These: Deutschlands X-Faktor heißt...
Stefan Koch: Ich tue mich immer ein bisschen schwer mit diesem Wort X-Faktor, weil es keine einheitliche Definition dafür gibt. Verbinden wir damit jemanden, den keiner wirklich auf der Rechnung hatte, der quasi aus dem Nichts kommt, alle überrascht und eine große Bedeutung einnimmt?
Marc-Oliver Robbers: Das ist auch ungefähr meine Definition eines X-Faktors. Und ich greife da gleich mal die vorherige These wieder auf. Mein Kandidat ist nämlich Paul Zipser. Zu Beginn der Vorbereitung hatten ihn ja noch nicht viele auf dem Zettel, aber was er in den vergangenen Wochen abgeliefert hat, war schon stark. Der Junge kann halt alles und ist damit unheimlich schwer auszurechnen. Er muss vielleicht noch eine Spur selbstbewusster werden und die Lücken, die die anderen für ihn reißen, noch konsequenter ausnutzen.
Stefan Koch: Was Paul angeht: Ich habe schon relativ früh geglaubt, dass er zum Starter auf der Drei avancieren wird. Seine Athletik hilft der Mannschaft sehr, wie man zum Beispiel am offensiven Brett sieht: Immer wieder hält er Bälle im Spiel, selbst wenn er nicht selbst den Rebound abgreift, sondern ihn nur nach draußen tippt. Ich mag es, wie aktiv und vielseitig er ist. Wenn man nach der angesprochenen Definition geht und aus Sicht von Leuten analysiert, die vielleicht nicht so im Basketball drin sind: Ja, Paul kann der X-Faktor werden. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er nächsten Sommer gedraftet wird.
Ole Frerks: So gesehen, denke ich da auch als erstes an Zipser, zumal ich ohnehin ein großer Fan seines Spiels bin. Ich traue ihm ein Riesen-Turnier zu. Für mich kann ein X-Faktor aber auch jemand sein, der seiner Mannschaft eine neue Dimension geben kann, wenn er sein Potenzial abruft. Der aus einem mittelmäßiges Team ein gutes oder aus einem guten ein sehr gutes machen kann. Wie zum Beispiel Josh Smith bei den Rockets: Sie kamen auch ohne ihn klar, aber wenn er gut drauf war, machte sie das so viel gefährlicher. Beim deutschen Team kommen da für mich neben Zipser noch einige weitere Spieler in Frage - zum Beispiel Lo oder auch Voigtmann, dessen Rolle nach Zirbes' Ausfall exponentiell gewachsen ist. Auch die beiden haben außer den Insidern ja nicht viele auf dem Zettel.
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Felix Götz: Ich gehe da in eine ganz andere Richtung und nehme zwei Spieler, die sich eigentlich selbst übertreffen müssen: Robin Benzing und Alex King. Fleming kommt gar nicht drum herum, Nowitzki mehr Pausen als früher einzuräumen. Sitzt Dirkules auf der Bank, geht es für Benzing und King darum - etwas überspitzt ausgedrückt - den Schaden so gering wie möglich zu halten. Beide werden es mit absoluten Topspielern zu tun bekommen, die ihnen in der Regel körperlich überlegen sind. Da heißt es dagegenhalten und alles raushauen. Für Spezialaufträge in der Defense ist für mich dabei King die erste Wahl. Schaffen es Benzing und King nicht, an ihr Limit zu gehen, dürfte das zu großen Problemen für das deutsche Team führen.
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