Ein später Run reicht Frankreich gegen Russland - ebenso wie Griechenland ist der Titelverteidiger bereits sicher Gruppenerster. Milos Teodosic zeigt gegen die Türken eine meisterhafte Vorstellung und wahrt Serbiens weiße Weste. Tomas Satoransky rettet Tschechien gegen starke Belgier. Israel bucht das Ticket für Lille, Spanien schlägt Island mehr als deutlich.
Gruppe A
Bosnien-Herzegowina (1-3) - Finnland (2-2) 59:88 (BOXSCORE)
Punkte: Drasko Albijanic (14) - Jamar Wilson (16)
Rebounds: Elmedin Kikanovic, Andrija Stipanovic (beide 5) - Matti Nuutinen (8)
Assists: Alex Renfroe (6) - Petteri Koponen (6)
Polen (2-2) - Israel (3-1) 73:75 (BOXSCORE)
Punkte: Damian Kulig, Adam Waczynski (beide 13) - Gal Mekel (18)
Rebounds: Marcin Gortat (8) - D'Or Fischer (8)
Assists: Mateusz Ponitka (6) - Gal Mekel, Raviv Limonad (beide 5)
Es war ein echter Krimi, den sich Polen und Israel da lieferten. Kein Team führte jemals mit mehr als 5 Punkten, insgesamt wechselte die Führung sage und schreibe 17mal hin und her. Es war Yogev Ohayon, der Israel mit einem Dreier 1:45 Minuten vor Schluss entscheidend in Front brachte - danach folgte aber noch ein wahres Nervenspiel.
Denn Polen gab sich nicht auf und hielt die Uhr immer wieder mit Fouls an. Dreimal schickten sie allein in den letzten 29 Sekunden den früheren Mavs-Guard Gal Mekel an die Linie, der sich aber keine Blöße gab: Stolze 6 von 6 Freiwürfe versenkte er in den Schlusssekunden und tütete damit den Sieg für sein Team ein - und gleichzeitig das Ticket für die K.o.-Runde in Lille.
Polen-Coach Mike Taylor machte im Anschluss die größte Fehlerquelle seines Teams aus: "Ich war sehr enttäuscht davon, wie unkonzentriert wir mit dem Basketball umgegangen sind. Das Spiel war so eng, und wir haben aus unseren 23 Ballverlusten 29 Punkte kassiert."
Russland (0-4) - Frankreich (4-0) 67:74 (BOXSCORE)
Punkte: Vitaly Fridzon (20) - Nando De Colo (13)
Rebounds: Andrey Vorontsevich (9) - Rudy Gobert (10)
Assists: Dmitry Khvostov (10) - Tony Parker (4)
Letzten Endes keine große Überraschung: Titelverteidiger Frankreich hat sich als Gruppenerster fürs Achtelfinale qualifiziert und trifft auf den vierten der Deutschland-Gruppe B. Schon eher als Überraschung geht wiederum durch, dass Russland schon nach vier Spielen keine Chance mehr aufs Weiterkommen hat. Dabei verkauften sich die Russen diesmal durchaus gut, am Ende des Spiels setzte sich die größere individuelle Klasse der Franzosen dann doch durch.
Fünf Minuten vor Schluss hatte Russland noch mit 64:58 geführt, doch dann legte die L'Equipe mit Hilfe von Dreiern durch Joffrey Lauvergne und Nando De Colo einen 16:3-Run zum Endspurt hin. Rudy Gobert setzte mit einem mächtigen Dunk in der Schlussminute den Schlusspunkt. Der Center war mit 12 Punkten, 10 Rebounds und 4 Steals ohnehin mal wieder einer der Aktivposten.
Seite 1: Gruppe A mit Frankreich
Seite 2: Gruppe B mit Deutschland
Seite 3: Gruppe C mit Griechenland
Gruppe B
Türkei (2-2) - Serbien (4-0) 72:91 (BOXSCORE)
Punkte: Ali Muhammed (16) - Miroslav Raduljica (20)
Rebounds: Cedi Osman (9) - Miroslav Raduljica, Ognjen Kuzmic (beide 6)
Assists: Sinan Güler (6) - Milos Teodosic (13)
Wer noch Zweifel daran hatte, warum Milos Teodosic vielen als vielleicht bester Point Guard Europas gilt, bekam in dieser Partie eine stichhaltige Begründung präsentiert. Teodosic dominierte das Geschehen nach Belieben, ohne selbst den Abschluss zu forcieren - allein zur Pause stand er schon bei 10 Assists. Ohne Ballverlust!
Dementsprechend stark präsentierten sich die Serben, die auch defensiv wesentlich mehr richtig machten als die deutsche Mannschaft am Vortag und die zwei stärksten Waffen der Türken unter Kontrolle hielt.
Und das waren zum einen die Dreier, mit denen die Türken Deutschland noch so frustriert hatten. Diesmal klappte deutlich weniger (5/24 3FG). Ähnliches galt für Semih Erden, der in der zweiten Halbzeit zwar noch einmal aufdrehte, dafür am anderen Ende des Courts aber auch von Miroslav Raduljica dominiert wurde. Auch Ersan Ilyasova konnte dem Spiel nicht seinen Stempel aufdrücken.
Und so reichte es letzten Endes nicht für die Türken, um Serbien ernsthaft zu gefährden. Teodosic (am Ende 17 Punkte und 13 Assists Rebounds) und Kollegen drehen in Gruppe B daher weiterhin einsam ihre Kreise und treffen am Donnerstag noch auf Italien.
Italien (3-1) - Deutschland (1-3) 89:82 OT (BOXSCORE)
Island (0-4) - Spanien (2-2) 73:99 (BOXSCORE)
Punkte: Jon Stefansson (17) - Nikola Mirotic (22)
Rebounds: Hlynur Baeringsson (8) - Pau Gasol (7)
Assists: Jon Stefansson (6) - Fernando San Emeterio, Sergio Rodriguez (beide 6)
Kurzzeitig wirkte es, als könnte Island die Iberer tatsächlich gefährden. Kurz vor Ende des zweiten Viertels führte der "Basketball-Zwerg", die Spanier fanden nicht so recht in die Partie und fanden kein Mittel, um den starken Jon Stefansson in den Griff zu kriegen.
Aber wie so oft bei diesem Turnier zeigte sich der niedrige Talent-Level der Isländer eben doch, Spanien traf ein paar Dreier und ging dann doch wieder mit der Führung im Rücken in die Pause. Im dritten Viertel brachen dann auch doch alle Dämme - dem Offensiv-Punch von Pau Gasol, Nikola Mirotic und Co. hatten die Wikinger am Ende nichts mehr entgegenzusetzen.
Am Donnerstag haben die Isländer ihre letzte Chance, gegen die Türkei doch noch den einen EM-Erfolg einzufahren. Für die Iberer geht es noch gegen das mit dem Mut der Verzweiflung antretende DBB-Team.
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Seite 3: Gruppe C mit Griechenland
Gruppe C
Griechenland (4-0) - Slowenien (2-2) 83:72 (BOXSCORE)
Punkte: Vassilis Spanoulis (19) - Jaka Blazic (27)
Rebounds: Yannis Bourousis (8) - Jaka Blazic (5)
Assists: Vassilis Spanoulis (6) - Klemen Prepelic (4)
Eine Zeit lang sah es so aus, als könnten die Slowenien Griechenland ernsthaft gefährden. Die Hellenen hatten zwar die erste Halbzeit dominiert, im dritten Viertel und zu Anfang des vierten drehte allerdings Slowenien auf - vor allem in Person des überragenden Jaka Blazic, der wieder und wieder zum Korb ging und 19 seiner 27 Punkte nach der Pause erzielte. Auch Zoran Dragic (22 Punkte) trug wieder seinen Teil dazu bei, dass die Partie lange offen blieb.
Doch am Ende war die individuelle Klasse und vor allem Tiefe der Griechen einfach zu viel für die Slowenen, die bekanntlich auf einige ihrer besten Spieler verzichten mussten und neben Dragic und Blazic keine verlässlichen Optionen hatten. Gleich sechs griechische Spieler landeten dagegen in Double Figures, wobei sich vor allem das Olympiakos-Duo Vassilis Spanoulis und Georgios Printezis (16 Punkte) wieder einmal bewährte.
Der Neu-Bamberger Nikos Zisis (10 Punkte) war ebenfalls entscheidend am Sieg beteiligt. Ein Dreier aus der Ecke in der Schlussphase brachte die Griechen mit 13 Punkten in Vorsprung und sorgte für die Vorentscheidung. Der erste Platz in Gruppe C ist den Griechen damit bereits jetzt sicher.
Mazedonien (1-3) - Georgien (1-3) 75:90 (BOXSCORE)
Punkte: Richard Hendrix, Damjan Stojanovski (beide 14) - Zaza Pachulia (23)
Rebounds: Richard Hendrix (7) - Zaza Pachulia (14)
Assists: Vojdan Stojanovski (3) - George Tsintadze
Niederlande (1-3) - Kroatien (3-1) 72:78 (BOXSCORE)
Punkte: Roeland Schaftenaar (19) - Krunoslav Simon (18)
Rebounds: Robin Smeulders, Nicolas De Jong (beide 6) - Ante Tomic (8)
Assists: Leon Williams (5) - Krunoslav Simon (8)
So kann das aussehen, wenn ein NBA-Spieler mal richtig aufdreht: Kurz vor der Pause führten überraschend die Niederländer mit 8 Punkten, dann lief auf einmal Bojan Bogdanovic heiß - und war so richtig. 10 Punkte machte der Nets-Swingman innerhalb von zwei Minuten, insgesamt beendeten die Kroaten den Durchgang mit einem 17:1-Run. So schnell war die gute Ausgangslage für die Niederländer schon wieder futsch.
In der zweiten Halbzeit zeichnete sich dann ein ganz ähnliches Bild. Die Niederlande hielten sich fast die ganze Zeit über in Schlagdistanz, auch weil es bei den Kroaten die ganze Partie über an Präzision fehlte (43 Prozent aus dem Feld). Doch in der Schlussphase legten Dario Saric und Krunoslav Simon binnen weniger Sekunden nochmal 8 Punkte auf und marschierten letztendlich doch wieder davon.
Die Kroaten sind somit durch, für die Niederlande gibt es aber auch noch Hoffnung: Am Donnerstag geht es gegen die Griechen, die bereits als Gruppenerster feststehen und einige ihrer Stars schonen könnten.
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Gruppe D
Belgien (2-2) - Tschechien (3-1) 64:66 (BOXSCORE)
Punkte: Jonathan Tabu (12) - Jan Vesely (21)
Rebounds: Axel Hervelle (9) - Jan Vesely (12)
Assists: Sam Van Rossom (7) - Tomas Satoransky (9)
So schmal kann der Grat manchmal sein zwischen Heldenstatus und Sündenbock-Dasein: 35 Sekunden vor dem Ende traf Tomas Satoransky einen Dreier zur Führung, dann schnappte er sich am anderen Ende des Courts den Fehlwurf von Bosco und hatte nach einem Foul an der Freiwurflinie die Chance, die Führung auf 4 Punkte zu erhöhen - 5 Sekunden vor Schluss nahezu gleichbedeutend mit der Entscheidung des Spiels. Doch er verfehlte einen und gab den Belgiern noch eine Chance.
Aber nicht wirklich - denn sofort schickte Satoransky selbst Bosco an der Linie. Der traf zwar beide, ausgleichen konnte er aber nicht und dadurch ging Belgien die Zeit aus. Die Tschechen kamen also davon, haben in Satoransky einen neuen Helden und können bereits sicher mit dem Achtelfinale planen. Auch für die erneut stark fightenden Belgier ist aber noch alles drin, am letzten Gruppenspieltag geht es für sie gegen die Ukraine.
Lettland (2-2) - Ukraine (1-3) 74:75 (BOXSCORE)
Punkte: Dairis Bertans (17) - Kyrylo Fesenko (21)
Rebounds: Kaspars Berzins (6) - Kyrylo Fesenko (10)
Assists: Dairis Bertans, Janis Strelnieks (beide 5) - Jerome Randle (5)
Estland (1-3) - Litauen (3-1) 62:64 (BOXSCORE)
Punkte: Janar Talts (20) - Jonas Maciulis (15)
Rebounds: Sim-Sander Vene (7) - Jonas Maciulis (10)
Assists: Sten Sokk (5) - Mantas Kalnietis (7)
Die Litauer mussten ohne ihren besten Mann ran: Bei Jonas Valanciunas wurden Fieber-Symptome festgestellt, daher wurde der Center (19,7 Punkte und 10 Rebounds pro Spiel) in dieser Partie geschont. Angesichts ihrer Tiefe konnten sie sich das aber auch erlauben - ohne den Raptors-Star sprangen eben andere Spieler in die Bresche.
Wie zum Beispiel Jonas Maciulis. Der Forward sagte für Gefahr aus der Distanz und schnappte sich die Rebounds, als würde sein Nachname mit V beginnen. Und ganz abgesehen davon traf er 2 Sekunden vor dem Ende sogar noch den Jumper zum Sieg, wie sich danach rausstellen sollte: Der letzte Dreierversuch von Estlands Gregor Arbet verfehlte nämlich sein Ziel.
Es war der Schlusspunkt für ein Spiel, das nicht gerade durch Offensiv-Highlights glänzte. Beide Teams trafen eher mäßig aus dem Feld (Estland: 40 Prozent, Litauen: 36 Prozent) und lebten nicht selten von Einzelaktionen. Für die Litauer ist das Achtelfinale nun dennoch bereits gebucht, es geht nur noch um die Platzierung. Von daher könnte sich Valanciunas wohl noch einmal ausruhen.
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