Franz Wagner hatte eine kurze Nacht. Früh am Samstagmorgen schoben die Ärzte auf Okinawa den "Knöchel der Basketball-Nation" zum MRT in die Röhre.
Komplette Entwarnung gab es für den NBA-Profi zwar nicht sofort, der Forward wird beim wichtigen Spiel gegen Australien ausfallen (Sonntag, 10.30 Uhr im LIVETICKER), aber zumindest dürfte Wagner vom "Worst Case" WM-Aus verschont bleiben.
"Wir konnten schwere Verletzungen ausschließen, es ist jetzt nichts gebrochen oder ein Syndesmoseriss oder so. Sachen, die die WM beenden würden", sagte Teamarzt Oliver Pütz am Samstag im Mannschaftshotel auf der japanischen Urlaubsinsel.
Wagner war am Freitag im Schlussviertel des Auftaktspiels gegen Gastgeber Japan (81:63) mit dem linken Fuß umgeknickt und musste humpelnd vom Feld.
DBB: Situation um Wagner bereitet Herbert Sorgen
Wagner gehe es "besser" als am Freitag, so Pütz, das Problem sei jedoch, "dass wir die Bildgebung noch nicht haben. Also wir können noch nicht sagen, was jetzt genau kaputt gegangen ist." Die Diagnose gestaltet sich schwierig, weil Pütz' Ärzteteam die Bilder nach Erhalt erst nach Deutschland zu einem Radiologen schicken muss.
Neben Wagner schlief auch Bundestrainer Gordon Herbert nicht allzu viel, nach eigenen Angaben nur 4,5 Stunden.
"In der Nacht war ich echt unglücklich, weil wir Franz Wagner nicht früher rausgenommen haben. Das hat mich noch sehr beschäftigt. Im Nachhinein ist man schlauer", sagte der Kanadier, der seine Entscheidung begründete: "Für mich war das Spiel noch nicht vorbei. Es waren zwanzig Punkte Vorsprung und noch fünf Minuten zu spielen."
Wagner-Einsatz: Auch Orlando Magic bestimmen mit
Die Stimmung bei Wagner, der nach seiner Auswechslung sichtbar niedergeschlagen war, habe sich derweil gebessert. Nach dem Japan-Spiel, so Pütz, sei die Laune "schlecht" gewesen, im Krankenhaus habe der gebürtige Berliner "schon wieder gescherzt" und am Samstag habe er einen "stabilen Eindruck" gemacht.
Im Laufe des Tages stand für Wagner individuelles Training auf dem Plan. Er soll laut Pütz "ein bisschen den Kreislauf in Schwung bringen und mit dem Kopf mal woanders sein". Die Situation habe Wagner "schon ziemlich angefasst".
"Wir sind im Kontakt mit Orlando und gehen natürlich kein Risiko ein", sagte Pütz: "Wir wollen natürlich, dass die Jungs auch im nächsten Sommer wiederkommen. Wenn das zu vertreten ist, wird er auf jeden Fall spielen. Und da ist Orlando relativ entspannt."
Finale um den Gruppensieg gegen Australien?
Der Ausfall Wagners trifft das Team hart, gegen Australien hätte Herbert seine Qualität gebraucht. Schließlich hatte der Olympia-Dritte von 2021 in seinem ersten Gruppenspiel Finnland mit 98:72 (45:40) demontiert. Folglich wird das Duell am Sonntag so etwas wie das Finale um den Gruppensieg in der schweren Staffel E.
Doch wer ist Favorit? "Da kann man wahrscheinliche eine Münze werfen", so Herbert: "Wir müssen besser spielen, um zu gewinnen. Wir können auf hohem Level spielen. Das wird interessant. Wir müssen uns an ihre Physis anpassen."