"I am Marbury"

Philipp Scherping
04. März 201515:49
Stephon Marbury und Co. dominieren die chinesische Basketball Liga CBAgetty
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Die reguläre Saison und die Viertelfinals der chinesischen Liga, kurz CBA, sind vorbei. Zeit, um auf die wildesten Statlines, die größten Namen und die verrücktesten Stories des chinesischen Basketballjahres zurückzublicken. Mit dabei: Coney Island's Finest, Michael Beasley und Andray Blatche.

Michael Beasley

Wer kennt ihn nicht? Den ehemaligen Nummer-2-Pick, der bis jetzt noch nirgends so wirklich überzeugen konnte? Klar, Michael Beasley hat für die Timberwolves 2010/2011 mal 19,2 Punkte aufgelegt, aber eingeschlagen ist der mittlerweile 26-Jährige nie.

Und was machen aussortierte NBA-Spieler, die Geld brauchen und zocken wollen? Richtig, sie gehen nach China und lassen es Yuan regnen. So auch Michael Beasley. Und dieser hat die chinesische Liga in der aktuellen Saison zerstört.

Bei den Shanghai Sharks, wo er für vier Spiele an der Seite von Delonte West auflief, bis dieser gefeuert wurde, legte der Small Forward 28,6 Punkte, 10,4 Rebounds, 5,2 Assists und 1,9 Steals pro Spiel auf. Für die Playoffs reichten diese Fabelwerte zwar nicht, aber Aufmerksamkeit generieren sie schon.

Genau wie das Spiel der besten Basketballer Chinas, für das Beasley nur nachnominiert wurde, und in dem er von der Bank kam. Kein Problem für Michael: Er scorte 59 Punkte, zerlegte so den vorherigen Punkterekord des All-Star Games (44) und wurde zum MVP des Spiels gewählt.

Für Beasley ist die Saison in China also schon gelaufen: Die Warterei auf eine neue Chance in der NBA vertrieb sich der Linkshänder mit dem Training bei seinem Ex-Klub den Miami Heat. Und die scheint er von seinen Talenten überzeugt zu haben, denn der neue 10-Tages-Vertrag bei der Franchise vom Southbeach wurde frisch unterschrieben. Wir wünschen viel Erfolg.

Seite 1: Michael Beasley

Seite 2: Stephon Marbury

Seite 3: Errick McCollum

Seite 4: Dominique Jones

Seite 5: Andray Blatche

Stephon Marbury

Okay, die Stats von Starbury sind jetzt nicht so wild (16,2 Punkte, 5,9 Assists), aber seine Geschichte in China dafür umso mehr. Marbury genießt im Reich der Mitte Heldenstatus: Statuen werden für ihn gebaut und er bekommt persönliche Auszeichnungen von der Regierung in Peking. Kurz gesagt: Das vormalige Enfant Terrible der NBA hat sein Zuhause gefunden.

Seine beste Saison spielte die Streetballlegende aus Coney Island 2011/2012, als er 26,9 Punkte und 6,2 Assists im Schnitt auflegte und seine Beijing Ducks zur ersten Meisterschaft in der Vereinshistorie führte. Seitdem gehört Marbury zu China wie Reis oder schwarze Haare.

Die Verehrung geht sogar so weit, dass Marbury ein eigenes Musical gewidmet wurde. "I am Marbury" feierte im Oktober 2014 Premiere, natürlich mit Marbury himself in der Hauptrolle. Für den ehemaligen Knick könnte es also nicht besser laufen. Irgendwann wolle er sogar die chinesische Nationalmannschaft trainieren, ließ er verlauten.

China kann sich also auf etliche Jahre mit fantastischen Stories von und mit Marbury freuen, denn "ich plane hier mein restliches Leben zu verbringen. Ich denke sie respektieren mich genug, um mir diese Möglichkeit zu geben."

Im Halbfinale der CBA ging es gegen den Top-Seed aus Guangdong. Und es lief bestens: Durch an 107:105 nach Verlängerung in Spiel 4 zogen die Ducks ins Finale gegen Liaoning. Die Statline vom 38-Jährigen im wichtigen Spiel 3? 32 Punkte, 8 Rebounds, 5 Assists. Chapeau.

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Errick McCollum

Errick..., wer? Man kennt doch nur C.J. McCollum, oder? Und genau da ist man schon auf der richtigen Fährte. Errick ist der ältere Bruder von Portland's C.J. und hat sich in China einen Namen als böser Scorer gemacht.

Bei den eher schwachen Zhejiang Golden Bulls nahm sich der Guard einfach jeden Wurf und traf dabei auch einige Male in den Ring. Nach der Regular Season, beziehungsweise nach 38 gespielten Partien, thronte McCollum an der Spitze der Scorerliste. Seine 39,6 Punkte im Schnitt sind Wahnsinn, McCollum jedoch garnierte seine wilden Scoringleistungen auch noch mit 7,5 Rebounds, 5,5 Assists und 2,1 Steals im Schnitt.

Seine absolute Glanzleistung stellte der 27-Jährige bei der Niederlage gegen die Guangdong Tigers auf: 82 Punkte standen am Ende für Ko.., äähh, Errick McCollum auf dem Statistikbogen. Damit setzte er den neuen CBA-Rekord.

Bei solchen Leistungen müssten wir den älteren McCollum doch bald in der NBA sehen, oder, C.J.? Der geht eher nicht davon aus: "Klar ist, dass seine Rolle in der NBA eine ganz andere wäre. Es würde von ihm nicht erwartet werden, 30 Minuten zu spielen und die komplette Scoringlast zu tragen. Und für ihn würde es deutlich weniger Geld hier geben." China wird's freuen.

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Dominique Jones

4 Punkte, 2,7 Assists und 1,5 Rebounds im Schnitt: Das waren die Werte, die Dominique Jones in seiner besten Saison bei den Dallas Mavericks auflegte. Hoch veranlagt war der Guard schon immer, doch er schaffte es in den drei Jahren im Big-D nie, sein Talent auch aufs Parkett zu bringen.

Ein Tapetenwechsel musste her, und so ging es für den Highflyer ins Reich der Mitte. Und was Jones da in der abgelaufenen Saison ablieferte, ist kaum zu glauben. Mit seinen 36,8 Punkten, 8,4 Assists und 7,8 Rebounds schnupperte der 26-Jährige an einem Triple-Double. Im Schnitt, wohlgemerkt.

Da die Zeit des NBA-Champions von 2011 bei den Jilin Northeast Tigers jetzt vorbei ist (im Viertelfinale setzte es einen Sweep gegen die Beijing Ducks), könnte sein Status als Free Agent einige NBA-Teams auf den Plan rufen. Die Washington Wizards sollen bereits an Jones dran sein.

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Andray Blatche

Andray Blatche war in der NBA ein grundsolider Spieler, bei dem es eigentlich keinen Grund gab, aus Amerika zu verschwinden. Sein Charakter wurde bei einigen Teams zwar in Frage gestellt, aber aus rein basketballerischer Sicht hätte er einigen Teams mit Sicherheit helfen können.

Wie dem auch sei, es kam alles anders als gedacht. Nachdem der Big Man bei der WM im Sommer für die Philippinen auflief und ein überragendes Turnier spielte - er hatte maßgeblichen Anteil am ersten WM-Sieg der Geschichte des basketballverrückten Landes - fand sich kein NBA-Team, das ihn unter Vertrag nehmen wollte.

In China hingegen nahmen sie ihn mit Kusshand. Und was machte Blatche? Er lieferte ab. An der Seite von Sebastian Telfair scorte der 28-Jährige 31,1 Punkte (Rang sieben der Liga), holte 14,6 Rebounds (2), klaute 2,8-mal den Ball (4) und legte noch 5,5 Assists pro Spiel auf.

Klar, dass dieses Gesamtpaket, den Managern der NBA nicht verborgen blieb. Besonders die Miami Heat sollen nach dem Ausfall von Chris Bosh starkes Interesse an Blatche haben. Auch sein Ex-Team aus Brooklyn und die Memphis Grizzlies wollen ihre Bank mit dem Mann aus Syracuse verbessern. Aber das soll es noch längst nicht gewesen sein: Die Mavs, Clippers, Trail Blazers und Raptors brauchen alle noch ein bisschen Größe in ihrem Kader und sollen sich mit der Personalie Blatche beschäftigen.

Es sieht also gut aus mit einer Rückkehr. Und wenn er dann in den Playoffs die Dreier auch so lässig reinklinkt, hat sich das Abenteuer China doch gelohnt:

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