"Bayern? Schulden ihnen noch etwas!"

Brad Wanamaker traf in dieser Saison bereits dreimal auf die Bayern
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SPOX: Bamberg wird in Deutschland aufgrund seiner frenetischen Fans Freak City genannt. Ist der Ruf gerechtfertigt?

Wanamaker: Definitiv! Jedes unserer Spiele ist ausverkauft und die Fans brüllen uns immer wieder nach vorne. Es ist ein großartiges Gefühl, so ein Publikum hinter sich zu haben. Das spielt auch eine wichtige Rolle für unseren derzeitigen Erfolg.

SPOX: Und wie gefällt Ihnen die Stadt selbst? Bamberg ist ja nicht Ihre erste Station in Europa.

Wanamaker: Ich mag Bamberg. Es ist eine kleine Stadt, aber auf seine eigene Weise groß, verstehen Sie? Ich mag es, kleinere Städte zu Fuß zu erkunden, das ist hier gut möglich. Man kann hier wunderbar essen gehen. Und die Leute sind super. Jeder erkennt dich und wünscht dir Glück, trotzdem hast du auch den nötigen Freiraum. Das gefällt mir sehr gut.

SPOX: Haben Sie auch schon ein bisschen Deutsch gelernt?

Wanamaker: Ja, die alltäglichen Sachen. "Guten Tag", "auf Wiedersehen", "Was geht" und sowas.

SPOX: Etwa keine Schimpfwörter?

Wanamaker: Doch, natürlich! Egal wo man ist, das gehört immer zu den ersten Sachen, die man lernt. Aber ich will hier nichts davon wiedergeben. (lacht)

SPOX: Na gut... generell scheint Ihnen die Anpassung an Deutschland recht leicht gefallen zu sein. Helfen da die vorherigen Stationen in Europa?

Wanamaker: Ja, ich denke schon. Ich meine, Basketball besteht überall aus Dribbeln und Werfen (lacht). Aber ich habe definitiv gelernt, mich schneller an neue Teammates zu gewöhnen. Und natürlich lernt man auch, sich schneller an neue, fremde Umgebungen anzupassen.

SPOX: Sportlich scheint Ihnen die BBL auch zu gefallen. Wie bewerten Sie die Liga im Vergleich zu Italien oder Frankreich?

Wanamaker: Die Liga hier ist generell etwas athletischer, würde ich sagen. Das Tempo ist auch höher als zuletzt in Italien, wo deutlich weniger gescort wurde. Außerdem gefällt mir die Ausgeglichenheit in Deutschland gut. Natürlich gibt es die Top-Teams, aber wenn man nicht konzentriert spielt, kann man von jeder "kleinen" Mannschaft geschlagen werden. Das macht die Liga so interessant.

SPOX: Und individuell? Passt der Spielstil zu Ihnen?

Wanamaker: Ja, das ist genau mein Ding. Viel Tempo, rauf und runter, viele Punkte - so macht mir Basketball schon immer am meisten Spaß. Ich bin genau beim richtigen Coach und im richtigen System gelandet, um meine Stärken auszuspielen.

SPOX: Kürzlich sind Sie sogar MVP des All-Star Games geworden.

Wanamaker: Ja, das war eine richtig coole Erfahrung. Es macht Spaß, während der Saison mal wegzukommen vom ernsthaften Basketball und mit Spielern von anderen Teams zu spielen. Bei so einem Spiel geht es vor allem darum, den Fans eine gute Show zu bieten, also traut man sich auch mal, den einen oder anderen verrückten Move auszupacken. Ich habe nach dem Spiel einige Leute gehört, die meinten: 'Ich hatte keine Ahnung, dass du sowas drauf hast.' (lacht)

SPOX: Haben Sie solche Tricks in der Jugend gelernt? Sie kommen ja aus Philadelphia, einer Stadt mit einer sehr reichen Basketball-Tradition.

Wanamaker: Das meiste ist eigentlich aus dem Moment heraus entstanden. Aber ich habe mir auch immer mal etwas bei den Spielern abgeschaut, gegen die ich früher angetreten bin oder zu denen ich aufgeschaut habe.

SPOX: Bei wem zum Beispiel?

Wanamaker: Ich war ein großer Fan von Kyle Lowry, der auch aus Philly stammt. Seine Härte, seine Toughness und sein Siegeswille haben mich schon damals sehr beeindruckt. Ich habe ihn an der Highschool spielen sehen und manchmal auch auf den Streetball-Courts der Stadt mit ihm gespielt. Er ist zwar nur ein paar Jahre älter als ich, aber trotzdem würde ich ihn als Idol bezeichnen. Er spielt wie eine Bulldogge.

SPOX: Was ist mit Allen Iverson?

Wanamaker: Na klar! Ich bin als Sixers-Fan groß geworden, da gab es niemanden, der größer war als The Answer. Ihm damals zuzusehen... ich kann das gar nicht in Worte fassen! Er ist für mich eine absolute Legende und einer meiner Lieblingsspieler der NBA-Geschichte.

SPOX: Verfolgen Sie die NBA immer noch? Die Sixers sind derzeit ja nicht allzu schön anzusehen...

Wanamaker: Klar, ich verfolge die NBA auch von hier aus weiter. Ich gucke nicht mehr so viele Spiele live, checke aber eigentlich jeden Morgen als erstes Recaps und Boxscores, es ist ja auch mein Traum, irgendwann in der NBA zu spielen. Aber was die Sixers angeht... Mann, da muss sich etwas ändern. Sie sind mein Lieblingsteam, trotzdem kann ich mir das nicht mehr ansehen. Was die Sixers machen, ist einfach nur noch verwirrend.

SPOX: Was fangen Sie sonst mit Ihrer Zeit an, wenn Sie sich nicht mit der NBA befassen oder mit den Baskets unterwegs sind? Ich habe gelesen, dass Sie ein leidenschaftlicher Playstation-Zocker sind.

Wanamaker: (lacht) Allerdings! Wenn man so viel unterwegs ist wie ich, ist so etwas einfach perfekt zum Abschalten und Relaxen. Außerdem will ich immer Wettbewerb haben, also zocke ich viel - vor allem Sportspiele wie "NBA 2K" oder "FIFA".

SPOX: Mit welchem Team spielen Sie bei "2K" am liebsten?

Wanamaker: Wenn ich mit Kumpels zocke, wählen wir aber eigentlich immer Zufallsteams. Wenn ich die Wahl habe, nehme ich eigentlich immer die Clippers, weil Chris Paul der beste Point Guard ist. Definitiv nicht die Sixers. (lacht)

Seite 1: Wanamaker über Blowouts gegen Bayern und Pleiß

Seite 2: Wanamaker über die Sixers und das Spiel in der BBL

Brad Wanamaker im Steckbrief

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