Der Worst Case ist eingetreten. Die DBB-Auswahl ist nach der zweiten Niederlage im zweiten Spiel gegen die Dominikanische Republik (68:70) ausgeschieden. Es herrscht Fassungslosigkeit im deutschen Lager, eine kurzfristige Fehleranalyse lieferten nur vereinzelte Spieler.
"Das ist ein absolutes Desaster", stammelte ein fassungsloser Maodo Lo niedergeschlagen in die Mikrofone. Der Guard der Bayern stellte sich in Shenzhen neben Robin Benzing als einziger Spieler den Fragen der wartenden Reporter.
Auch Benzing wurde deutlich: "Es kann nicht sein, dass wir in einem solchen Entscheidungsspiel solche Fehler machen. Das darf man sich einfach nicht erlauben, vor allem nicht in seiner solch entscheidenden Phase."
Gegen die Dominikanische Republik, eine Basketball-Nation, die ohne ihre NBA-Stars Karl-Anthony Towns und Al Horford und nur mit vereinzelten Legionären antrat, setzte es eine völlig unerwartete Niederlage. Nicht nur ist der Zug für die Zwischenrunde damit abgefahren, auch die Qualifikation für ein Olympia-Qualifikations-Turnier ist ernsthaft in Gefahr.
DBB: Die Qualifikation für die Olympia-Qualifikation ist in Gefahr
Zur Erklärung: Das beste Team dieser WM aus jedem Verband plus ein weiteres aus Europa und Amerika qualifizieren sich direkt, danach dürfen 16 weitere bei vier verschiedenen Turnieren noch einmal die restlichen vier Tickets ausspielen. Wer rechnen kann, weiß, das wird verdammt eng für die Deutschen. Ansonsten gibt es noch vereinzelt Wildcards, wie DBB-Präsident Ingo Weiss erklärte. Man hätte sich aber lieber direkt qualifiziert, schob der Boss des Verbands nach.
Ja, das hätte man gerne, dazu hätte es aber eine deutlich bessere Leistung und vor allem einen Sieg des DBB gebraucht. "Das ist eine Enttäuschung, wir sind mit ganz anderen Erwartungen hierhin gefahren", erklärte Weiss weiter, der die Ereignisse als "großen Mist" bezeichnete. "Wir wollten unter die besten 16 kommen, das haben wir nicht geschafft."
DBB-Team: Die Stats gegen die Dominikanische Republik
Punkte | Würfe | Dreier | Freiwürfe | Assists | Turnover |
68 | 21/57 (36,8%) | 3/19 (15,8%) | 23/29 (79,3%) | 10 | 11 |
Bundestrainer Henrik Rödl lobt den Gegner
Für eine detaillierte Fehleranalyse war der nicht auf den Mund gefallene Weiss aber noch nicht bereit. Das teilte der Präsident mit Coach Rödl, der die Spielweise des Gegners lobte und angab, dass dieser einige schwere Würfe getroffen hätte. "Das war ein Spiel gegen einen unangenehmen Gegner, der in den entscheidenden Momenten da war. Wir haben dagegen leider keine Würfe von draußen getroffen", sagte Rödl.
Deutschland traf nur 16 Prozent von draußen, in der zweiten Halbzeit sogar nur 23 Prozent aus dem Feld überhaupt. Das konzeptlose deutsche Team traf nach dem Wechsel nur noch sechs von 26 Würfen. Es ging die Angst im deutschen Spiel um, wie wohl schon gegen Frankreich, als es Stimmen aus dem deutschen Lager gab, dass man "einen braunen Strich in der Hose" gehabt hätte.
Ganz anders die Dominikaner, die sich mit einem Buzzerbeater zum Ende des dritten Viertels das nötige Momentum verschafften und im Anschluss eine 8-Punkte-Führung erspielten. Der Underdog konzentrierte sich auf das Spiel, die Deutschen nur auf sich selbst. Nur in wenigen Phasen schaffte es das DBB-Team, wie eine Einheit auszusehen.
Deutsche Offense stockt - Dennis Schröder mit Problemen
Wie etwa im vierten Viertel, als die defensive Intensität zeitweise endlich da war. Über mehrere Minuten blieb die Dominikanische Republik ohne Punkte, Deutschland kam trotz teils weiter schwer verdaulicher Offense wieder heran.
"Ich dachte, dass wir das Spiel zu diesem Zeitpunkt wieder im Griff hatten", sagte Rödl. Eine Fehleinschätzung, wenige lichte Momente des Gegners reichten, um dieses Spiel zu gewinnen.
Dennis Schröder (20 Punkte, 5/18 FG, 7 Assists, 4 Turnover), konnte das Spiel nicht mehr an sich reißen und traf schlechte Entscheidungen - wie so viele an diesem Abend. Eine Stellungnahme vom deutschen Star gab es im Anschluss nicht mehr, es hieß, er werde am Mittwoch sprechen.
Das Ausscheiden in der Vorrunde, das war so nicht geplant. Auch Schröder kündigte vor dem Turnier an, dass man sich direkt für Olympia qualifizieren wolle, stattdessen ist nicht einmal die Qualifikation für das Qualifikations-Turnier sicher.
DBB: Ab in die Platzierungsrunde
Der Horror wird sich nun fortsetzen, in zwei Tagen geht es beim Loser-Gipfel gegen Jordanien weiter, danach muss das deutsche Team in die Platzierungsrunde. Dort wird es dann noch zwei Spiele gegen die ausgeschiedenen Teams der Gruppe H, Kanada und den Senegal, geben.
Wie auch immer das ausgeht, es werden zahlreiche Steine umgedreht werden nach diesem Super-GAU. Auch Coach Rödl dürfte sich nach dem Turnier einigen unangenehmen Fragen (übrigens: am Mittwoch ist ein Fan-Talk angesetzt ...) stellen müssen, auch wenn Weiss eine Rödl-Entlassung gegenüber der BIG kategorisch ausschloss.
Es warten unruhige Wochen auf Basketball-Deutschland, es dürfte Veränderungen geben, vor allem da in zwei Jahren die Heim-EM in Köln und Berlin vor der Tür steht. Werbung in eigener Sache war der Auftritt in Shenzhen jedenfalls nicht.