DBB - Erkenntnisse nach dem Slowenien-Coup: Der beste Dennis Schröder im Nationaltrikot

Von Robert Arndt
Dennis Schröder erzielte gegen Slowenien alle 17 Punkte nach der Pause.
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Andi Obst ist der X-Faktor

Einer der Adressaten von Schröder war nicht selten Andi Obst. Der Shooting Guard der Bayern stellte mit vier verwandelten Dreiern erneut seinen Wert für das Team unter Beweis (43 Prozent vergangene Saison von Downtown), auch wenn er diesmal nur von der Bank kam. Klubkollege Nick Weiler-Babb hatte diesmal den Vorzug erhalten, das könnte sich aber zum Auftakt gegen Frankreich wieder ändern.

Weiler-Babb ist zwar ein um Längen besserer Verteidiger, doch Obsts Gefahr von Downtown ist essentiell, selbst wenn er den Wurf gar nicht nimmt. Gegenspieler respektieren Obst für seinen Bilderbuch-Wurf, entsprechend bindet der Bayern-Guard einen möglichen Help Defender, was vor allem an der Seite von Schröder wichtig ist.

Herbert wollte sich nach dem Spiel zwar nicht in die Karten schauen lassen, ob Obst gegen Frankreich nicht wieder in der Starting Five stehen werden, lobte dafür aber ausdrücklich die körperliche Verfassung des Münchners.

Obst in der Starting Five ergibt ohnehin mehr Sinn, wenn man auf die Rotationen blickt. Das deutsche Team hat vier gute bis anständige Ballhandler, gegen Slowenien spielten mit Schröder, Weiler-Babb sowie Wagner gleich drei zusammen, während die Bank Units fast ausschließlich von Maodo Lo getragen werden mussten. Paart man dagegen NWB mit Lo hat das Team mehr Balance und ist weniger berechenbar.

Franz Wagner ist nicht zu ersetzen

Der eine Spieler, welchen Deutschland hingegen nicht ersetzen kann, ist Franz Wagner. Auch in seinem fünften Länderspiel konnte der NBA-Profi der Orlando Magic überzeugen, zu seinen 16 Punkten kamen gleich 5 Offensiv-Rebounds. Der Berliner hat einfach ein Näschen für den Ball, dazu hat er auf Small Forward gegen so ziemlich jeden Gegner Größenvorteile.

Wagners Vielseitigkeit bleibt ein echter Trumpf. Er kann sich als sekundärer Playmaker Würfe für sich selbst kreieren und Schröder damit entlasten. Gegen Slowenien wollte der Dreier zwar nicht wie gewünscht fallen (2/8), aber Wagner fand mit klugen Cuts oder Drives andere Wege, um zu scoren.

Dabei hilft, dass er mit 21 Jahren keine Furcht kennt. Es mag zwar nicht immer alles klappen (ein Postup gegen Doncic endete in einem Double-Dribble), aber er versteckt sich nicht und ist bereit, Verantwortung zu übernehmen.

Das gilt auch für die Defense, wo Wagner in Phasen die Herausforderung Doncic annahm und sich durchaus wacker schlug. Auch hier bliebt seine Länge und Agilität ein Trumpf, als Help Defender ist auch er am Ring wertvoll.

Die große Frage wird sein, wie viel Wagner abspulen kann. Kein anderer im Kader riss in der Vorsaison mehr Minuten ab, bisher war von Müdigkeit keine Spur. Gegen Slowenien stand der 21-Jährige knapp 27 Minuten auf dem Feld, bei der EM könnten es womöglich ein paar mehr werden.

Das liegt auch daran, dass es im Kader keine echten Alternativen gibt. Niels Giffey war erneut einer der schwächeren DBB-Akteure, Christian Sengfelder hat zwar offensiv einiges auf dem Kasten, muss aber defensiv versteckt werden. Viele Minuten für Wagner sind quasi alternativlos.

Er löst gleichzeitig ein DBB-Problem der vergangenen Dekade. Man muss sich nur mal fragen, wann Deutschland letztmals einen Forward von internationalem Format in ihren Reihen wusste, der mehr als nur ein Spezialist war. Man muss hier wohl bis zum großen Ademola Okulaja zurückgehen.

Und während man hinter Schröder mit Lo noch eine gute Alternative hat, ist der Qualitätsabfall hinter Wagner enorm und kann zu einem Problem werden, sollte der Berliner zum Beispiel mal in Foulprobleme geraten.

Franz Wagner überzeugte gegen Slowenien mit 16 Punkten.
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Franz Wagner überzeugte gegen Slowenien mit 16 Punkten.

An guten Tagen kann Deutschland jeden schlagen

Und zum Schluss noch die Frage der Fragen: Wo steht das DBB-Team wirklich? Die Vorstellung gegen Slowenien war tatsächlich die Beste in dieser Vorbereitung, nachdem zuletzt die Auftritte gegen Serbien und Schweden eher für Ernüchterung gesorgt hatten.

Auf alle Fälle kann Deutschland mithalten und an guten Tagen auch Turnier-Favoriten in Bedrängnis bringen. Slowenien wurde in München auf dem falschen Fuß erwischt, der Titelverteidiger hatte zuvor neun Spiele in Serie gewonnen und dabei Schwergewichte wie Serbien oder die Türkei geschlagen.

Der DBB trat als Einheit auf, hatte einen klaren Plan und wirkte wie eine echte Einheit. Darauf lässt sich aufbauen. Deutschland braucht in seiner schweren Gruppe drei Siege, um eine Chance für zumindest Platz drei zu haben. Gelingt das, ist vieles möglich, weil die Kreuzgruppe A (Spanien, Montenegro, Türkei, Georgien, Belgien, Bulgarien) bei weitem nicht so stark besetzt ist.

DBB: Die Spiele in der Gruppenphase bei der EuroBasket

DatumUhrzeitGegner
1. September20.30 UhrFrankreich
3. September14.30 UhrBosnien-Herzegowina
4. September14.30 UhrLitauen
6. September20.30 UhrSlowenien
7. September20.30 UhrUngarn
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