SPOX: Es gibt ein Ranking der besten internationalen Talente des Jahrgangs 1997- ihres Jahrgangs. Sie werden auf Platz 22 eingestuft und teils stark kritisiert. Achtet man auf solche Rankings und Scouting Reports?
Kiel: Ich würde nicht sagen, dass ich darauf achte, aber ich habe mir sowas auch mal angeschaut. Wenn man auf Platz 22 ist, merkt man schon, dass man noch viel Arbeit vor sich hat. Davon lasse ich mich nicht unterkriegen - schließlich weiß ich, was ich vor mir habe und noch erreichen will.
SPOX: Eines Ihrer Vorbilder, Giannis Antetokounmpo, war vor dem Draft auch nicht besonders hoch eingestuft. Gibt es noch andere Vorbilder? Immer noch Danilo Gallinari?
Kiel: Spielerisch sind nach wie vor "The Greek Freak" und Danilo Gallinari meine Vorbilder, aber ich finde auch Kristaps Porzingis von New York überragend. Ich denke, Paul Zipsers Weg ist ebenfalls etwas Besonderes. Er zeigt, dass mit viel Motivation und Wille alles möglich ist.
SPOX: Bei Zipser merkt man gerade, dass es - auch wenn man im Draft ausgewählt wurde - immer noch schwer ist, sich in der NBA zu etablieren. Trotzdem hat er es geschafft und durfte mittlerweile sogar öfters starten. Zwischendurch musste er allerdings auch mal in der D-League ran...
Kiel: Ich glaube, das gehört heutzutage in der NBA dazu. Das war 2013 bei Dennis Schröder genauso. Er hat damals einige Spiele in der Developement League gemacht und eben gute Leistungen hingelegt - genau wie Zipser. Nur weil man gedraftet wurde, ist man noch lange nicht in der NBA angekommen, man muss weiter hart arbeiten.
SPOX: Also ist der Draft erst der Anfang?
Kiel: Jein. Ich würde eher sagen, dass der Weg noch nicht zu Ende ist. Auch wenn man es bis dahin geschafft hat, liegt weiterhin ein langer Weg vor dir. Als Spieler muss man es erstmal schaffen, Fuß zu fassen.
SPOX: Es gibt immer mehr Deutsche, die es in die NBA schaffen oder zumindest eine Zeit lang dort verbringen. Würden Sie die These unterschreiben, dass deutscher Basketball mit Talenten wie Ihnen, Schröder, Zipser, Mushidi und Hartenstein auf dem Vormarsch ist?
Kiel: Auf jeden Fall! Das ist mir schon in der Bundesliga aufgefallen. Es sind immer mehr junge, deutsche Spieler in der BBL, mit denen man sich versteht und die man teilweise schon aus der Nationalmannschaft kennt. Als Beispiel fallen mir Oldenburgs Jan Niklas Wimberg oder Marcel Keßen und Jonas Grof ein, die vor kurzem noch bei Hagen waren. Mit denen bin ich auch befreundet.
SPOX: Mit einigen der Jungs haben Sie ja bereits in der Jugend-Nationalmannschaft zusammengespielt, wie wäre es für Sie, mit ihnen in der A-Mannschaft zu spielen?
Kiel: Die A-Nationalmannschaft ist für jeden Jugendnationalspieler das Ziel und ich glaube, dass alle hochmotiviert sind, das zu erreichen. Es wäre auf jeden Fall eine coole Sache.
SPOX: Wie waren denn die Erfahrungen in der Jugend-Nationalmannschaft? Für Sie war die U18-EM ja eher ein schwieriges Turnier.
Kiel: Es war insgesamt eine sehr gute Erfahrung und ich würde es sofort wieder machen. Man kann sich jeden Sommer mit den anderen europäischen Talenten vergleichen und abchecken, wo man steht. Auch wenn ich keine "Mörder-EM" hingelegt habe, kann ich viel daraus ziehen. Man kann sich von den anderen Spielern auch ein bisschen abschauen, wie sie trainieren und auftreten, etc.
SPOX: Wollen Sie irgendwann dann mit Schröder in der FIBA-WM spielen?
Kiel: Seite an Seite mit Dennis zu spielen, ist für jeden deutschen Basketballer ein Traum. Alle schauen zu Schröder auf! Wenn man mal mit ihm zusammenspielen könnte, vielleicht auch in der NBA, wäre das etwas Großes.
Niklas Kiel im Steckbrief