sind im kommenden Jahr bei der EuroBasket dabei. Und das ist alles, was zählt.

Zumal wir uns bis 2015 deutlich besser gefunden haben werden. Diesmal war es nämlich keine einfache Situation. Schließlich hatten wir in dieser Zusammenstellung zuvor noch nie gespielt. Dazu ein neuer Trainer. Eine neue Philosophie. Das war speziell für den Coach nicht leicht. Insgesamt hatten wir ja nur vier Wochen Zeit, uns vorzubereiten. Da ist es nahezu unmöglich, ein perfektes Team zu formen. Gerade in den Spielen gegen Polen war deshalb deutlich zu sehen, dass unsere Abstimmung nicht perfekt gepasst hat. Potential ist da, aber das müssen wir in Zukunft einfach über die vollen 40 Minuten ausschöpfen. Das ist uns diesmal einfach zu selten gelungen.

Positiv denken!

Deshalb kann ich auch durchaus verstehen, dass einige die Dinge rund um unser Team und die Quali negativ sehen und Kritik äußern. Im Endeffekt hat es uns als Mannschaft aber nicht wirklich interessiert, was extern über uns gesprochen wurde. Ich persönlich beschäftige mich ohnehin nicht mit derart negativen Dingen. Zumal man einfach sehen muss, dass wir ein verdammt junges Team haben. Abgesehen von Heiko Schaffartzik und Karsten Tadda ist ja keiner älter als 25.

2015 bekommen wir nun eine neue Chance - und dann auch noch vor eigenem Publikum. Das ist unglaublich und ich freue mich jetzt schon drauf. Bei der EM wollen wir dann auch das schlechte Bild, das rund um die Nationalmannschaft gezeichnet wurde, drehen. Vielleicht klappt es sogar mit der Qualifikation für Olympia. Dann hätten wir gleich den nächsten großen Traum. Im Endeffekt muss das Ziel einfach sein, dass Deutschland wieder zu den besten sechs Basketballnationen zählt. Weltweit, natürlich.

2002 waren wir immerhin schon mal Dritter. Gut, damals war auch Dirk Nowitzki dabei. Aber vielleicht ist er das ja im nächsten Jahr wieder. Mannschaftsintern haben wir noch nicht darüber gesprochen, aber mal ehrlich: Gerade für uns Jüngere wäre das eine absolut unglaubliche Erfahrung. Die wenigsten von uns haben schon mal mit Dirk zusammengespielt.

Natürlich würde er auch dem Team helfen. Wer jetzt sagt: "Ne, der hilft nicht!" oder: "Da lernt man nichts!", sagt schlicht und ergreifend nicht die Wahrheit. Denn Dirk würde uns definitiv helfen. Nicht nur uns großen Jungs. Allein seine Führungsqualitäten und Ausstrahlungen, seine Erfahrungen in der NBA, die Meisterschaft, die Rückschläge - das alles würde dem Team extrem gut tun.

Lohn für harte Arbeit

Zumal sich Dirk ein großes Turnier zuhause auch einfach verdient hätte. Er hat so viel für den deutschen Basketball getan, da wäre es schön, wenn er jetzt noch mal vor den eigenen Fans mit der Nationalmannschaft eine Europameisterschaft spielen könnte. Dann kann es auch ein erfolgreiches Turnier werden. Am Ende liegt es aber an Team und Trainer, alles so zusammenzufügen, dass es auch funktioniert.

Daniel Theis im SPOX-Interview: "Ich pushe mich mit Garnett"

Nun aber genug zur Nationalmannschaft. Schließlich habe ich den Verein gewechselt und bin kürzlich ins Training in Bamberg eingestiegen. Da will ich Euch die ersten Eindrücke natürlich nicht vorenthalten. Seit rund zwei Wochen bin ich nun dabei. Und es ging direkt richtig los. Wir mussten sofort da sein. Vor allem mental. Wir haben ein komplett neues Team, dazu mit Andrea Trinchieri einen neuen Trainer. Da müssen die Systeme schnell verinnerlicht werden. Aber das kenne ich ja irgendwie schon von der Nationalmannschaft.

Hier haben wir allerdings etwas mehr Zeit. Und das ist auch gut so. Der Trainer spricht immer von einem Haus, das wir die gesamte Saison über bauen. Momentan legen wir das Fundament. Vor allem defensiv steht das allerdings noch auf wackligen Beinen. Bislang haben wir den Gegner noch zu selten bei maximal 75 Punkten gehalten. Das muss allerdings das Ziel sein und das verlangt der Trainer auch.

Überhaupt fordert er von seinen Spielern sehr viel, möchte nicht alles 50 Mal erklären. Wenn Dinge dann nicht laufen, wird er auch mal lauter. Aber erstens ist das normal und zweitens meint er es nicht persönlich. Da darf man nicht mir gesenktem Kopf rumlaufen und denken: "Verdammt, der schreit mich an." Man muss beim nächsten Mal einfach zeigen, dass man es besser kann.

Vorfreude auf die Zukunft

Ich habe beim ersten Tagebuch ja erzählt, wie sehr mich mein erstes Gespräch mit Trinchieri beeindruckt und mich schlussendlich auch von einem Wechsel nach Bamberg überzeugt hat. Daran hat sich nichts geändert. Einige Trainer sind im Vieraugengespräch anders als dann in der Halle, aber wir kommen gut klar. Ich weiß, dass der Coach vollen Einsatz verlangt und das kommt mir entgegen. Wenn der Ball neben dir liegt, will er, dass du dich drauf schmeißt.

Schließlich wollen wir nächste Saison einiges erreichen. Und das klappt nun mal nicht ohne vollen Einsatz. Speziell bei einem neu zusammengestellten Team. Wir wollen um die Meisterschaft und Pokale mitspielen. Nun müssen wir allerdings erstmal unseren Rhythmus finden, um im Frühjahr, wenn es um Titel geht, voll da zu sein. Vorher melde ich mich aber noch mal bei Euch.

Drückt uns bis dahin die Daumen,

Euer Daniel

Daniel Theis im Steckbrief

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