Endlich ist es soweit: Am Samstag beginnt die EuroBasket 2015 (Deutschland vs. Island, ab 15 Uhr im LIVETICKER )! Kann Frankreich sich nur selbst schlagen? Haben die Deutschen sich mit der Wahl der Türkei als Gruppengegner selbst ins Bein geschossen? Ist Dirk Nowitzki noch die wichtigste Waffe des DBB-Teams - und wer ist der X-Faktor? Die SPOX-Redakteure diskutieren mit dem zweimaligen deutschen Trainer des Jahres Stefan Koch.
spoxThese: Frankreich kann sich nur selbst schlagen
Ole Frerks: Jein. Natürlich können da auch andere Teams ein Wörtchen mitreden, bei mir stehen beispielsweise die Griechen richtig hoch im Kurs mit Spanoulis, dem Greek Freak und Co., Spanien und Serbien muss man sowieso auf dem Zettel haben. Wir haben es bei den Franzosen nicht mit dem Dream Team zu tun, das jeden Gegner mit 40 Punkten Abstand aus der Halle fegt und in den Pausen Autogramme schreibt. Trotzdem bin ich der Meinung, dass der Weg nur über sie führen kann, weil der Kader so stark ist und Jungs wie Boris Diaw und Tony Parker schon Ewigkeiten miteinander spielen. Frankreich ist in Normalform besser als fast jedes andere Team, wenn es über sich hinaus wächst. Deswegen stellt sich für mich in erster Linie nur die Frage, ob die Franzosen zum rechten Zeitpunkt diese Normalform erreichen können.
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Felix Götz: Klar ist Frankreich der Topfavorit auf den Titel. Dieser auf allen Positionen unfassbar besetzte Kader, die Gewissheit, große Turniere gewinnen zu können, dazu das Publikum im Rücken. Aber unschlagbar sind sie nicht. Es gibt eine ganze Reihe von Teams, die Frankreich in einem K.o.-Duell an einem guten Tag ausschalten können. Die Franzosen wären außerdem nicht die erste Mannschaft, die unter dem Druck einer ganzen Nation, für die nichts anderes als Gold zählt, zusammenbricht. Man denke nur an die Spanier...
Marc-Oliver Robbers: Ich sehe da zum Teil ein paar Fitnessprobleme. Diaw sieht für mich aus, als hätte er im Sommer noch ein paar Gläser Rotwein mehr getrunken als sonst, bei Parker gab es in den letzten Jahren immer wieder kleinere, muskuläre Probleme. Im zweiten Test gegen Deutschland musste er auch aussetzen. Aber wenn alle fit sind und rechtzeitig in Form kommen, geht für mich auch kein Weg an Frankreich vorbei. Kein Team ist so athletisch und besitzt so eine Tiefe wie die L'Equipe. Da fällt selbst der Ausfall von Alexis Ajinca oder die schon obligatorische Absage von Joakim Noah überhaupt nicht ins Gewicht. Parker, de Colo, Batum, Diaw und Gobert würden in der NBA locker die Playoffs erreichen. Und dann kommen da noch Lauvergne, Fournier und Gelabale von der Bank. Das ist schon Wahnsinn! So lange Deutschland im Turnier ist, drücke ich ihnen die Daumen. Danach heißt es aber für mich: Allez Les Bleus!
Stefan Koch: Für mich ein klares Nein, die These ist übertrieben und wird den anderen Teams nicht gerecht. Frankreich ist als amtierender Europameister nicht nur einer der Favoriten, sondern der Favorit, dem stimme ich zu. Und was Diaw angeht: Das sehe ich anders, Olli. Der Mann läuft seit Jahren mit einer kleinen Plauze rum, das hat ihn aber noch nie wirklich behindert. Ich wäre eher besorgt, wenn er auf einmal 10 Kilo abgenommen hätte. Trotzdem gibt es für mich auch noch andere Teams. Diese könnten Frankreich vielleicht nicht in einer Best-of-7-Serie schlagen wie in der NBA, aber in einem Spiel? Da gibt es für mich ein halbes Dutzend Mannschaften, die ich auf der Rechnung habe. Allein schon die halbe deutsche Gruppe!
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spoxThese: Nicht Nowitzki ist Deutschlands wichtigste Waffe
Stefan Koch: Richtig. Die wichtigste Waffe im deutschen Spiel ist für mich ganz klar Dennis Schröder. Das Spiel fängt eben immer mit dem Point Guard an, da er den Ball primär in der Hand hält. Und Schröder hat eben diese wahnwitzige Schnelligkeit und Richtungswechsel drauf, mit denen er immer und immer wieder an Gegenspielern vorbeikommen kann. Natürlich ist Dirk weiterhin sehr wichtig, ich denke aber nicht, dass er bei diesem Turnier deutscher Topscorer sein wird. Allein schon deshalb, weil Fleming auf das schnelle Spiel fokussiert ist: Für diese Mannschaft wird es unglaublich wichtig sein, im Fastbreak zu einfachen Punkten zu kommen. Und das spricht ganz klar für Schröder. Dirk wird im Halbfeld seine Würfe nehmen, aber er hat ohnehin nicht mehr den Anspruch, die meisten Punkte zu erzielen. Aber letztlich können wir uns alle freuen, dass er noch einmal dabei ist. Dirk ist immer noch in der Lage, Würfe zu treffen, die sonst niemand auf diesem Planeten trifft und wird dies auch in der Crunchtime machen.
Marc-Oliver Robbers: Ich sehe das ähnlich wie Stefan. In der Vorbereitung war es schon häufiger zu sehen: Immer wieder hat sich Dirk beschwert, weil er Calls nicht bekommen hat - im internationalen Basketball ist eben einfach mehr Kontakt erlaubt als in der NBA. Früher konnte er diese harte Gangart mit Fabelleistungen regelmäßig bestrafen, aber kann er das jetzt auch noch oder wird er schneller frustriert? Im Grunde hat er es am Donnerstag auf der Pressekonferenz selbst bestätigt und sich vorgenommen, davon nicht mehr so sehr beeinflussen zu lassen. Für Dirk kann es ein richtig schweres Turnier werden, wenn die Schiedsrichter das Spiel an der langen Leine lassen. Und wo du das schnelle Spiel ansprichst, Stefan: Beim Supercup etwa waren Lo und Schröder häufig schon weg, wenn Nowitzki ankam, um einen Block zu stellen. Die Abstimmung kann sich zwar verbessern, aber diesen Speed kann Dirk einfach nicht immer mitgehen. Es wird wichtig sein, die Stärken, die Dirk hat trotzdem zu nutzen. Seinen Wurf, seine Clutchness, seine Führungsqualitäten. Nowitzki ist immer noch so verdammt wichtig für das Team, aber in anderer Weise als bei früheren Turnieren.
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Ole Frerks: Das ist es nämlich. Für mich liegt Nowitzkis Wert nicht mehr primär darin, dass er die meisten Punkte aller Spieler erzielt, sondern einfach darin, dass er auf dem Court steht. Soll heißen: Aufgrund seines Wurfs und der damit einhergehenden Reputation verteidigen Gegner das deutsche Team komplett anders, sobald Dirk mitspielt. Absinken wäre tödlich und das schafft zusätzlichen Platz für Drives von Schröder und Lo. Diese Anziehungskraft besitzen nur die besten Shooter der Welt, und da gehört Dirk eben auch heute noch dazu. Wenn wir den Ausdruck "wichtigste Waffe" daher nur über die erzielten Punkte definieren, bin ich ganz bei Stefan: Das wird Schröder sein. Für den Game-Plan, die Ausrichtung und die Defense des Gegners ist Nowitzki meiner Meinung nach aber mindestens genauso wichtig. Und am Ende des Spiels gehört der Ball immer noch in Dirks Hände.
Felix Götz: Für mich ist klar: Spielen Nowitzki UND Schröder nicht groß auf, hat Deutschland keine Chance auf Erfolg. Beide sind also gleichwichtige Waffen. Schröder muss das Spiel an sich reißen und zuverlässig punkten, ohne dabei in den entscheidenden Momenten zu überdrehen. Diese Gefahr sehe ich bei ihm. Ich kann nur hoffen, dass er mich eines Besseren belehrt. Und Dirk? Alleine seine Anwesenheit flößt den Gegnern Respekt ein. Die Defense der Gegner wird sich zu einem beachtlichen Teil auf ihn konzentrieren, was zwangsläufig dazu führt, dass sich für andere Spieler Möglichkeiten ergeben, wie Ole schon erwähnt hat. In den ganz wichtigen Momenten ist Nowitzki für mich nach wie vor die ganz klar erste Option.
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spoxThese: Pleiß ist hinten wichtiger als vorne
Felix Götz: Zirbes' Ausfall liegt mir immer noch schwer im Magen. Seine Robustheit, sein Wille unter dem Korb die harte Arbeit zu erledigen, wären soooo wichtig für das Team gewesen. Eben weil Pleiß für meinen Geschmack da einfach zu sanft agiert. Kurzum: Ich stimme der These zu, dass Pleiß hinten wichtiger als vorne ist. Bei der EM muss der Neu-Jazzer die Drecksarbeit mit Power erledigen, auch wenn das nicht unbedingt sein Ding ist. Wenn möglich bitte ohne früh in der Partie in Foul-Trouble zu geraten.
Marc-Oliver Robbers: Foul-Trouble ist das Stichwort. Einen Pleiß mit zwei frühen Fouls im Spiel können wir uns einfach nicht erlauben. In Vergangenheit hatte er da durchaus mal Probleme. Ich war aber in den Testspielen durchaus überrascht, wie gut er diese neue Rolle angenommen hat. Sein neuer Teamkollege Rudy Gobert weiß auf jeden Fall jetzt auch, mit wem er es bald zu tun hat. Tibor scheint gewillt zu sein, den nächsten Schritt zu machen und in der NBA ist es eh unabdingbar, dass er seinem Spiel neue Facetten hinzufügt. Es hilft ja nichts, jetzt groß herumzujammern. Die Situation ist nun einmal so. Wie sagte Nowitzki am Donnerstag auf der Pressekonferenz: "Next Man Up".
Ole Frerks: Der These kann ich auch nur zustimmen. Wer soll denn sonst den Ring beschützen, Robin Benzing? Es muss zwangsläufig Tibor sein, auch wenn Felix schon Recht hat, sein Spiel ist das nicht unbedingt. Daher bin ich auch nicht so richtig davon überzeugt, dass das gut gehen kann. Die Foulprobleme hatte er ja auch in der letzten Saison bei Barca noch regelmäßig. Jetzt kommen dann Teams wie Spanien, die nacheinander Jungs wie Nikola Mirotic, Gasol oder Reyes aufbieten können. Da muss Tibor unglaublich aufpassen und sauber verteidigen, ohne Fouls, weil kein defensiv adäquater Ersatz bereit steht. Ich hoffe natürlich das Beste, bin aber skeptisch...
Stefan Koch: Man darf aber nicht vergessen: In Barcelona war Tibor Backup von Ante Tomic, dem meiner Meinung nach besten Center in Europa. Da hatte Tibor eine ganz andere Rolle und "durfte" diese Fouls begehen. Man hat eine andere Mentalität, wenn jederzeit so eine Granate wieder reinkommen kann. Das heißt nicht, dass er jetzt keine Foul-Probleme kriegen kann, wirklich vergleichbar ist die Situation aber nicht. Der These stimme ich aber ebenfalls zu: Mit all den Ausfällen ist Pleiß in der jetzigen Formation unersetzlich. Tibor ist der einzige, der Würfe blocken oder verändern kann, der den Ring beschützen kann. Die Mannschaft ist da wirklich auf ihn angewiesen.
Marc-Oliver Robbers: Ich möchte hier noch kurz einhaken, weil ihr alle sagt, dass es außer Tibor keinen Rim Protector gibt. Ich schmeiße da einfach mal tollkühn Paul Zipser in die Verlosung. Der hat in den Testspielen reihenweise die gegnerischen Spieler am Brett abgeräumt und auch klasse Reboundarbeit geleistet. Er könnte eine wertvolle Unterstützung sein.
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Stefan Koch: Ich tue mich immer ein bisschen schwer mit diesem Wort X-Faktor, weil es keine einheitliche Definition dafür gibt. Verbinden wir damit jemanden, den keiner wirklich auf der Rechnung hatte, der quasi aus dem Nichts kommt, alle überrascht und eine große Bedeutung einnimmt?
Marc-Oliver Robbers: Das ist auch ungefähr meine Definition eines X-Faktors. Und ich greife da gleich mal die vorherige These wieder auf. Mein Kandidat ist nämlich Paul Zipser. Zu Beginn der Vorbereitung hatten ihn ja noch nicht viele auf dem Zettel, aber was er in den vergangenen Wochen abgeliefert hat, war schon stark. Der Junge kann halt alles und ist damit unheimlich schwer auszurechnen. Er muss vielleicht noch eine Spur selbstbewusster werden und die Lücken, die die anderen für ihn reißen, noch konsequenter ausnutzen.
Stefan Koch: Was Paul angeht: Ich habe schon relativ früh geglaubt, dass er zum Starter auf der Drei avancieren wird. Seine Athletik hilft der Mannschaft sehr, wie man zum Beispiel am offensiven Brett sieht: Immer wieder hält er Bälle im Spiel, selbst wenn er nicht selbst den Rebound abgreift, sondern ihn nur nach draußen tippt. Ich mag es, wie aktiv und vielseitig er ist. Wenn man nach der angesprochenen Definition geht und aus Sicht von Leuten analysiert, die vielleicht nicht so im Basketball drin sind: Ja, Paul kann der X-Faktor werden. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er nächsten Sommer gedraftet wird.
Ole Frerks: So gesehen, denke ich da auch als erstes an Zipser, zumal ich ohnehin ein großer Fan seines Spiels bin. Ich traue ihm ein Riesen-Turnier zu. Für mich kann ein X-Faktor aber auch jemand sein, der seiner Mannschaft eine neue Dimension geben kann, wenn er sein Potenzial abruft. Der aus einem mittelmäßiges Team ein gutes oder aus einem guten ein sehr gutes machen kann. Wie zum Beispiel Josh Smith bei den Rockets: Sie kamen auch ohne ihn klar, aber wenn er gut drauf war, machte sie das so viel gefährlicher. Beim deutschen Team kommen da für mich neben Zipser noch einige weitere Spieler in Frage - zum Beispiel Lo oder auch Voigtmann, dessen Rolle nach Zirbes' Ausfall exponentiell gewachsen ist. Auch die beiden haben außer den Insidern ja nicht viele auf dem Zettel.
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Felix Götz: Ich gehe da in eine ganz andere Richtung und nehme zwei Spieler, die sich eigentlich selbst übertreffen müssen: Robin Benzing und Alex King. Fleming kommt gar nicht drum herum, Nowitzki mehr Pausen als früher einzuräumen. Sitzt Dirkules auf der Bank, geht es für Benzing und King darum - etwas überspitzt ausgedrückt - den Schaden so gering wie möglich zu halten. Beide werden es mit absoluten Topspielern zu tun bekommen, die ihnen in der Regel körperlich überlegen sind. Da heißt es dagegenhalten und alles raushauen. Für Spezialaufträge in der Defense ist für mich dabei King die erste Wahl. Schaffen es Benzing und King nicht, an ihr Limit zu gehen, dürfte das zu großen Problemen für das deutsche Team führen.
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Felix Götz: Frankreich hat sich Finnland geschnappt, Kroatien die Slowenen, Lettland suchte sich Estland aus und der DBB die Türkei. Oh Mann! Und warum das alles? Weil man bei den Spielen der Türken in Berlin von zahlreichen Zuschauern ausgehen kann. Wenn es schon die völlig unsinnige Regelung gibt, wonach sich die Gastgeber der Gruppenphasen einen Gegner aussuchen dürfen, darf man sich bei einer EM meiner Meinung nach keinesfalls den attraktivsten, sondern muss sich den sportlich vermeintlich schwächsten Gegner aussuchen. Und das ist sicher nicht die Türkei. Das DBB-Team spielt damit in der mit Abstand schwierigsten Gruppe. Können wir nicht vielleicht doch die Gruppe wechseln, zum Beispiel in die Riga-Gruppe?
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Ole Frerks: Sportlich bin ich da vollkommen bei dir, Felix. Es ist ja nicht so, dass Deutschland eine Übermannschaft hätte, die nur so vor Selbstvertrauen strotzt und sich seit Ewigkeiten kennt. Im Gegenteil. Es fehlt logischerweise noch an Abläufen und am Verständnis füreinander. Das kannst du meiner Meinung nach eher dann aufbauen, wenn du, gerade vor heimischem Publikum, erstmal ein, zwei deutliche Siege einfährst und eine gewisse Euphorie aufkommt. Da wären mir Estland oder die Finnen deutlich lieber gewesen. Die Türken sind meiner Meinung nach vom Niveau her ungefähr auf einer Stufe mit dem DBB-Team. Wenn wegen ihnen das Viertelfinale verpasst wird, dürfte sich der eine oder andere schön in den Hintern beißen. Und das würde ich bei der Kulisse sicher nicht ausschließen. Natürlich spielte aber vor allem der wirtschaftliche Aspekt eine Rolle bei der Wahl der Türken.
Marc-Oliver Robbers: Mir geht es dabei ja gar nicht so um das direkte Duell mit den Türken. Den eigentlichen Heimvorteil werden sie in den anderen vier Spielen haben, wenn sie die Halle komplett in ihrer Hand haben. Das war wahrscheinlich auch die wirtschaftliche Überlegung hinter der Wahl. Wir wissen alle, was für eine Stimmung die türkischen Fans erzeugen können und das könnte zum Beispiel im Duell mit Italien das Zünglein an der Waage sein. Gerade den jungen Spielern bei den Türken könnte das helfen. Meine Befürchtung ist, dass das Team in einem Spiel so über sich hinauswachsen kann und vielleicht einem der drei Favoriten ein Bein stellt, was in der Endabrechnung der Knockout für Deutschland sein könnte. Auf der anderen Seite habe ich beim Supercup nichts von der türkischen Mannschaft gesehen habe, wovor man Angst haben sollte.
Stefan Koch: Aus sportlicher Sicht finde ich es absolut verständlich, was ihr sagt. Als Trainer hätte ich mir in der Lage auch den "schlechtesten" Gegner ausgesucht. Aber wie ihr wisst, spielen die wirtschaftlichen Faktoren da eben auch eine große Rolle. Eine sportliche Veranstaltung dieser Kategorie kann nur funktionieren, wenn man die Hallen vollkriegt. Natürlich wäre es möglich, dass die Halle auch ohne die türkischen Fans voll werden würde, aber es geht da zum Teil auch um Planungssicherheit. Ich mache mir aber auch aus sportlicher Sicht nicht solche Sorgen. Für mich scheiden in der Gruppe Island und die Türkei aus, trotz der Heimspielatmosphäre, die die Türken in Berlin haben werden. Ich halte Deutschland für die stärkere Mannschaft. Und was die anderen Duelle betrifft, Olli: Es mag ein kleiner Vorteil sein, aber Fans gewinnen keine Spiele. Serbien, Italien und Spanien haben aus meiner Sicht die Qualität und auch Coolness, um sich da nicht beeinträchtigen zu lassen.
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Der Spielplan der EuroBasket