Was für ein Spiel in Madrid! Lange sahen die Serben wie der sichere Sieger aus. Der Balkanstaat führte drei Viertel lang komfortabel und hatte in Milos Teodosic den überragenden Mann auf dem Feld. Defensiv ließen sie Frankreich nicht zur Entfaltung kommen und in der Offensive ließen sie den Ball exzellent laufen.
Mit Beginn des Schlussviertels startete Frankreich dann aber eine fulminante Aufholjagd. Vor allem Nicolas Batum von den Portland Trail Blazers lief gerade zu heiß und versenkte Dreier um Dreier. Aber trotz 8 verwandelten Distanzwürfen und insgesamt 35 Punkten langte es nicht für den Europameister, der in Boris Diaw (13 Punkte, 10 Rebounds, 5 Assists) einen weiteren starken Akteur hatte.
Serbien fing sich in den letzten Minuten wieder und bewies Nervenstärke von der Freiwurflinie. Insgesamt sieben Spieler punkteten zweistellig. Neben Teodosic (24 Punkte, 3 Assists) zeigte vor allem Bogdan Bogdanovic (13 Punkte) eine starke Partie. Das Team von Coach Sasha Djordjevic dürfte in der Form zumindest in der Lage sein, den haushohen Favoriten aus den USA etwas zu ärgern. Das Finale steigt am Sonntag in Madrid.
Die Reaktionen:
Nenad Krstic (Serbien): "Wir werden sicher nicht ängstlich sein. Unser Selbstvertrauen ist hoch und wir haben die Chance gegen die USA zu spielen. Einige Spieler bekommen vielleicht nie diese Chance. Es ist eine unglaubliche Chance, etwas Großartiges zu leisten."
Boris Diaw (Frankreich): "Ich glaube, so wie wir heute in der ersten Hälfte gespielt haben, hätten wir es nicht verdient, zu gewinnen. Auch als wir versuchten zurückzukommen, hatte Serbien sich noch den Sieg verdient."
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Vor dem Tip-Off: Frankreichs Coach Collet geht mit Heurtel, Batum, Diaw, Gelabale und Lauvergne ins Spiel. Bei Serbien starten Teodosic, Markovic, Bjelica, Kalinic und Raduljica.
2.: Hier geht's gleich zur Sache! Die Serben nehmen sofort Tempo auf und versuchen den Korb zu attackieren. Auf der anderen Seite läuft alles über Diaw. Der NBA-Meister trifft zentral für Drei. 6:3 für Serbien.
5.: Wahnsinn! Das ist ein richtig gutes Basketball-Spiel! Erst finden die Franzosen den offenen Batum am Perimeter, dann darf Teodosic aufziehen. Der dritte Extra-Pass landet beim Spielmacher und der nagelt den Dreier rein. Im nächsten Angriff findet er die Lücke in der Zone und schließt per Korbleger ab. Schon 7 Punkte vom Guard. 14:10 für Serbien.
11.: Dieser Teodosic ist unfassbar! Der Guard bekommt den nächsten offenen Look am Perimeter, drückt ab und trifft. Die Serben ziehen leicht davon. 24:15!
13.: Serbien zaubert! Teodosic und Raduljica spielen Pick-n-Roll. Der Center bekommt den Ball, schickt Lauvergne mit einem angetäuschten Pass ins Leere und jagt den Ball per Dunk durch den Ring.
22.: Das Spiel nimmt gleich wieder Fahrt auf. Es bleibt unglaublich intensiv. Erst trifft Teodosic seinen vierten Dreier im Spiel. Auf der anderen Seite kommt postwendend die Antwort von Batum. 49:35 für Serbien.
29.: Gut, wenn man noch einen Krstic auf der Bank hat. Der Big Man trägt sein Team gerade und macht sechs Punkte in Folge für den Balkanstaat. Batum beendet die Show des Ex-NBA-Profis mit einem Dreier. 59:46 für Serbien.
31.: So schnell kann es gehen. Erst trifft Fournier den Dreier, dann krallt sich Gobert den Ball und bedient Batum für den Fastbreak. Dunking! 5:0-Lauf und nur noch 51:61 aus Sicht der Franzosen.
34.: Die Franzosen werden das hier doch nicht etwa noch drehen? Erst trifft Diaw den offenen Dreier, dann legt Batum nach und plötzlich ist der Europameister auf 6 Punkte dran. Wahnsinn!
37.: Jetzt ist es ein Shootout! Teodosic mit dem Dreier auf der einen Seite, Batum trifft auf der anderen Seite. Der Blazers-Forward steht bereits bei 30 Punkten und 7 Dreier. Verrücktes Spiel! 77:71 für die Serben.
40.: Frankreich ist auf zwei dran und hat bei 18 Sekunden auf der Uhr Ballbesitz. Heurtel zieht zum Korb, legt aber den Korbleger daneben. Serbien bringt die Partie anschließend von der Freiwurflinie nach Hause und steht im WM-Finale.
Die Topscorer, Assistgeber und Rebounder der WM
Der Star des Spiels: Milos Teodosic. Der Spielmacher der Serben ist an guten Tagen ein Magier am Ball. Teodosic lenkte die Partie, spielte kluge Pässe oder schloss selbst ab. Dabei suchte er immer wieder den Weg in die Zone und zeigte sich auch vom Perimeter treffsicher. Der Serbe bewies erneut, warum er wohl der spektakulärste Spieler außerhalb der NBA ist. Am Ende standen 24 Punkte, 3 Assists, 3 Rebounds und vor allem 5 Dreier auf seiner Scorekarte.
Der Flop des Spiels: Thomas Heurtel. Im Spiel gegen Spanien war der Vertreter von Tony Parker noch der Matchwinner. Gegen Serbien lief dagegen nicht viel zusammen. Der Point Guard hatte defensiv große Probleme und bekam überhaupt keinen Zugriff auf Teodosic, offensiv lief auch lange nicht viel zusammen. Symptomatisch, dass gerade er den Korbleger zum Ausgleich 18 Sekunden vor dem Ende auf den Ring setzte. Heurtel beendete die Partie mit 12 Punkten (3/9), 6 Assists und 3 Ballverlusten.
Das fiel auf:
- Serbien startete aggressiv in die Partie und versuchte immer wieder den Korb der Franzosen zu attackieren. Dabei lief natürlich viel über Teodosic, der aus dem Pick-N-Roll heraus Spielzüge kreierte. Frankreich bekam den Spielmacher nie in den Griff. Entweder suchte er den Weg zum Korb oder nahm den Distanzwurf. Beides funktionierte mühelos.
- Frankreich dagegen suchte gerade in der Anfangsphase immer wieder Diaw. Der Forward agierte als zweiter Spielmacher aus dem Post heraus, schaffte es aber häufig nicht, den freien Mitspieler zu finden. Serbien machte die Zone dicht und zwang die Franzosen zu vielen Dreiern und schwierigen Würfen. Erst im vierten Viertel ging die Quote (15/33 Dreiern) nach oben.
- Durch die aggressive Verteidigung der Serben verlor die Equipe viel zu oft den Ball. Allein vor dem Wechsel waren es 10 Ballverluste (Diaw und Heurtel beide 3). Serbien kam so ins Laufen und zu Unmengen einfacher Punkte (18 vor der Pause). Nach der Pause hatte Frankreich das Spiel besser in den Griff. Es kamen nur noch 2 Ballverluste hinzu.
- Serbien spielte unglaublich selbstlos und suchte immer wieder den Extra-Pass. Dadurch bekam Frankreich - anders als gegen Spanien - defensiv zu selten Zugriff. Den 19 Körben vor der Pause ging 13 Mal ein Assist voraus.
- Anders als noch gegen Spanien fehlte den Franzosen die Dominanz in der Zone. Serbien machte einen Großteil der Punkte direkt am Brett und auch bei den Rebounds waren sie auf Augenhöhe (28:32).
- Im vierten Viertel drehte Frankreich dann auf einmal auf. Der Europameister gab nun die Pace vor und drückte aufs Tempo. Plötzlich fielen auch die Dreier, die zuvor partout nicht fallen wollten. Serbien bekam ein wenig Angst vor der eigenen Courage und fing sich erst in der Crunchtime wieder. Dort bewiesen sie vor allem von der Freiwurflinie Nerven und brachten die Partie so nach Hause.