Keine Zeit zum Hadern

Robin Benzing (M.) verletzte sich im Spiel gegen Island am rechten Knöchel
© getty

Das DBB-Team mühte sich gegen die unkonventionellen Isländer zum Pflichterfolg und offenbarte noch einige Abstimmungsprobleme. Zeit für eine ausführliche Aufarbeitung gibt es für Dirk Nowitzki, Dennis Schröder und Co. nicht, mit Serbien (ab 15 Uhr im LIVETICKER) wartet am Sonntag bereits einer Topfavoriten. Zu allem Überfluss fällt mit Robin Benzing der nächste Frontcourt-Spieler aus.

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"Hat Sie die Leistung von Island überrascht", fragte ein Journalist des kleinen, skandinavischen Inselstaats Bundestrainer Chris Fleming auf der Pressekonferenz nach dem knappen Sieg des deutschen Teams.

Fleming setzte zu einer Kunstpause an und antwortete dann fast schon trotzig. "Viele Leute haben vorher gesagt: 'Ihr habt ja einen leichten Start ins Turnier'. Ich habe viele Spiele von ihnen gesehen und ich mag, wie sie spielen. Sie sind toughe Jungs, die sehr gut gecoacht sind und total diszipliniert spielen. Ich habe jede Menge Respekt vor ihnen." Bereits im SPOX-Interview vor dem EM-Start warnte der Bundestrainer ausdrücklich vor dem unangenehmen Gegner. Es sollte sich bewahrheiten.

"Schwerer als gewünscht"

"Es war schwerer als wir es uns gewünscht hätten, aber nicht schwerer als wir es erwartet haben", musste auch Dirk Nowitzki zugeben. Keine Vorbereitung simuliert den Ernstfall. Und der Ernstfall beim Auftakt in eine EM in eigener Halle ist dann eben doch noch etwas anderes. "Das erste Spiel ist immer schwer. In meinen 15 Jahren in der Bundesliga habe ich noch nie ein schönes erstes Spiel gehabt", sagte Fleming im Anschluss.

Dennoch lässt sich der Einbruch im letzten Viertel nur schwer mit einem oftmals holprigen Start in einem Turnier erklären. Schließlich führte das Team bereits mit 18 Punkten und hatte alles im Griff. Nowitzki war vor der Pause gut in der Partie. Allein im zweiten Viertel erzielte er 10 seiner insgesamt 15 Punkte. "Ich habe mich beim Aufwärmen sehr gut gefühlt, kam raus und hatte gute Beine und das ist immer ein gutes Zeichen", sagte der deutsche Superstar nach der Partie.

Disput zwischen Schröder und Fleming

Umso verwunderlicher, dass das Team ihm nach der Pause nicht mehr in dem Maße in Szene setzte. Gerade das Zusammenspiel mit Dennis Schröder klappt weiterhin nicht wie erhofft. Der Hawks-Spielmacher übersah den großen Blonden einige Male und verpasste so das Anspiel im Low Post.

Anton Gavel äußerte sich dazu diplomatisch. "Natürlich haben wir ihn in der ersten Hälfte gesucht, er ist unsere Waffe. Wir versuchen ihn zu finden, aber wir haben auch andere Spieler, die Plays machen können."

Und doch war auch Chris Fleming anzumerken, dass er nicht immer glücklich mit den Entscheidungen seines Point Guards war. Kurz vor Schluss lieferten sich beide sogar einen kleinen Disput: "Von Dennis erwarte ich am meisten und in bestimmten Situation coache ich ihn auf diese Art und Weise. Ich glaube, er hat immer eine Reaktion gezeigt. Ich glaube an Dennis", spielte der Coach die Szene runter. An den Grund für das kurze Wortgefecht vermochte er sich dann auch schon gar nicht mehr erinnern. Es ist eben auch für Dennis Schröder die erste EM. Die Lernphase ist da längst nicht abgeschlossen.

Kritik an Pleiß

Einen völlig gebrauchten Tag erlebte dagegen Tibor Pleiß (4 Punkte, 5 Rebounds), dabei hätte man vor der Partie annehmen können, dass dies ein Spiel genau nach dem Geschmack des 2,18-Meter Centers sein müsste. Doch der dritte NBA-Spieler im Team schaffte es nicht, seinen immensen Größenvorteil in Zählbares umzuwandeln.

"Es war nicht einfach gegen die Isländer zu spielen, weil es einfach ein ganz anderes Team war. Der Fünfer von ihnen ging mir gerade bis zur Schulter. Es gab eigentlich niemanden, der wirklich im Post gespielt hat", erklärte Pleiß, der sich aber auch der Kritik seines Trainers ausgesetzt sah: "Ich erwarte, dass Tibor in diesen Situationen aggressiver wird, auch wenn es völlig ungewohnt für ihn ist, lauter Kniebeißer um sich herum zu haben."

Pleiß wurde allerdings auch selten gesucht. Der Big Man schluckte seinen Frust herunter, aber es war ihm anzumerken, dass ihm das Spiel aus persönlicher Sicht überhaupt nicht schmeckte. "Ich will nicht zu sehr auf meine eigene Leistung schauen und frustriert nach Hause gehen. Wir haben den Sieg geholt und das war unser Ziel heute."

Sorge um Benzing

Frust dürfte auch Robin Benzing haben. Der Forward verletzte sich am rechten Knöchel und humpelte unter Mithilfe zweier Betreuer vom Feld. "Das ist bitter. Das sah gar nicht gut aus. Ich glaube, dass das für morgen nichts wird", fürchtete Nowitzki bereits nach Spielende. Auch wenn eine Diagnose erst am Sonntag getroffen wird, wird Benzing gegen Serbien auf keinem Fall zum Einsatz kommen. Das gab der DBB am Samstagabend bekannt.

Nowitzki richtete daher den Blick nach vorne: "Ich finde aber, dass Alex King uns heute viele gute Minuten gebracht hat. Er hat sehr viel Energie gebracht, gut verteidigt und einige Steals gemacht. Wir werden das dann zu zweit machen. Zipser ist auch sehr groß für einen Dreier und hat in der Vorbereitung auch mal auf der Vier gespielt. Und dann schauen wir, wer morgen auf dem Feld steht."

King nahm das Lob seines Teamkollegen gerne an, aber wollte das dann auch nicht zu hoch hängen. "Ich bin hier um die kleine Drecksarbeit zu machen. Das mache ich gerne. Ich bin froh, dass ich meinen Beitrag leisten konnte", erklärte der Alba-Spieler.

Völlig anderes Spiel gegen Serbien

Gegen Serbien wird dies noch mehr gefragt sein. Sein potenzieller Gegenspieler Nemanja Bjelica legte beim Sieg über Spanien beeindruckende 24 Punkte und 10 Rebounds auf. Er ist längst nicht der Einzige, auf den es zu achten gilt. "Natürlich habe die auf allen Positionen sehr viel Qualität. Das ist eine schwere Aufgabe für uns alle, aber ich hoffe, wir können das meistern." Die Partie gegen den Mitfavoriten findet unter völlig anderen Vorzeichen statt. Deutschland hat nichts zu verlieren, mit einem Sieg kann nun wahrlich keiner rechnen.

Roundup Tag 1: Bjelica-Show schockt Spanien

"Bei diesem Turnierformat werden wir wenig Zeit damit verbringen, die Spiele abzuarbeiten. Es geht nun gegen eine Mannschaft, die einen komplett anderen Spielstil hat", erklärte Fleming und legte wert darauf, nicht alles zu negativ zu sehen. Er habe auch gerade in der Offensive viele gute Sachen gesehen. Doch nicht nur der Stil der Serben ist ein anderer, auch das Niveau ist ungleich höher. Die Frage nach der überraschenden Spielweise der Serben wird er dann wohl nicht gestellt bekommen. "What you see, is what you get", sagt er über Serbien. Reicht ja auch.

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